Spam-Anrufe sind längst mehr als nur ein Ärgernis. Sie können dazu führen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher ungewollt Verträge abschließen, persönliche Daten in Umlauf geraten oder sogar Geld verschwindet.
Trotz aller Warnungen nimmt das Problem weiter zu – von Gewinnspieltricks bis zu vermeintlichen Stromanbieter-Wechseln. Betrüger nutzen inzwischen Künstliche Intelligenz (KI) und automatisierte Wählcomputer, um ihre Maschen noch glaubwürdiger wirken zu lassen. Umso wichtiger ist es, die eigenen Rechte zu kennen und sich aktiv zu schützen. Dabei helfen technische Tools, Aufmerksamkeit im Gespräch – und schnelles Handeln, wenn ein Betrugsversuch auffliegt.
Was sind Spam-Anrufe und warum sind sie problematisch?
Spam-Anrufe (auch "Cold Calls") sind unaufgeforderte Telefonate, bei denen Unternehmen Produkte oder Dienstleistungen anbieten oder persönliche Daten abfragen. Grundsätzlich gilt in Deutschland: Telefonwerbung ist nur erlaubt, wenn Sie zuvor ausdrücklich zugestimmt haben. Ohne Einwilligung handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, die mit hohen Bußgeldern belegt werden kann.
Spam-Anrufe erkennen und stoppen: praktische Tipps
Der einfachste und beste Weg, sich vor Spam zu schützen, ist, den Anruf gar nicht erst entgegenzunehmen. Denn sobald Spammer bemerken, dass "Leben hinter der Nummer steckt", wird Ihre Nummer als "aktiv" oder "gut" eingestuft, was zu noch mehr Anrufen führen kann. Falls Sie befürchten, etwas Wichtiges zu verpassen, lassen Sie das Telefon zunächst klingeln und googeln Sie die Nummer im Anschluss, um ihre Seriosität zu prüfen.
Rufen Sie unbekannte Nummern keinesfalls zurück. Abgesehen davon, dass Sie unter Umständen teure Premium-Nummern anrufen, signalisieren Sie den Spammern damit, dass Ihre Nummer aktiv ist.
Sollten Sie abheben, beachten Sie folgende Punkte:
- Nicht ins Gespräch verwickeln lassen: Sofort auflegen, keine Fragen beantworten und vor allem keine sensiblen Daten preisgeben.
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Vermeiden Sie das Wort "Ja": Viele Betrüger beginnen das Gespräch mit einer Frage wie "Können Sie mich hören?". Antworten Sie hier nicht mit "Ja", so der Rat der Verbraucherzentrale. Ihre Zustimmung könnte aufgezeichnet und später für betrügerische Zwecke manipuliert oder als angebliche Vertragszustimmung missbraucht werden.
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Den Anruf notieren: Datum, Uhrzeit, Nummer, Name des Anrufers und Inhalt festhalten – hilfreich für Beschwerden oder rechtliche Schritte.
- Nummer blockieren: Fremde Nummern können am Handy oder über Routereinstellungen gesperrt werden.
Technische Hilfsmittel gegen Spam-Anrufe
- Apps und Datenbanken: Es gibt verschiedene Apps, die helfen können, Spam-Anrufe zu erkennen und zu blockieren. Programme wie "Clever Dialer", "Truecaller" oder "Tellows" greifen auf große Datenbanken mit gemeldeten Spam-Nummern zurück und warnen vor potenziellen Betrügern.
- Anbieter-Filter: Viele Mobilfunkanbieter bieten eigene Filterfunktionen an, die verdächtige Anrufe automatisch blockieren oder mit einem Warnhinweis versehen. Diese Dienste sind oft kostenlos und können über die jeweilige Kunden-App oder Hotline aktiviert werde.
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Robinson- und Sperrlisten: Zusätzlich können Sie sich in Branchen-Robinsonlisten oder offiziellen Sperrlisten eintragen, damit Ihre Nummer für unerwünschte Werbeanrufe gesperrt wird. Seriöse Unternehmen dürfen die Nummer dann nicht mehr für Werbezwecke verwenden. Sie verhindern allerdings nicht, dass Betrüger oder Trickanrufer Ihre Nummer nutzen.
Praktische Maßnahmen, um Spamanrufe zu reduzieren
- Nummer so selten wie möglich weitergeben. Geben Sie Ihre Mobilnummer nur an vertrauenswürdige Stellen und verzichten Sie auf die Angabe bei optionalen Formularfeldern.
- Gefahr bei Gewinnspielen: Wenn eine Telefonnummer Pflicht ist, verwenden Sie eine zweite Nummer (z. B. eine virtuelle Nummer). Vermeiden Sie die Teilnahme an Gewinnspielen, die vorangekreuzte Einwilligungen für Werbung enthalten.
- Robinson-/Sperrlisten prüfen: Tragen Sie sich in Anti-Werbelisten wie DDV-Robinsonliste oder Robinsonliste ein.
Richtig reagieren im Ernstfall
Auch wenn ein unseriöser Anrufer behauptet, es sei ein Vertrag zustande gekommen – meist sind solche "Verträge" unwirksam, vor allem wenn wesentliche Informationen fehlen oder der Abschluss am Telefon erfolgte. Bei Dienstleistungen wie Mobilfunk, Energie oder Zeitschriftenabos ist sogar vorgeschrieben, dass der Vertrag schriftlich (E-Mail, SMS, Post) bestätigt werden muss.
Haben Sie ungewollt einen Vertrag abgeschlossen oder bekommen plötzlich dubiose Zahlungsaufforderungen, können Sie den (angeblichen) Vertrag formlos widerrufen. Bei Unsicherheit hilft die Verbraucherzentrale mit Rechtstipps und Unterstützung – am besten zeitnah aktiv werden und sich nicht einschüchtern lassen. "Die Widerrufsfrist beträgt mindestens 14 Tage," erklärt die Verbraucherzentrale.
Spam-Anrufe melden: Verbraucherzentrale & Bundesnetzagentur einschalten
Wenn Sie hartnäckig von unerwünschten Anrufen belästigt werden, sollten Sie unbedingt die zuständigen Stellen informieren.
Die Verbraucherzentrale hat hilfreiche Tipps zum Umgang mit Telefonspam zusammengefasst und bietet ein spezielles Formular an, um unerwünschte Anrufe zu melden.
Die Bundesnetzagentur (BNetzA) ist die zentrale Beschwerdestelle für missbräuchliche Nutzung von Rufnummern und unerlaubter Telefonwerbung. Diese Behörde kann verschiedene Maßnahmen ergreifen und sogar Bußgelder von bis zu 300.000 Euro verhängen. Wurde bei einem Werbeanruf die Rufnummer unterdrückt, drohen sogar bis zu 10.000 Euro Bußgeld.
Wichtig für die Meldung: Um eine wirksame Beschwerde einzureichen, sollten Sie stets folgende Details notieren:
- Datum und Uhrzeit des Anrufs
- Rufnummer des Anrufers (sofern angezeigt)
- Name des Anrufers oder des Unternehmens
- Inhalt des Gesprächs und die beworbenen Produkte
Wichtig: Wenn der Anruf auf Trickbetrug abzielt und persönliche Daten gestohlen werden sollen, ist die Bundesnetzagentur nicht zuständig. In diesem Fall handelt es sich um eine Straftat, die Sie umgehend bei der Polizei zur Anzeige bringen müssen.
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