Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere: Welche sind wirklich notwendig?

Autor: Annette Dohrmann/Heike Baier | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 20.09.2023

Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere versprechen viel, sind aber oft überflüssig.
Foto: Prostock-studio/Shutterstock

Gerade für Schwangere gibt es unzählige, oft teure Nahrungsergänzungsmittel. Wenn sich werdende Mütter gesund ernähren, sind die meisten Präparate überflüssig. Zwei Nährstoffe sollten sie allerdings zusätzlich einnehmen. Und: Für Veganerinnen gelten besondere Regeln.

  • Für werdende Mütter gilt: Sie sollen sich möglichst abwechslungsreich und gesund ernähren.
  • Mit speziellen Nahrungsergänzungsmitteln für Schwangere sollen sie darüber hinaus die gesunde Entwicklung des Kindes im Mutterleib unterstützen.
  • Abllerdings sind nicht alle Nahrungsergänzungsmittel auch sinnvoll. 

Dass Schwangere sich am besten vollwertig und abwechslungsreich ernähren und mengenmäßig nicht für zwei essen, wissen die meisten. Unsicher sind aber viele, was die Versorgung mit wesentlichen Nährstoffen angeht.

So viel vorweg: Der zusätzliche Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen lässt sich oft über die Ernährung abdecken. Aber nicht immer. Welche Stoffe jetzt wichtig sind und welche Schwangere zusätzlich einnehmen sollten, zeigt unser Überblick.

Folsäure & Co.: Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere

Folsäure

Folsäure gehört zu den Nährstoffen, die Schwangere zusätzlich als Präparat einnehmen sollten. Denn sie brauchen deutlich mehr von dem Vitamin der B-Gruppe als andere Erwachsene, etwa 500 statt 300 Mikrogramm (μg) am Tag.

Dieser zusätzliche Bedarf wäre jedoch auch dann nicht zu schaffen, wenn eine Schwangere täglich folatreiche Lebensmittel wie grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte, Tomaten oder Orangen essen würde. Ärzte raten daher, bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels täglich 400 μg Folsäure in Form von Tabletten einzunehmen – zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung. 

Folsäure spielt eine wichtige Rolle in Wachstumsprozessen und der Zellteilung. Sie senkt signifikant das Risiko für kindliche Fehlbildungen des Nervensystems und für Neuralrohrdefekte wie dem offenen Rücken. Auch Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten spätestens vier Wochen vor der Empfängnis präventiv täglich 400 μg Folsäure zuführen.

Haben die Frauen nicht bereits vor der Schwangerschaft ihren Folatspiegel aufgebaut, empfiehlt das Netzwerk Gesund ins Leben – ein bundesweiter Zusammenschluss wissenschaftlicher und medizinischer Institutionen –sogar 800 μg während des ersten Schwangerschaftsdrittels. Die Präparate gibt es in der Apotheke – sie enthalten häufig auch Jod.

Jod

Auch die ausreichende Zufuhr des Mineralstoffs Jod ist kaum über die Nahrung oder jodiertes Speisesalz abzudecken. Ein Jodmangel kann sich insbesondere in den ersten Monaten ungünstig auf die kognitive und psychomotorische Entwicklung des Kindes auswirken. Werdende Mütter sollten deshalb nach Rücksprache mit ihrem Arzt täglich 100 bis 150 μg Jodid einnehmen – zusätzlich zu jodreichen Lebensmitteln wie Fisch, Milchprodukten oder Jodsalz.

Die meisten Nährstoffe und Vitamine können Schwangere bereits mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung abdecken.
Die meisten Nährstoffe und Vitamine können Schwangere bereits mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung abdecken. (Foto: Anna Om/Shutterstock )

Darum sollte Eisen nicht immer supplementiert werden

Eisen

Schwangere haben auch einen erhöhten Bedarf an Eisen, weil viel für die Plazenta und das vermehrte Blutvolumen gebraucht wird. Allerdings verlieren sie auch weniger Eisen, da die Monatsblutung ausgesetzt ist. Ohnehin kontrollieren Ärzte die Eisenwerte im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen. Ein spezielles Präparat ist daher nur sinnvoll, wenn dabei ein Eisenmangel festgestellt wird. Die meisten Frauen können den erhöhten Eisenbedarf jedoch über ihre Ernährung abdecken.

Damit es gar nicht erst zu einem Eisenmangel kommt: Frühzeitig auf eine eisenreiche Ernährung achten. Besonders leicht kann der Körper das Eisen aus tierischen Lebensmitteln wie Fleisch oder Wurst verwerten. Auch in manchen pflanzlichen Nahrungsmitteln wie Haferflocken, Hirse, Linsen, Grünkohl, Trockenobst oder Cashewkernen steckt das Spurenelement reichlich. Am besten dazu ein Glas Orangensaft trinken, denn gemeinsam mit Vitamin C kann der Körper das pflanzliche Eisen besser aufnehmen.

Warum DHA für Schwangere wichtig ist?

Omega-3-Fettsäuren

Kein Zweifel, Omega-3-Fettsäuren sind gesund. Aber ihren Bedarf können Schwangere gut über die Ernährung decken. Wer beispielsweise regelmäßig Fisch isst, ist ausreichend mit den gesunden Fettsäuren versorgt. Regelmäßig heißt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): ein bis zwei Portionen pro Woche.

Schwieriger wird es bei einer rein veganen Ernährung oder wenn Frauen Fisch aus anderen Gründen ablehnen. Denn die langkettige Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) kommt in Pflanzennahrung so gut wie nicht vor. Auch Rapsöl, Leinöl oder Walnüsse liefern zwar Omega-3-Fettsäuren – allerdings ausschließlich die Alpha-Linolensäure (ALA) und eben nicht die besonders wichtige DHA.

Schwangeren, die nicht regelmäßig Fisch essen, rät das Netzwerk Gesund ins Leben deshalb, 200 Milligramm DHA pro Tag zu supplementieren. Und das muss gar nicht aus Fischöl kommen, denn dafür stehen auch rein pflanzliche Produkte auf Basis der Mikroalgen Schizochytrium und Ulkenia zur Verfügung. Diese Mikroalgen produzieren größere Mengen an DHA und werden in Aquakulturen kultiviert, weshalb sie weniger mit Schadstoffen belastet sein sollen als Makroalgen. Das anschließend daraus gewonnene DHA-reiche Öl gibt es im Handel als Nahrungsergänzungsmittel oder als Zusatz von pflanzlichen Ölen.

Frauen, die sich vegan ernähren, sollten zusätzlich Vitamin B12 einnehmen.
Frauen, die sich vegan ernähren, sollten zusätzlich Vitamin B12 einnehmen. (Foto: Dragana Gordic/Shutterstock)

Nahrungsergänzungsmittel für Veganerinnen

Prinzipiell ist es möglich, sich in der Schwangerschaft rein pflanzlich zu ernähren. Allerdings müssen schwangere Veganerinnen noch genauer als Vegetarierinnen darauf achten, was sie essen und wie sie ausreichend an alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe kommen – für sich selbst und um keine Mangelerscheinungen beim Ungeborenen zu riskieren.

Die Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben empfehlen deshalb für schwangere Frauen, die sich rein pflanzlich ernähren wollen, eine individuelle Ernährungsberatung und eine ärztliche Überwachung der kritischen Nährstoffe. Zu diesen kritischen Nährstoffen zählt das Netzwerk DHA, Zink, Eiweiß, Eisen, Kalzium und Jod.

Während sich Veganerinnen damit über eine gezielte Ernährung versorgen können, ist das bei Vitamin B12 gar nicht erst möglich. Denn das steckt fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln. Veganerinnen müssen das Vitamin deshalb obligatorisch über Nahrungsergänzungsmittel ersetzen. Denn eine Unterversorgung mit dem Nährstoff könnte neben neurologischen Problemen der Schwangeren auch zu einer dauerhaften Schädigung des kindlichen Nervensystems führen, warnt das Netzwerk.

Die DGE empfiehlt für Schwangere eine gegenüber anderen Erwachsenen etwas erhöhte Vitamin ­B12­Supplementierung von 4,5 Mikrogramm pro Tag. Empfehlenswerte B12­-Präparate finden Sie zum Beispiel hier:

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