Studie: Darmbakterien helfen, PFAS auszuscheiden

Autor: Rebecca Welsch | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 08.07.2025

PFAS sind Ewigkeitschemikalien, die mit einer Reihe von gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht werden.
Foto: Mameraman/Shutterstock

PFAS sind überall. Die Umweltgifte werden vom Körper aufgenommen und stehen im Verdacht, zu zahlreichen gesundheitlichen Problemen zu führen. Eine Studie zeigt nun, dass einige Darmbakterienzellen in der Lage sind, PFAS aufzunehmen, zu speichern und auszuscheiden. 

PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Es gibt mehrere tausend verschiedene PFAS-Verbindungen. Sie kommen in diversen Alltagsprodukten vor, zum Beispiel in Regenjacken, beschichteten Pfannen, Kosmetik oder Bodenbelägen. Einmal in die Umwelt gelangt, bauen sie sich kaum mehr ab – daher auch der Name "Ewigkeitschemikalien".

Das Problem daran ist, dass einige PFA gesundheitliche Probleme hervorrufen könnten: Laut der Datenbank pfastoxdatabase.org sind ein verringertes Geburtsgewicht, Fettleibigkeit, Diabetes, hohe Cholesterinwerte, eine verminderte Reaktion auf Impfstoffe und Schilddrüsenerkrankungen möglicherweise mit PFAS verbunden.

Studie: Wie gehen Darmbakterien mit PFAS um?

Eine neue Studie unter Beteiligung der University of Cambridge und des UK Dementia Research Institute zeigt nun aber, dass der Körper vermutlich auch Abwehrmechanismen hat: Unsere Darmbakterien schützen uns womöglich vor den Umweltgiften. 

Die Forscherinnen und Forscher fragten sich, wie die menschlichen Darmbakterien mit PFAS umgehen. Sie untersuchten unter anderem, ob die Bakterien PFAS aufnehmen und speichern – und wie rasch und in welcher Menge das geschieht.

Um diese Fragen zu beantworten wendeten sie verschiedene Untersuchungsmethoden an. So führten sie Laborexperimente mit 89 Bakterienstämmen aus dem menschlichen Darm durch. Desweiteren verpflanzten die Forscherinnen und Forscher menschliche Darmbakterien in Mäuse, um ihre Hypothesen am lebenden Modell zu testen. 

Darmbakterien nehmen PFAS auf und speichern sie

Die Ergebnisse zeigen: 38 von 89 getesteten Darmbakterienstämmen akkumulierten PFAS signifikant. Das heißt, sie nahmen die Umweltgifte auf und speicherten sie im Zellinneren. Die Aufnahme erfolgte schnell, innerhalb von drei Minuten. Und zumindest die weit verbreiteten B.uniformis-Bakterien gaben die Umweltgifte über mindestens 7 Tage nicht wieder ab.

Desweiteren deutet die Studie darauf hin, dass PFAS vermehrt über den Stuhl ausgeschieden werden, wenn sie zuvor von Darmbakterien aufgenommen wurden: In den Mäuseexperimenten zeigte sich, dass Mäuse, die mit menschlichen Bakteriengemeinschaft besiedelt wurden, nach einmaliger PFAS-Gabe deutlich mehr der Umweltgifte ausschieden als die Kontrollgruppe, die keine menschlichen Darmbakterien im Organismus hatte. 

Dabei kam es sehr darauf an, um welche Art von Bakterien es sich handelte: Hoch-akkumulierende Bakterienstämme wie beispielsweise B. uniformis sorgten dafür, dass die Mäuse etwa doppelt so viele PFAS ausschieden als bei gering akkumulierenden Bakterien (E. coli, A. muciniphila etc.).

Die getesteten Bakterienarten nahmen zwischen 25 und 74 Prozent der PFAS auf. Interessant ist, das es dabei nicht auf die Gesamtmenge der Chemikalien ankam: Die Forscherinnen und Forscher stellten fest, dass die Bakterien immer in etwa einen ähnlichen Prozentsatz der PFAS aufnahmen – unabhängig von der absoluten Menge an PFAS, der die Mäuse ausgesetzt waren. 

Darm befreit sich selbst von PFAS 

Doch was bedeuten diese Forschungsergebnisse? Sie sind der erste Beweis dafür, dass das Darmmikrobiom eine hilfreiche Rolle bei der Beseitigung giftiger PFAS-Chemikalien aus unserem Körper spielen könnte – die Darmbakterien wirken dabei wie ein "biologisches Filtersystem".

Die Forscherinnen und Forscher betonen, dass es noch mehr Forschung braucht und dass die Untersuchungen  nicht direkt am Menschen getestet wurden. Dennoch könnte in Zukunft die Unterstützung der Darmflora dazu beitragen, PFAS aus dem menschlichen Körper zu entfernen.

Denkbar wären laut den Wissenschaftlern beispielsweise probiotische Nahrungsergänzungsmittel, die den Darm unterstützen und diesen mit den geeigneten Bakterien versorgen. 

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