Für gesunde Erwachsene in Ordnung – DGE ändert Position zu veganer Ernährung

Autor: Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 14.06.2024

Für gesunde Erwachsene in Ordnung – DGE ändert Position zu veganer Ernährung
Foto: Alexandra Anschiz/Shutterstock

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung veröffentlicht ein neues Positionspapier zur veganen Ernährung. Darin erklärt sie, dass eine rein pflanzliche Ernährung für die gesunde erwachsene Bevölkerung unter bestimmten Voraussetzungen gesundheitsfördernd sein kann. Für Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende und Senioren spricht die DGE allerdings weiterhin keine eindeutige Empfehlung aus.

Für das neue Positionspapier zur veganen Ernährung bezieht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) neben neuen Daten zur Gesundheit erstmals auch den Aspekt Umwelt mit ein. Denn, so schreibt die Gesellschaft: Pflanzenbetonte Ernährungsweisen belasten die Umwelt und das Klima weniger als die übliche Ernährungsweise in Deutschland und fördern die Gesundheit. Zudem nimmt das Positionspapier auch die Gruppe der Senioren neu mit in den Fokus.

Bereits 2016 und 2020 hatte die DGE ein Positionspapier zur veganen Ernährung veröffentlicht. Damals erfolgte die Bewertung ausschließlich unter Betrachtung der Nährstoffversorgung. Auf dieser Basis sprach sich die Gesellschaft bisher gegen eine Empfehlung einer veganen Ernährungsweise insbesondere für die sogenannten "vulnerablen Bevölkerungsgruppen", wie Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende aus.

Denn, so die Argumentation, das Risiko für Nährstoffdefizite und Gesundheitsstörungen sei einfach zu groß. Auch für die gesunde Allgemeinbevölkerung sei eine ausreichende Nährstoffversorgung ohne Supplementation (potenziell) kritischer Nährstoffe nicht oder nur schwer möglich ist, urteilte die DGE damals.

Von dieser Haltung ist die Gesellschaft nun leicht abgewichen. Zumindest für die gesunde Allgemeinbevölkerung hält sie es nun für möglich, dass sie sich mit einer veganen Ernährung gesund ernähren kann. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.

Für bestimmte Bevölkerungsgruppen, darunter auch Schwangere, spricht die DGE nach wie vor keine klare Empfehlung für oder gegen eine vegane Ernährung aus.
Für bestimmte Bevölkerungsgruppen, darunter auch Schwangere, spricht die DGE nach wie vor keine klare Empfehlung für oder gegen eine vegane Ernährung aus. (Foto: Ground Picture/Shutterstock)

So kann vegane Ernährung laut der DGE gesund sein

Zu den Voraussetzungen, unter denen eine vegane Ernährung gesundheitsfördernd sein kann, gehört für die DGE unter anderem die Einnahme eines Vitamin-B12-Präparats, eine ausgewogene, gut geplante Lebensmittelauswahl sowie eine "bedarfsdeckende Zufuhr der potenziell kritischen Nährstoffe". Zu letzteren zählt die DGE neben Vitamin B12 auch Jod, Protein, langkettige Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D, Vitamin B2, Calcium, Eisen, Zink und Selen. Auch Vitamin A wird als gegebenenfalls kritisch eingeschätzt.

Ausdrücklich keine eindeutige Empfehlung für oder gegen eine vegane Ernährung spricht die DGE dagegen für Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende und Senioren aus. Ein Grund ist die aus Sicht der Gesellschaft immer noch eingeschränkte Datenlage, die keine eindeutigen Schlüsse zulässt. Zudem weist die DGE darauf hin, dass eine sorgfältig gestaltete Ernährung für diese Bevölkerungsgruppen von noch größerer Bedeutung ist als für die gesunde erwachsene Allgemeinbevölkerung.

DGE sieht sowohl Vorteile als auch Risiken

Anhand von neuesten Studien beleuchtet das Positionspapier der DGE zudem die gesundheitlichen Vorteile und Risiken, die eine vegane Ernährung mit sich bringen kann. Allerdings schätzen die Autoren und Autorinnen des Papier die Vertrauenswürdigkeit der Ergebnisse als niedrig bis sehr niedrig ein. 

Auf der Vorteilsseite steht eine tendenziell bessere kardiometrische Gesundheit, niedrigere BMI-Werte und Blutfettwerte sowie ein niedrigerer Nüchternblutzucker. Bei den Nachteilen stehen eine potenziell schlechtere Knochengesundheit und ein höheres Frakturrisiko.

Vegane Ernährung schont die Umwelt 

Auf Basis von Ökobilanzierungen und Modellrechnungen haben die Autoren und Autorinnen des Positionspapiers zudem die Effekte einer veganen Ernährung auf die Umwelt bewertet. Dafür nahmen sie verschiedene Umweltfaktoren, wie Treibhausgasemissionen, Landnutzung und Biodiversitätsverlust unter die Lupe. Ergebnis: Eine vegane Ernährung ist im Vergleich zu einer omnivoren Diät umweltfreundlicher und empfehlenswert, um Umweltbelastungen des Ernährungssystems zu verringern.

Wofür steht die DGE?

Grundsätzlich empfiehlt die DGE eine Ernährung, die zu einem großen Anteil aus Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft besteht und durch Lebensmittel tierischer Herkunft ergänzt wird, heißt es in dem Positionspapier. Das zeigt sich zum Beispiel auch an den allgemeinen Ernährungsempfehlungen für die deutsche Bevölkerung im Alter von 18 bis 65 Jahren, die erst im März 2024 überarbeitet wurden. Fleisch- und Milchprodukte spielen darin nach wie vor eine Rolle. Wichtig sei darüber hinaus, dass die Lebensmittelauswahl eine bedarfsdeckende Nährstoffzufuhr gewährleistet.

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