Deutschland schnieft und hustet. Wenn die Temperaturen sinken und wir uns wieder in geschlossenen Räumen mit trockener Luft versammeln, haben Viren Hochkonjunktur. Das spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen wider: Die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen (ARE) ist in den vergangenen Wochen deutlich angestiegen und befindet sich laut Robert Koch-Institut (RKI) bereits auf einem hohen Niveau.
Laut Schätzungen des RKI waren in der 40. Kalenderwoche etwa 7,5 Millionen Menschen in Deutschland von einer akuten Atemwegserkrankung betroffen. Das bedeutet, dass momentan etwa jeder zehnte Mensch in Deutschland erkältet ist.
Die gute Nachricht: schwere Fälle, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, liegen derzeit auf einem sehr niedrigen Niveau, teilweise sogar niedriger als im Vorjahr zur gleichen Zeit.
Die wichtigsten Erkenntnisse zur aktuellen Lage:
- Rhinoviren (Erkältung) sind die Hauptverursacher: Sie lösen derzeit die meisten Infektionen (ca. 35 Prozent) aus.
- Corona spielt mit, aber schwächer: SARS-CoV-2 ist zwar präsent (ca. 18 Prozent), spielt aber eine geringere Rolle als noch im vergangenen Herbst. Die geschätzte Inzidenz liegt aktuell bei 400 bis 500 Covid-19-Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.
- Grippe (ca. 9 Prozent) spielt momentan noch keine Rolle: Die jährliche Grippewelle beginnt in der Regel erst später in der Saison, meistens im November, Dezember oder sogar erst im Januar.
Omikron-Linie Stratus dominiert das Infektionsgeschehen
Bei den Corona-Infektionen dominiert aktuell die Linie XFG, besser bekannt als Stratus. Mit einem Anteil von rund 80 bis 82 Prozent ist diese Omikron-Linie die am häufigsten nachgewiesene Variante.
Medien gaben dieser Variante den Spitznamen "Frankenstein-Variante". Dieser Name bezieht sich jedoch nicht auf eine erhöhte Gefährlichkeit, sondern darauf, dass das genetische Profil ein Mosaik aus zahlreichen Virus-Mutationen darstellt, also aus verschiedenen "Teilen" zusammengesetzt ist.
Das Wichtigste zu Stratus: Obwohl diese Virenlinie ansteckender ist und sich vor allem in den oberen Atemwegen vermehrt, verläuft die Erkrankung in der Regel nicht schwer. Zu Beginn ihrer Corona-Erkrankung berichten Patientinnen und Patienten derzeit unter anderem von Heiserkeit, einer rauen Stimme und Halsschmerzen, erklärt die Infektiologin Prof. Hortense Slevogt von der Medizinischen Hochschule Hannover in Medienberichten.
Das Risiko für die öffentliche Gesundheit stuft das RKI derzeit als gering ein. Trotzdem können nach wie vor schwere Verläufe auftreten, insbesondere in Risikogruppen wie älteren Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen.
Welche Symptome typisch sind
Halsweh, Husten, laufende Nase, Kopf- und Gliederschmerzen – diese Symptome können bei Erkältungen, der Grippe, Corona oder auch dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) auftreten. Für Betroffene ist es schwierig, nur anhand der Symptomatik zu bestimmen, welcher Erreger dahintersteckt.
Das RKI erklärt, dass bestimmte Muster Hinweise geben können:
- Corona: Fieberhafte Verläufe sind häufiger als bei einer einfachen Erkältung.
- Grippe (Influenza): Die echte Grippe beginnt oft plötzlich und mit voller Wucht.
- RSV: Bei diesem Virus kann insbesondere der Husten länger anhalten, manchmal über vier Wochen.
Wie bekomme ich Gewissheit?
"Wenn es klinisch relevant ist – etwa bei Risikopersonen, schweren Symptomen oder wenn eine gezielte Therapie erwogen wird –, klärt man die Ursache am sichersten mit einem PCR-Test", rät Slevogt. Antigen-Schnelltests sind zwar zuverlässig, wenn die Viruslast hoch ist. Ist die Viruslast allerdings niedrig, steigt die Wahrscheinlichkeit eines falsch-negativen Ergebnisses. Bei anhaltendem Verdacht sollte der Antigen-Test nach 48 Stunden wiederholt oder gleich ein PCR-Test durchgeführt werden.
Hinweis: Abgelaufene Tests sind in ihrer Aussagekraft nicht mehr verlässlich.
Schutz für den Herbst: Impfungen gegen Viren
Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist jetzt im Herbst der ideale Zeitpunkt, den eigenen Impfstatus zu überdenken und zu überprüfen. Impfungen können das Risiko schwerer Verläufe deutlich senken.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) gibt dazu klare Empfehlungen:
- Corona- und Grippeimpfung: Menschen ab 60 Jahren sowie Erwachsene mit Grunderkrankungen sollten sich im Herbst eine Auffrischungsimpfung holen. Expertin Slevogt empfiehlt, sich idealerweise gleich beide Impfungen zusammen zu verabreichen. Die aktuelle Corona-Impfung sei auch gegen die vorherrschende Stratus-Variante wirksam.
- RSV-Impfung: Für Menschen ab 75 Jahren sowie Personen zwischen 60 und 74 Jahren mit einer schweren Grunderkrankung empfiehlt die STIKO eine einmalige Standardimpfung. Diese sollte idealerweise vor dem Start der RSV-Saison, die üblicherweise von Oktober bis März dauert, erfolgen. Für Neugeborene und Säuglinge steht zudem ein Antikörperpräparat zur Verfügung, der in der ersten RSV-Saison gespritzt werden sollte.
Mit Material der dpa.
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