Kontaktallergien: Ursachen und wirksame Behandlung

Autor: Redaktion | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 24.02.2017

Kontaktallergien
Foto: Shutterstock/asiandelight

Es fängt mit ein bisschen Ausschlag an. Doch Kontaktallergien – hervorgerufen von Nickel, Latex oder Duftstoffen – können schwere Folgen haben. Echte Heilung gibt es keine, wohl aber Medikamente und Hilfen, die den Umgang mit der Krankheit erleichtern.

  • Bei einer Kontaktallergie reagiert der Körper auf einen Fremdstoff, der über die Haut oder durch die Nase aufgenommen wird.
  • Eine allergische Reaktion zeigt sich an einer Entzündung der Haut, einem sogenannten Ekzem.
  • Wer vorbeugen will, vermeidet nach Möglichkeit den Kontakt mit bekannten Allergenen wie Nickel, um den Körper nicht zu sensibilisieren.

Erst rötet sich die Haut und schwillt an. Dann bilden sich kleine, stecknadelkopfgroße Blasen. Sie sind mit klarer Flüssigkeit gefüllt und jucken stark. Nach kurzer Zeit platzen sie auf und nässen. Langsam trocknet die entzündete Haut, und es bildet sich eine Kruste. Schließlich heilt das Ekzem ab. Eine solche Entzündung der Haut ist nicht ansteckend. Denn sie wird nicht von Viren oder Bakterien ausgelöst.

Ursache ist entweder eine Irritation der Haut durch reizende Chemikalien oder eine allergische Reaktion: eine sogenannte Kontaktallergie. Sie tritt meist dort auf, wo die Haut mit dem Allergen (beispielsweise Nickel, Latex oder ein bestimmter Duftstoff) in Berührung kam. Häufig sind Gegenstände oder Stoffe, mit denen wir im Alltag mehr oder weniger bewusst in Berührung kommen, der Auslöser: Modeschmuck, Reinigungsmittel, Kosmetik oder Baumaterialien.

Die Allergie zeigt sich allerdings nicht sofort, sondern mit einer Verzögerung von ein bis drei Tagen. Denn die Allergene gelangen erst über die Haut in den Körper und verbinden sich dort mit körpereigenen Entzündungszellen. Dann können sie bei sensibilisierten Menschen den Entzündungsprozess auslösen.

Kontaktallergien können zahlreiche Auslöser haben

Bei schweren Verläufen werden die Allergene über Lymphbahnen oder Blutgefäße weitertransportiert und im Körper verteilt. Dann bekommt man auch Ekzeme – d.h. Entzündungen oder Irritationen – an Hautstellen, die gar keinen Kontakt zu dem allergieauslösenden Stoff hatten. Manche Menschen reagieren auch allergisch, wenn sie das Kontaktallergen – etwa einen Duftstoff – in die Nase bekommen. Bekannt sind auch Fälle, in denen das Allergen aus der Luft in Kontakt mit der Haut kommt und dort eine Allergie auslöst.

Das Robert Koch-Institut (RKI), in letzter Zeit vor allem für seine Corona-Expertise bekannt, hat vor einigen Jahren auch eine große Befragung zum Gesundheitszustand der Deutschen durchgeführt. In den Ergebnissen, die 2013 online publiziert wurden, zeigt sich, dass Frauen vier Mal häufiger an Kontaktekzemen leiden als Männer – und zwar in allen Altersgruppen. "Als Ursache dafür sind zum einen Geschlechtsunterschiede bei der Berufswahl vorstellbar, zum anderen unterschiedlich häufiger Kontakt zu Modeschmuck und Duftstoffen", schreiben die Experten des Instituts. Laut RKI erkranken pro Jahr etwa drei Prozent der Bevölkerung an einem allergischen Kontaktekzem.

Die 20 häufigsten Kontaktallergene (Stand 2012)
Die 20 häufigsten Kontaktallergene (Stand 2012) (Foto: ÖKO-TEST)

Kontaktallergien können erst nach Jahren auftreten

Mehr als 3.000 Substanzen sind als Kontaktallergene bekannt. Darunter finden sich sowohl Naturstoffe als auch zahlreiche Chemikalien. Zu den häufigsten Allergenen zählen Metallsalze, Farb- und Duftstoffe sowie Konservierungsmittel. Nach Angaben des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK) sind zwischen 15 und 20 Prozent der Menschen gegen mindestens eines der wichtigen Kontaktallergene sensibilisiert.

Dem Ekzem geht nämlich – unbemerkt – die Phase der Sensibilisierung voraus. Bei einer Sensibilisierung hat der Organismus bereits eine Immunantwort auf einen bestimmten Fremdstoff aufgebaut, mit dem er zum ersten Mal in Kontakt gekommen ist. Bei einem erneuten Kontakt bewertet das Immunsystem die Substanz aufgrund einer Fehlschaltung neu: Der bis dahin unwichtige Fremdstoff wird plötzlich als Gefahr identifiziert, die es mit einer Entzündungsreaktion zu bekämpfen gilt – die allergische Reaktion tritt auf.

Deshalb können Kontaktallergien auch bei Stoffen auftreten, die über Jahre hinweg scheinbar problemlos vertragen wurden.

Kontaktallergien: Besser vorbeugen

Die Gründe für diese Fehlsteuerung sind wie bei Heuschnupfen und anderen Allergien vielfältig und teilweise unbekannt. Klar ist, dass die Sensibilisierung entscheidend von der Art und Dauer des Kontakts mit dem Allergen abhängt. Die beste Vorbeugung ist es deshalb, bekannte und potente Kontaktallergene von der Haut fernzuhalten. Beschleunigt wird die Sensibilisierung durch eine vorgeschädigte Haut.

Professor Harald Löffler von der Hautklinik Heilbronn hat beobachtet, dass dem allergischen Kontaktekzem häufig ein irritatives Ekzem vorausgeht. Ausgelöst werden sie oft durch Chemikalien, die die Haut reizen und Entzündungen auslösen können. Dazu gehören scharfe Säuren und Laugen, aber auch Tenside in Reinigungsmitteln oder Kosmetika.

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"Durch eine gestörte Barriere dringen Allergene leichter und tiefer in die Haut ein", erläutert Professor Löffler. Dadurch würde sich ihre sensibilisierende Potenz noch erhöhen. Deshalb raten Allergologen, leichte Hautirritationen nicht zu ignorieren. Denn eine Kontaktallergie ist nicht mehr heilbar – nur die Folgen, wie das Kontaktekzem, können behandelt werden. Bei wiederholtem Kontakt mit dem Allergen wird das Ekzem chronisch. Die einzige vorbeugende Therapie besteht darin, den auslösenden Stoff diagnostisch zu identifizieren – und dann zu meiden. Das kann auch bedeuten, einen erlernten Beruf aufzugeben.

Die (schwierige) Suche nach dem Kontaktallergen

Manchmal ist die Suche nach dem Kontaktallergen einfach, etwa wenn das Ekzem den Hals umschließt und die Patientin vor drei Tagen zum ersten Mal eine neue Halskette getragen hat: Das deutet auf Nickel hin. Oft ist jedoch nicht so eindeutig, ob und (wenn ja) welches der bekannten Kontaktallergene das Ekzem verursacht hat.

Um nicht Hunderte möglicher Allergieauslöser ausprobieren zu müssen, geht einem Test  in der Regel eine ausführliche Befragung voraus. Persönliche Gewohnheiten oder der berufliche Umgang mit einschlägigen Chemikalien liefern wichtige Hinweise. Doch endgültige Klarheit bringt nur der sogenannte Epikutan-Test, bei dem die auszutestenden Allergene für längere Zeit auf der Haut fixiert werden. Anschließend kann eine mögliche Reaktion des Körpers abgelesen werden.

Für bekannte Allergene gibt es Testsets, die mehrere Chemikalien abdecken, etwa den sogenannten Duftstoffmix 1. Auch für bestimmte Berufsgruppen gibt es Epikutan-Testsets. Oft testet der Allergologe auch persönliche Gebrauchsgegenstände, etwa eine bestimmte Creme. Schwierig wird es bei neuen Chemikalien, für die (noch) keine Epikutan-Testsets vorliegen.

Der häufige Kontakt mit Modeschmuck wird mit dem Entstehen von Kontaktallergien in Verbindung gebracht.
Der häufige Kontakt mit Modeschmuck wird mit dem Entstehen von Kontaktallergien in Verbindung gebracht. (Foto: CC0 / Unsplash.com / Uns Maddi Bazzocco)

Wenn der Beruf die Haut krank macht

Haben Arzt und Patient den Verdacht, ein chronisches Ekzem – meist an der Hand – könnte berufsbedingt sein, melden sie dies der zuständigen Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse. Noch vor 25 Jahren mussten die Betroffenen deshalb oft ihren erlernten Beruf aufgeben. Über 2.200 Fälle verzeichnete die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung für das Jahr 1995. Heute sind noch ein paar Hundert Menschen im Jahr betroffen.

19 Berufsgruppen "mit deutlich erhöhtem Erkrankungsrisiko für Kontaktekzeme" listet das einschlägige Merkblatt für Berufskrankheiten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) auf. Als Risikofaktoren gelten u.a. der regelmäßige Umgang mit irritierenden oder allergenen Substanzen sowie extrem häufiges Händewaschen oder Hände, die mehr als zwei Stunden täglich feucht oder nass sind.

Die 20 potentesten Kontaktallergene, unterteilt in Gruppen (Stand 2013)
Die 20 potentesten Kontaktallergene, unterteilt in Gruppen (Stand 2013) (Foto: ÖKO-TEST)

Besonders betroffen sind folgende Berufsgruppen:

  • Bauarbeiter: Bei ihnen sind die Hände stark beansprucht, öfter mal verschrammt, und kommen häufig in Kontakt mit Allergenen. Bei Malern sind es Konservierungsstoffe und Lösemittel in Farben, bei Maurern Chromate im Zement. Auch Kleber, Schäume, Dichtmassen und andere Materialien enthalten allergene Chemikalien. Häufig sind Allergien auf Epoxidharz sowie dazugehörige Verdünner und Härter.
  • Friseure: Die meisten chemischen Haarfarben, mit denen Friseure ihren Kundinnen einen neuen Look verpassen, enthalten allergieauslösende Farbstoffe. Ein besonders potentes Allergen ist der schwarze Farbstoff PPD (para-Phenylendiamin). Auch die Wirkstoffe für Dauerwellen und Blondierungen können Allergien auslösen, ebenso einige Shampoozutaten.
  • Gebäudereiniger haben entweder feuchte Hände oder arbeiten in luft- und wasserdichten Arbeitshandschuhen. Beides tut der Haut nicht gut. Gleiches gilt für Tenside, Konservierungsmittel und einige andere Inhaltsstoffe von Reinigungsmitteln.
  • Heil- und Pflegeberufe: Das ständige Händewaschen mit desinfizierenden Substanzen und Tensiden belastet die Haut, manche Biozide wirken zudem allergen.
  • Metallarbeiter: Sie kommen oft in Kontakt mit Metallionen von Nickel, Chrom oder Kobalt. Die beim Fräsen verwendeten Kühlschmierstoffe enthalten allergene Konservierungsmittel, meist Formaldehydabspalter. Reinigungsmittel entfetten nicht nur Stahl, sondern auch die Haut.
  • Nahrungsmittelindustrie: Reinigungsmittel und häufiges Waschen greifen die Hände an und machen sie anfälliger für allergene Proteine in Lebensmitteln. Besonders häufig betroffen sind Bäcker und Köche.

Der wichtigste und effektivste Schutz: Aggressive und allergene Arbeitsstoffe möglichst ersetzen oder (den Kontakt damit) zumindest verringern. Wo das nicht möglich ist, sollte die Haut durch passende Handschuhe und eine Creme geschützt werden.

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