"Dreisteste Umweltlüge": Goldener Geier 2024 geht an Nestlé

Autor: Lena Rauschecker | Kategorie: Geld und Recht | 17.07.2024

Goldenen Geier 2024: Nestlé erhält den Schmähpreis
Foto: Deutsche Umwelthilfe, Zino Peterek

Die Deutsche Umwelthilfe hat erneut die "dreisteste Umweltlüge des Jahres" gesucht und nun den Gewinner ernannt: Nestlé erhält den Negativpreis für seine Kampagne #UnterwegsNachBesser.

Jedes Jahr verleiht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) den Golden Geier. Mit dem Schmähpreis soll die "dreisteste Umweltlüge des Jahres" prämiert werden, so die DUH. Vier Kandidaten standen dieses Jahr zur Wahl, mehr als 20.000 Verbraucherinnen und Verbraucher haben abgestimmt und den Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé zum Gewinner gewählt.

Nestlé-Kampagne ist "dreisteste Umweltlüge des Jahres"

Nach Meinung der DUH stellt sich Nestlé als einer der weltweit größten Verpackungsmüllverursacher zu Unrecht als "Kämpfer gegen Einwegmüll" dar. Nestlé bewirbt mit seiner Kampagne #UnterwegsNachBesser seine Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit. Doch die DUH glaubt den Umweltversprechen des Konzerns nicht, laut denen etwa bei den bekannten Kaffeekapseln bis zu 85 Prozent Recyclingmaterial enthalten sein soll.

Diesen hohen Rezyklatanteil hält die Umweltschutzorganisation nicht für möglich, da die weggeworfenen Kapseln beim Recycling aufgrund technischer Einschränkungen nicht erneut zu Kaffeekapseln umgewandelt werden können. Stattdessen werden aus den recycelten Kapseln Produkte wie Leitern oder Transportboxen.

Nestlé wiederum nutzt für neue Kapseln Aluminium-Stanzreste aus der Produktion und bewirbt diese Reste als Recyclingmaterial – für die DUH ein Fall von Greenwashing. Auch weil der Konzern zu den größten Verursachern von Plastikmüll auf der Welt zählt.

Auch 2019 ging Goldener Geier an Nestlé

Die DUH fordert stattdessen von Nestlé den Verzicht auf unnötige Verpackungen, die Einführung von Mehrwegsystemen sowie intelligente Verpackungsgrößen.

Nestlé erhält den Schmähpreis der Umweltorganisation bereits zum zweiten Mal: Schon 2019 wurde der Konzern für seine Einweg-Plastikflaschen der Marke Vittel mit dem Goldenen Geier ausgezeichnet. Die Wasserflaschen werden inzwischen nicht mehr auf dem deutschen Markt verkauft.

Der Goldene Geier der DUH soll die "dreisteste Umweltlüge" des Jahres auszeichnen
Der Goldene Geier der DUH soll die "dreisteste Umweltlüge" des Jahres auszeichnen (Foto: Deutsche Umwelthilfe)

Goldener Geier 2024 soll Umweltlügen entlarven

Die Umwelthilfe möchte mit dem Preis vor allem Greenwashing aufdecken und Unternehmen dazu bewegen, ehrlich zu kommunizieren und ökologische Produkte auf den Markt zu bringen.

"Die Verbrauchertäuschung durch Greenwashing geht auch dieses Jahr weiter", so Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH. "Insbesondere im Angesicht der wirtschaftlich schwierigen Lage, in der sich viele Haushalte derzeit befinden, und der fortschreitenden Klimakatastrophe, die beispielsweise die Menschen im Saarland derzeit zu spüren bekommen, ist diese Art von Marketingmasche inakzeptabel."

Die weiteren Finalisten 2024

Plastikmüll durch Capri-Sun

Getränkehersteller Capri-Sun vermarktet sein Produkt laut DUH als "das nachhaltigste und leckerste Kindergetränk der Welt". Dabei lege das Unternehmen keinerlei Pläne vor, um die Anzahl seiner Einweg-Getränketüten zu verringern, die täglich weggeworfen werden, so die Kritik. Laut DUH kommen bei jährlich sechs Milliarden verkauften Trinktütchen rund 27.000 Tonnen Wegwerfmüll zusammen. Die Capri-Sun-Verpackung besteht zudem aus Neu-Plastik und nicht aus Recycling-Plastik.

Was die DUH außerdem ärgert: Capri-Sun verkauft die Tatsache, dass der Strohhalm des Getränks inzwischen aus Papier statt aus Plastik besteht, als Umweltschutzmaßnahme. Dabei setzt das Unternehmen damit lediglich das längst vorgeschriebene Verbot von Plastikstrohhalmen um.

"CO₂-neutraler" Versand mit DHL GoGreen

Mit DHL GoGreen sollen Briefe, Päckchen und Pakete angeblich "klimaneutral" durch die Welt geschickt werden können. Für die DUH ein Fall von Greenwashing.

Denn: Innerhalb von Deutschland werden täglich 6,3 Millionen Sendungen verschickt, deren beim Transport entstandene CO₂-Emissionen von DHL nach eigenen Aussagen ausgeglichen werden. Doch aus Sicht der DUH reichen die auf der DHL-Webseite ausgewiesenen Kochofenprojekte in Ghana und Lesotho keinesfalls aus, um die entstandenen Emissionen zu kompensieren. Informationen zu weiteren Kompensationsprojekten sowie Angaben darüber, welche Emissionen von DHL überhaupt kompensiert werden, fehlen aber laut DUH.

"CO₂-kompensiertes" Heizöl von Avia

Das Ölunternehmen Avia wirbt damit, klimaschädliches Heizöl "CO₂-neutral" zu verkaufen. Die Rechnung dahinter: Für einen Aufpreis können Kundinnen und Kunden mit ihrem Heizöl ausgewählte Kompensationsprojekte unterstützen. Doch damit wird Heizöl natürlich keinesfalls umweltfreundlicher, so die DUH.

Die Kritik geht sogar noch einen Schritt weiter: Die ausgewählten Kompensationsprojekte von Avia seien ungeeignet, um die tatsächlich entstandenen Emissionen auszugleichen. Für die Umweltschützer ein klarer Fall von Greenwashing.

Goldener Geier: Sieger der vergangenen Jahre

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