Spätestens wenn die Bäume, Sträucher und Gräser in voller Blüte stehen, spüren Allergikerinnen und Allergiker das auf unangenehme Weise: Die Nase läuft, die Augen beginnen zu jucken und Tränen, Gaumen und Rachen brennen.
Während Erle und Hasel bereits im Dezember und Januar Pollen verbreiten, beginnen im Frühling viele andere Pollen zu fliegen: Esche, Pappel, Ulme und Weide blühen als erstes. Pollen von Birke und Buche sind ab April ebenfalls unterwegs. Gräser und Roggen blühen ab Mai und Juni, Ambrosia folgt etwas später.
Was hilft bei Heuschnupfen?
Zunächst wichtig zu wissen: Bei Heuschnupfen handelt es sich um eine Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers auf Pollen (Blütenstaubteilchen) von Bäumen, Sträuchern, Gräsern oder Getreide. Da sich die Pollen schnell über die Luft verbreiten, können sie bei Betroffenen allergische Reaktionen verursachen. "Das Immunsystem hängt an der Decke, es ist viel zu aktiv", sagt Regina Fölster-Holst, Oberärztin der Dermatologie am Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.
Typische Symptome bei Heuschnupfen sind:
- tränende und/oder juckende Augen (ggf. geschwollene Lider)
- starker Schnupfen (oft Fließschnupfen)
- Niesreiz, Niesanfälle
- Kratzen im Hals und am Gaumen
- Hautreaktionen
Es ist wichtig, die Symptome zu kennen, denn sie können schnell mit den Anzeichen einer Corona-Infektion verwechselt werden. Lesen Sie dazu auch: Corona oder Heuschnupfen? So können Sie den Unterschied erkennen
1. Allergietabletten
Eine effektive Maßnahme gegen lästige Heuschnupfen-Symptome sind Allergietabletten, sogenannte Antihistaminika. Diese Arzneimittel enthalten beispielsweise die Wirkstoffe Loratadin oder Cetirizindihydrochlorid. Antihistaminika unterbinden die allergische Reaktion des Körpers, indem sie die Rezeptoren des Botenstoffs Histamin blockieren.
In unserem letzten Allergietabletten-Test 2019 hat sich gezeigt: Viele Antihistaminika waren empfehlenswert, doch einige Mittel lindern mit veralteten Wirkstoffen, die unter anderem Müdigkeit verursachen. inzwischen sind Antihistaminika der zweiten Generation gängig.

Allergietabletten haben zwar eine lange Wirksamkeit von bis zu 24 Stunden, doch sie benötigen nach der Einnahme etwas Zeit, um zu wirken. Dann aber lindern sie Juckreiz, Niesreiz und tränende Augen. Ärztin Fölster-Holst rät dazu, das Antihistaminikum nicht nach Bedarf zu nehmen, sondern in der Blütezeit des jeweiligen Allergens durchgängig für drei oder vier Wochen: "Mal nehmen, mal nicht - das bringt nichts."
2. Augentropfen und Nasenspray
Einige Allergiker bekämpfen Heuschnupfen-Symptome lieber sofort, statt nach Einnahme einer Allergietablette ein bis zwei Stunden zu warten. Als Sofortmaßnahme können Augentropfen und Nasenspray helfen. Beides verschafft Linderung – ob Sie sich also für eine Tablette oder Tropfen bzw. Spray entscheiden, hängt von Ihren Bedürfnissen ab.
Kortisonhaltige Sprays oder Augentropfen können helfen, wenn Antihistaminika nicht mehr wirken. "Kortison hemmt Entzündungen. Denn jede Allergie ist ein entzündlicher Prozess", sagt Fölster-Holst. Wichtig zu wissen: Die Medikamente – ob Kortison-Präparate oder Antihistaminika – heilen die Pollenallergie nicht, sie lindern nur ihre Symptome.
3. Richtig lüften
Sie können lästigen Symptomen auch vorbeugen – und zwar durch cleveres Lüften. Wer Pollen möglichst nicht ins Haus holen möchte, sollte die Fenster tagsüber geschlossen halten. Lüften Sie besser früh morgens oder spät am Abend kurz Stoß. Je nach Wohnort kann sich die Pollenkonzentration in der Luft jedoch unterscheiden: In der Stadt ist die Luft vor 8 Uhr morgens am wenigsten mit Pollen belastet, im ländlichen Raum besser abends ab 19 Uhr lüften.
Auch die Pollensorte, auf die Sie allergisch reagieren, hat einen Einfluss auf die Lüftzeit. Am besten machen Sie in einer Hautarztpraxis einen Allergietest und informieren sich im Anschluss, welche Pollen wann fliegen. Gräserpollen etwa fliegen verstärkt abends durch die Luft.
Vollständig aussperren lassen sich die Pollen aber leider nicht. "Selbst wenn Sie sich im Keller einschließen, würden wahrscheinlich noch kleine Pollen durch die Fensterritzen hineinfliegen", sagt Dermatologin Prof. Regina Fölster-Holst.
Allergie bekämpfen: die wichtigsten Dos und Dont's
- Die Haare am Abend waschen oder zumindest ausspülen, um Pollen nicht auf dem Kopfkissen zu verteilen.
- Ein Tuch, Hut oder eine Kappe auf dem Kopf verhindern, dass sich Pollen im Haar verfangen.
- Die Kleidung wechseln, bevor Sie zu Bett gehen, und draußen getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer ablegen.
- Auch wenn es der Umwelt im Vergleich zum Trockner zugute kommt, aber Allergiker sollten Klamotten, Handtücher und Bettwäsche nicht im Freien trocknen, da sich sonst Pollen anheften können.
- Pollenschutzgitter vor den (Schlafzimmer-)Fenstern halten Blütenstaub aus der Wohnung fern.
- Kontaktlinsenträger können übergangsweise auf eine Brille ausweichen, diese schützt die Augen ein wenig vor den Pollen.
- Bei geschwollen, geröteten Augen verschafft eine Gurke eine wohltuende Kühlung. Nehmen Sie dazu ein Stück Gurke aus dem Kühlschrank, schneiden zwei Scheiben ab und legen diese für mindestens fünf Minuten auf die geschlossenen Augenlider.
- So schwer es auch fällt: Die Augen besser nicht reiben. Das macht das Jucken nur schlimmer.
Vorbeugen, damit aus Heuschnupfen kein Asthma wird
Was Allergiker wissen sollten: Aus Heuschnupfen kann Asthma (Asthma bronchiale) werden. Man spricht von einem Etagenwechsel, wenn sich die Allergie aus den oberen Atemwegen wie der Nase in die unteren Atemwege, also in die Lunge, ausbreitet.
Kommt der Betroffene dann in Kontakt mit den Allergenen, erlebt er nicht nur die typischen Allergiesymptome wie eine laufende Nase und Augenjucken, Husten und Beschwerden in den Ohren, im Hals, im Rachen sowie am Gaumen. Es ziehen sich auch die Bronchien in der Lunge krampfartig zusammen, was zu asthmatischem Husten und Atemnot führen kann, erklärt Prof. Christian Taube von der Deutschen Lungenstiftung. Auch lebensbedrohliche Asthma-Anfälle sind möglich.
Der Mediziner rät laut dpa daher, scheinbar harmlosen Heuschnupfen von einem auf Allergien und Lungenmedizin spezialisierten Fachmann untersuchen lassen. Denn eine Immuntherapie kann helfen, die Allergie schrittweise abzubauen – und damit die Entwicklung von Asthma bronchiale zu verhindern.
Die meisten Betroffenen von Asthma bronchiale müssen der Deutschen Lungenstiftung zufolge dauerhaft Medikamente einnehmen. Immerhin: Damit ließen sich nicht nur die asthmatischen Atembeschwerden lindern, sondern auch die Allergie als Auslöser für die Entzündungsprozesse in den oberen und unteren Atemwegen bekämpfen, so Prof. Taube.
Wenn Sie unter Heuschnupfen leiden, sollten Sie die Pollenallergie nicht alleine bekämpfen, sondern sich Rat und eine ärztliche Diagnose bei einem Allergologen oder eine Allergologin einholen. Auch HNO-, Lungen- oder Hautärzte können diese Zusatzqualifikation haben. Der Arzt oder die Ärztin kann dann entscheiden, welche Medikamente die Beschwerden am besten lindern und auch, ob eine langfristige Behandlung in Form einer spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung) möglich ist.
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