Waschen ohne Mikroplastik: 6 Ratschläge für weniger Plastik in der Wäsche

Autor: Lino Wirag; Brigitte Rohm | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 19.01.2020

Waschen ohne Mikroplastik: 6 Ratschläge für weniger Plastik in der Wäsche
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / stevepb

Waschmaschinen tragen dazu bei, dass die Umwelt sich mit immer mehr winzigen Plastikteilchen anreichert. Die gesundheitlichen und ökologischen Folgen von Mikroplastik sind noch weitgehend ungeklärt – ein Grund mehr, dafür zu sorgen, dass beim Waschen möglichst wenig Mikroplastik entsteht. Wir erklären, wie das geht.

Das meiste Mikroplastik in unserer Umwelt stammt zwar von Reifen, Fahrbahnen, Abfällen und Baustellen. Unsere Waschmaschinen sind aber keineswegs unschuldig an den vielen Plastikteilchen in der Umwelt, die auch ihren Weg in unseren Körper finden.

In einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT aus dem Sommer 2018 wurde geschätzt, dass "Faserabrieb bei der Textilwäsche" die zehntwichtigste Quelle von Mikroplastik in der Umwelt ist. Allein die Plastikmenge aus den Waschmaschinen in Privathaushalten bemaßen die Forscher dabei mit 66 Gramm pro Kopf pro Jahr. Das entspricht etwa dem Umfang von 13 Kreditkarten im Jahr, die jeder Deutsche jährlich aus seiner Kleidung ins Abwasser spült.

Waschen ohne Mikroplastik: Das können Sie tun

Wenn Sie verhindern möchten, dass Sie mit Ihrer Wäsche zum Mikroplastikproblem beitragen, können Sie an diesen sechs Punkten ansetzen.

1. Seltener waschen

Vermutlich haben Sie nur wenig Einfluss darauf, wie viel Wäsche bei Ihnen in jeder Woche anfällt. Was schmutzig ist, sollte nun mal gesäubert werden, da sich sonst Keime und Bakterien bilden. Das heißt aber nicht, dass jedes Kleidungsstück nach einmaligem Tragen sofort in die Maschine muss. Selbst dann nicht, wenn es direkt auf der Haut getragen wird wie ein BH – auch Büstenhalter können mehrmals getragen werden, bevor man sie reinigen sollte.

Wer Textilien seltener wäscht, spart nicht nur Wasser und Energie, sondern hält auch Mikroplastik zurück. Wenn keine Flecken zu sehen und keine unangenehmen Gerüche zu riechen sind, hilft oft schon lüften, um ein Kleidungsstück so aufzufrischen, dass es noch einmal getragen werden kann.

Das gilt auch für andere Textilien. Waschmaschinen-Hersteller Gorenje beispielsweise schreibt: "In den kälteren Monaten reicht es vollkommen aus, wenn Sie die Bettwäsche alle zwei bis vier Wochen wechseln." Jeans wiederum sollten so wenig wie möglich gewaschen werden, weil das Gewebe dadurch strapaziert wird. Selbst Trainingssachen können mindestens dreimal angezogen werden, da sie darauf ausgelegt sind, stärker belastet zu werden.

Erfreulicher Nebeneffekt: Kleidung, die seltener gewaschen wird, behält auch eher ihre ursprüngliche Farbe und Form.

2. Ein plastikfreies Waschmittel benutzen

Die meisten Vollwaschmittel, die zurzeit auf dem Markt sind, nutzen Kunststoffverbindungen (synthetische Polymere), um bestimmte Produkteigenschaften zu erzeugen. Sie sollen beispielsweise Schaum reduzieren oder dafür sorgen, dass Schmutz sich besser entfernen lässt.

Diese Kunststoffverbindungen sind letztlich flüssiges Plastik, das den Waschmitteln in löslicher Form beigegeben wird. Dabei handelt es sich zwar nicht um Mikroplastik im strengeren Sinn, weil unter diesen Begriff nur feste Partikel fallen, aber dennoch um Kunststoffe, die sich – genau wie Mikroplastik – in der Umwelt anreichern. Auch sie werden mit Umwelt- und Gesundheitsproblemen in Zusammenhang gebracht und deshalb von uns kritisiert.

Unser Waschmittel-Test (in Jahrbuch Kinder & Familie 2020) hat gezeigt, dass nur 4 von 25 Waschmitteln ganz ohne umstrittene Kunststoffverbindungen auskommen. Wenn Sie auf eines davon zurückgreifen, können Sie sichergehen, dass zumindest Ihr Waschmittel nicht zusätzlich zur Kunststoff-Verschmutzung beiträgt.

Lese-Tipp: Waschmittel im Test – Plastik in fast jedem Mittel

3. Auf Weichspüler verzichten

Die Verwendung von Weichspüler stellt grundsätzlich eine unnötige Umweltbelastung dar. Die Zusätze, die in Weichspüler enthalten sind, enthalten häufig zahlreiche Chemikalien sowie Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe, die Hautreizungen und allergische Reaktionen auslösen können. Ausnahmen stellen einige Bio-Weichspüler dar.

Weichspüler können aber auch zur Belastung mit Mikroplastik beitragen. Eine Studie der Universität Plymouth aus dem Jahr 2016 stellt dar, dass die Verwendung von Weichspüler dazu beiträgt, dass sich tendenziell mehr Fasern aus den Textilien lösen. So werde auch die Mikroplastik-Belastung erhöht.

Lesen Sie hier: Eklig! Warum Sie auf Weichspüler verzichten sollten

4. Das richtige Waschprogramm laufen lassen

Setzen Sie den Schonwaschgang so ein, wie es der Name nahelegt – schonend. Er weist nicht nur einen hohen Wasserverbrauch auf, sondern steht auch mit einer besonders hohen Mikroplastik-Belastung in Zusammenhang. Das zeigte eine Studie der Universität Newcastle aus dem Jahr 2019. Demnach setzt der Schonwaschgang (Feinwäsche) deutlich mehr Plastik frei als andere Wäscheprogramme.

Die britischen Forscher wuschen Probestücke aus Polyester-T-Shirts mit immer der gleichen Menge Waschmittel, aber mit verschiedenen Programmen. Das Ergebnis: Die vermeintlich schonenderen Feinwaschgänge wuschen durchschnittlich fast 0,1 Gramm Plastik (pro Kilo Wäsche) zusätzlich aus. Entscheidend war dabei offenbar vor allem die vergleichsweise hohe Wassermenge der Feinwäsche.

Wählen Sie stattdessen lieber das Umweltprogramm, das trotz einer längeren Waschdauer weniger Wasser und Strom verbraucht. 

Und: Halten Sie die Temperatur möglichst niedrig. Eine Studie der Universität Leeds fand im Dezember 2019 heraus, dass wärmere, längere Waschgänge deutlich mehr Mikrofasern ausspülen als kürzere Programme mit kühleren Temperaturen.

5. Waschbeutel nutzen

Spezielle Waschbeutel wie der "Guppyfriend" versprechen, dazu beizutragen, dass Bekleidung aus Kunststoff weniger Mikroplastik an die Umwelt abgibt. Sie sollen einen Teil der ausgespülten Plastikfasern zurückhalten, sodass diese über den normalen Müll entsorgt werden können und nicht ins Abwasser gelangen.

Laut Maike Rabe, Professorin am Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung der Hochschule Niederrhein, erfüllen die Beutel die versprochene Funktion zumindest teilweise. Der Nachteil: Viele Plastikpartikel sind wesentlich kleiner als die Poren des Beutels, sodass nur die größeren Faserbruchstücke zurückgehalten werden.

6. Plastikfreie Kleidung kaufen

Je niedriger der Kunststoffgehalt in eigenen Kleiderschrank, desto weniger Mikroplastik kann die Waschmaschine freisetzen. Achten Sie deshalb beim Textilkauf auf Naturfasern wie (Bio-)Baumwolle, Wolle, Leinen, Seide oder Hanf, und vermeiden Sie nach Möglichkeit Kunstfasern.

Synthetische Fasern in Bekleidung erkennen Sie unter anderem an den Bezeichnungen Acetat, Elastan (Lycra), Polyacryl, Polyethylen, Polyamid (Nylon, Perlon) oder Polyester. Sie vollständig zu vermeiden, ist gar nicht so einfach: Polyester steckt laut Greenpeace in über 60 Prozent unserer Bekleidung.

Letzter Tipp: Auch Kleidung vom Flohmarkt, die bereits häufig gewaschen wurde, enthält nicht mehr so viel Plastik wie neue Mode.

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