Grippe und grippaler Infekt – was ist der Unterschied?

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 05.12.2023

Grippe und grippaler Infekt – was ist der Unterschied?
Foto: Shutterstock/fizkes

Die Nase läuft, der Hals kratzt und die Glieder schmerzen. Ist das eine Grippe? Oder nur eine gewöhnliche Erkältung? Und was ist eigentlich ein grippaler Infekt? Wir erklären die Unterschiede – und die Gemeinsamkeiten. Plus Tipps zur Behandlung und Vorbeugung.

Die Temperaturen fallen und überall wird wieder geschnieft und gehustet. Die Erkältungssaison ist in vollem Gange, und Atemwegserkrankungen sind laut Robert Koch-Institut (RKI) derzeit außergewöhnlich weit verbreitet.

Viele stellen sich jetzt die Frage: Habe ich eine Erkältung? Oder doch die Grippe erwischt? Was sind überhaupt die Unterschiede zwischen den beiden Erkrankungen? Und: Wie lassen sie sich am besten behandeln und – besser noch – vermeiden? (Übrigens kommen auch Infektionen mit dem Corona-Virus derzeit wieder häufiger vor.)

Eine gewöhnliche Erkältung und eine echte Grippe (Influenza) lassen sich nicht immer auf den ersten Blick unterscheiden, denn: Beide sind Atemwegserkrankungen, die durch Viren ausgelöst werden. Dazu kommt: Die Begriffe "Grippe" und "grippaler Infekt" werden häufig falsch verwendet und durcheinandergebracht. Wir versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen.

Ist es eine Grippe oder eine Erkältung?

  • Influenza meint eine "echte" Grippe – hier handelt es sich meist um eine ernstzunehmende Erkrankung.
  • Im Unterschied dazu ist ein grippaler Infekt (alltagssprachlich: Erkältung oder auch Verkühlung) eine meist eher harmlose Erkrankung.

Wie unterscheiden sich Grippe und grippaler Infekt?

Beginnen wir bei den Gemeinsamkeiten: Husten, Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen können bei beiden Erkrankungen auftreten – allerdings in unterschiedlicher Ausprägung.

Den großen Unterschied macht der Beginn, mit dem die beiden Erkrankungen "zuschlagen": Der Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte erklärt: "Typisch für eine Influenza ist der plötzliche Beginn der Erkrankung – ohne Vorwarnung treten z.B. bei sonst gesunden Menschen hohes Fieber (bis zu 41°C), Abgeschlagenheit, Schüttelfrost, Schweißausbrüche, Kopfschmerzen, Halsschmerzen und Hustenreiz auf."

Eine Erkältung hingegen beginnt eher schleichend, oft mit Schnupfen. "Erste Krankheitszeichen einer Erkältung sind häufig ein Jucken, Brennen oder Kribbeln in der Nase. Bald darauf setzt wässriger Schnupfen ein, verbunden mit verstärktem Niesreiz", so der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. "Kratzen im Hals, leichte Schluckbeschwerden, Husten, eventuell Kopf-, unter Umständen auch Gliederschmerzen, Fieber sowie allgemeine Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Unwohlsein und Frösteln kommen dazu."

Wichtig bei einer Atemwegserkrankung: In Ruhe auskurieren.
Wichtig bei einer Atemwegserkrankung: In Ruhe auskurieren. (Foto: Shutterstock/Tero Vesalainen)

Weitere Unterscheidungsmerkmale sind:

  • Hohes Fieber ist generell ein Hinweis darauf, dass es sich um eine Grippe und nicht um eine Erkältung handelt. Bei einer Erkältung steigt die Temperatur meist nicht so hoch.
  • Umgekehrt ist Schnupfen eher eine Begleiterscheinung eines grippalen Infekts.
  • Bei einer Grippe fühlt der sich der oder die Erkrankte richtig krank und bleibt freiwillig im Bett. "Fast alle an Grippe erkrankten Menschen sind nicht arbeits- bzw. schulfähig", fügt der Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte hinzu. Eine Erkältung hingegen verläuft deutlich harmloser, und viele Erkrankte fühlen sich nur leicht angeschlagen und nicht richtig krank.

Grippe: Symptome

  • schlagartiger Krankheitsbeginn
  • zum Teil hohes Fieber (um 40 Grad)
  • trockener Husten
  • starke Kopfschmerzen
  • starke Gliederschmerzen
  • starke Halsschmerzen
  • insgesamt starkes "Krankheitsgefühl"
  • Krankheitsdauer: zwei bis drei Wochen
  • Auftreten: Die jährliche Grippewelle findet üblicherweise zwischen Dezember und März statt 

Grippaler Infekt/Erkältung: Symptome

  • eher schleichender Krankheitsbeginn
  • gar kein oder nur leichtes Fieber (erhöhte Temperatur)
  • Husten
  • Niesen
  • Schnupfen mit verstopfter oder laufender Nase
  • leichte Kopfschmerzen
  • leichte Gliederschmerzen
  • Müdigkeit, insgesamt kein so starkes "Krankheitsgefühl"
  • Halsschmerzen
  • Krankheitsdauer: ein bis zwei Wochen
  • Auftreten: ganzjährig mit Schwerpunkt in der kalten Jahreszeit

Die Grippe wird von Influenza-Viren (Influenza A, B und C) ausgelöst, während bei einem grippalen Infekt Hunderte unterschiedlicher Viren (vor allem Rhino- und Adenoviren) als Auslöser in Frage kommen.

Der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V. erklärt: "Mehr als 200 verschiedene Virustypen, die sich auch noch ständig verändern, können eine Erkältung verursachen. Daher entwickelt der Körper nie eine vollständige Resistenz gegen die Erreger und man wird unter Umständen mehrmals im Jahr krank. Erwachsene bekommen durchschnittlich 2- bis 4-mal im Jahr eine Erkältung, während Kinder zwischen 3- und 12-mal betroffen sein können."

Übrigens: Aufgrund der unterschiedlichen Viren kann sich aus einem grippalen Infekt keine Grippe entwickeln.

Wichtig: Die Symptome sowohl einer Influenza als auch einer Erkältung können denen einer Corona-Infektion (Covid-19) ähnlich sein. Auch eine Doppelinfektion mit einem schweren Krankheitsverlauf ist möglich. Klicken Sie auf den folgenden Kasten, um zu erfahren, wie sich eine Grippe-Erkrankung von Corona unterscheiden lässt:

Zudem gibt es auch bakterielle Atemwegserkrankungen, die man sich zusätzlich zu einer viralen Infektion einfangen kann. Damit steigt das Risiko für einen eher schweren Verlauf (z.B. mit einer Lungenentzündung). "Ein erneuter Fieberanstieg um den dritten Krankheitstag weist auf den Beginn einer zusätzlichen bakteriellen Infektion hin", erklärt der Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte.

Eine zuverlässige Diagnose kann schlussendlich nur eine Ärztin oder ein Arzt stellen. 

Grippe und Erkältung: Wann zum Arzt?

Die Stiftung Gesundheitswissen (SGW) erklärt: "Für einen gesunden Menschen mit guten Abwehrkräften stellt Grippe in der Regel kein Problem dar. Nach ein paar Tagen hat das Immunsystem die Krankheit meistens im Griff, sodass die Beschwerden langsam nachlassen. Dennoch kann Grippe auch einen schweren Verlauf nehmen."

Besondere Vorsicht ist für bestimmte Personengruppen wichtig, so das Klinikum Vest: "Kleine Kinder und ältere Erwachsene (ab 65 Jahren), schwangere Frauen, Patienten mit einem geschwächten Immunsystem oder Menschen mit vorbestehenden Atemwegserkrankungen (Asthma, COPD) können schwere Komplikationen einer Influenza entwickeln. Dazu zählen eine Lungenentzündung, eine Herzmuskelentzündung oder eine Entzündung des Gehirns." Hier lautet der Rat: "Bei starkem Krankheitsgefühl, hohem Fieber, Luftnot oder Störung des Bewusstseins muss dringend ein Arzt aufgesucht werden."

Generell gilt für alle Atemwegserkrankungen: Wenn Sie sich ernsthaft krank fühlen, hohes Fieber haben oder unter starken Glieder- und Kopfschmerzen leiden, sollten Sie zum Arzt gehen.

In Bezug auf Kinder und Jugendliche rät der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte: "Zum Kinder- und Jugendarzt sollte man spätestens gehen, wenn das Kind länger als zwei Wochen hustet, wenn es heiser wird, wenn es Atembeschwerden hat oder über Schmerzen klagt. Ärztlichen Rat sollte man auf alle Fälle einholen, wenn sich der Schleim gelblich verfärbt oder durch Blutbeimengungen rötlich aussieht."

Grippe und Erkältung: Was hilft?

Sowohl eine Erkältung als auch eine Influenza heilen in den meisten Fällen von alleine aus. Egal um welche Erkrankung es sich handelt: Wichtig ist, sich in aller Ruhe auszukurieren. Das empfiehlt auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte: "Ruhe und Schlaf führen bei Erkältungskrankheiten am schnellsten zur Erholung."

Egal ob Grippe oder Erkältung: Behandelt werden in der Regel nur die Symptome, zum Beispiel mit Medikamenten wie Schmerzmitteln, Nasenspray oder Hustensaft. "Allgemein ist es sinnvoller, das jeweilige Hauptsymptom einer Erkältungskrankheit mit einem spezifischen Medikament zu behandeln und auf Kombinationspräparate zu verzichten. In Apotheken und Drogerien ist eine Vielzahl von Mitteln rezeptfrei erhältlich", empfiehlt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, der auf seiner Webseite auch spezielle Empfehlungen für Medikamente zusammengestellt hat.

Als Hausmittel helfen

  • Generell und bei Husten: viel Flüssigkeit
  • Bei Fieber: Wadenwickel
  • Bei Schnupfen und bei einer verstopften Nase: Inhalieren
  • Bei trockenem Husten: Heiße Milch mit Honig
  • bei Halsweh: Kräutertee (zum Weiterlesen: Diese Teesorten helfen gegen Halsweh)

Als Alternative zu Nasensprays können auch selbst hergestellte Kochsalz-Nasentropfen (1 Gramm Speisesalz in 100 ml Wasser) eingesetzt werden, empfiehlt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Bei der Anwendung von Nasensprays sollten Sie die empfohlene Höchstanwendungsdauer nicht überschreiten:

Für Risikopatienten stehen bei einer Influenza antivirale Medikamente zur Verfügung – allerdings nur, wenn man frühzeitig mit der Therapie startet. "Je früher das so genannte Virostatikum verwendet wird, desto größer ist in der Regel der Behandlungserfolg. Nach 48 Stunden macht der Einsatz keinen Sinn mehr", so der Verband Pneumologischer Kliniken (VPK).

Sind Bakterien im Spiel, können Antibiotika helfen. Bei Viren sind diese Arzneimittel wirkungslos.

Schutz vor einem grippalen Infekt/Erkältung

Gerade weil es bei einer Erkältung so viele potentiellen Auslöser gibt, ist man ihr fast schutzlos ausgeliefert. Das Immunsystem schafft es in manchen Fällen, die Viren abzuwehren, in anderen nicht. Um sich vor gewöhnlichen Erkältungen zu schützen, helfen ein gesunder Lebensstil, ein starkes Immunsystem und grundlegende Hygienemaßnahmen. 

Vor einer Influenza kann man sich zusätzlich mit einer Impfung schützen.

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