Bisphenol A: EU-Kommission will Stoff in Lebensmittelverpackungen verbieten

Autor: Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 13.02.2024

Die Chemikalie Bisphenol A soll in Lebensmittelverpackungen verboten werden.
Foto: FabrikaSimf/Shutterstock

Die Chemikalie Bisphenol A kommt unter anderem in Lebensmittelverpackungen vor und kann auf Lebensmittel übergehen. Das Problem: Der Stoff gilt als "vermutlich reproduktionstoxisch" und kann das menschliche Hormonsystem beeinflussen. Nun hat die EU-Kommission einen Vorschlag für ein Verbot von Bisphenol A in Lebensmittelkontaktmaterialien vorgelegt. 

Konkret geht es um ein Verbot von Bisphenol A bei der Herstellung von Lebensmittelkontaktmaterialien aus Kunststoffen, Lacken und Beschichtungen, Ionenaustauscherharzen, Gummi, Druckfarben und Klebstoffen. Zudem möchte die EU-Kommission mit dem Vorschlag auch gleich Maßnahmen gegen die Verwendung anderer Bisphenole in Lebensmittelkontaktmaterialien beschließen. Damit will sie verhindern, dass Bisphenol A durch andere gefährliche Stoffe ersetzt wird. 

Im Rahmen des Verbotsvorschlags sollen auch Ausnahmeregelungen und Übergangsfristen für Unternehmen und Verwendungsbereiche erarbeitet werden, für die es zum zum aktuellen Zeitpunkt keine geeigneten Alternativen gibt. Das betrifft zum Beispiel Beschichtungen in Metallverpackungen für besonders säurehaltige Lebensmittel, die eine höhere Beständigkeit aufweisen müssen. 

Auch ÖKO-TEST ist in Lebensmittel-Tests bereits auf Bisphenol A gestoßen, so zum Beispiel in unserem Test von geschälten Tomaten. Mehr dazu: 

Warum soll Bisphenol A verboten werden?

Grundlage für das Verbot ist die Neubewertung von Bisphenol A durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) im vergangenen Jahr. In einem Gutachten hatte die Behörde den Tolerable Daily Intake (TDI), also die Aufnahmemenge der Chemikalie, die bei täglicher Aufnahme noch als tolerabel gilt, auf einen 20.000-fach niedrigeren Wert als zuvor herabgesenkt. 

In dem Gutachten hatte die EFSA zudem neue gesundheitliche Risiken durch Bisphenol A hervorgehoben. In Tierversuchen hatte sich gezeigt, dass der Stoff das Immunsystem beeinflusst. Bereits 2016 wurde Bisphenol A von der EU-Kommission darüber hinaus als "vermutlich reproduktionstoxisch" eingestuft. Das bedeutet, dass der Stoff potenziell die Fruchtbarkeit beim Menschen beeinträchtigen oder den sich im Mutterleib entwickelnden Fötus schädigen kann. Zudem gilt Bisphenol A als endokriner Disruptor. Das heißt, dass er das menschliche Hormonsystem beeinflussen kann. 

Unterstützung aus Deutschland

Zuspruch erhielt der Vorschlag der Europäischen Kommission unter anderem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). So erklärte Staatssekretärin Silvia Bender: "Die Sicherheit von Lebensmittelkontaktmaterialien ist dem BMEL ein besonderes Anliegen. Daher unterstützen wir die Europäische Kommission bei der Ausgestaltung dieses Vorhabens nachdrücklich. Mit dem vorliegenden Vorschlag können wir die gesundheitliche Gefahr deutlich verringern."

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