Goldener Geier 2023: McDonald's erhält Greenwashing-Preis

Autor: Lena Rauschecker/Redaktion (lw) | Kategorie: Geld und Recht | 19.09.2023

Der Goldene Geier zeichnet die "dreisteste Umweltlüge des Jahres" aus
Foto: Shutterstock/Maksim Safaniuk

Die Deutsche Umwelthilfe hat zum fünften Mal über die "dreisteste Umweltlüge des Jahres" abstimmen lassen. Die meisten Stimmen entfielen 2023 auf die McDonald's "I am beautiful"-Kampagne, die für Einweg-Verpackungen wirbt. Die Umwelthilfe kritisiert, dass der Fast-Food-Riese versuche, seinen eigenen, eigentlich vermeidbaren Müll als Beitrag zum Umweltschutz zu verkaufen.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat 2023 zum fünften Mal den Schmähpreis "Goldener Geier" vergeben: Der Negativpreis soll Unternehmen, die Greenwashing betreiben, zu verantwortungsvollerem Handeln motivieren. In den vergangenen Wochen hatten laut DUH über 20.000 Verbraucher online über die "dreisteste Umweltlüge des Jahres" abgestimmt. 

Preisträger in diesem Jahr: Fast-Food-Riese McDonald's, der deutlich über ein Viertel (26,9 %) der abgegebenen Stimmen erhielt. "In einer absurden Kampagne bewirbt McDonald's mit dem Slogan 'I am beautiful' seinen eigenen Müll als Beitrag zum Ressourcenschutz", kritisiert die Umwelthilfe, die den Schmähpreis heute an der Deutschlandzentrale des Konzerns an eine Mitarbeiterin übergeben hat.

"McDonald's hat den Goldenen Geier mehr als verdient für die Behauptung, Müll und das völlig überflüssige Produzieren von immer mehr Einweg-Verpackungsmüll seien schön", so DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Sie wirft der Fast-Food-Kette vor, Umwelt und Klima auf diese Weise bewusst zu schaden. McDonald's war laut Umwelthilfe im Jahr 2021 für einen mehr als 44.000 Tonnen schweren Verpackungsmüllberg sowie Tausende in der Umwelt entsorgte Getränkebecher und Speiseverpackungen verantwortlich.

Goldener Geier 2023: Alle Schmähpreis-Nominierten

Hier noch einmal alle Nominierten des Negativpreises (in der Reihenfolge der Stimmen, die jeweils auf die Kandidaten entfielen):

1. McDonald's: "I am beautiful" (26,9 % der Stimmen)

McDonald's warb mit seiner "I am beautiful"-Kampagne dafür, dass Einwegmüll "schön" und wertvoll sei. Die Werbebotschaft lautete unter anderem: Aus alten Einwegbechern werden Happy-Meal-Bücher.

Doch laut DUH wird lediglich ein Drittel der in den Restaurants gesammelten Einwegbecher für ein spezielles Recyclingverfahren nach Großbritannien transportiert, um zu den Büchern weiterverarbeitet zu werden. Die Happy-Meal-Bücher wiederum bestünden nur zu 40 Prozent aus den recycelten Materialien und zu 60 Prozent aus neuen Fasern.

Auch die Behauptungen des Fast-Food-Riesen, Pommesverpackungen aus Pappe seien nachhaltig und Papier-Eisverpackungen sowie -Einweglöffeln hätten mehr als 1.430 Tonnen Plastik eingespart, seien falsch, so die Umwelthilfe.

2. Kreuzfahrtschiff Costa Smeralda (24,7 %)

Das Unternehmen Costa Kreuzfahrten bewarb sein Kreuzfahrtschiff Costa Smeralda als "Königin der Nachhaltigkeit". Costa Kreuzfahrten hob dabei unter anderem die Nutzung von Flüssigerdgas (LNG) als umweltfreundlich hervor.

Nachhaltige Kreuzfahrten? Das sah die DUH anders: LNG werde häufig durch umweltbelastendes Fracking gewonnen und laut ICCT (International Council on Clean Transportation, 2020) sei LNG in der Schifffahrt mindestens genauso klimaschädlich wie konventionelle Kraftstoffe.

Zudem sei die Costa Smeralda aufgrund gestiegener Preise seit Anfang des Jahres nicht mit dem beworbenen LNG, sondern mit umweltschädlichem Marine-Gasöl betrieben worden, hätten Branchendienste mitgeteilt.

3. "Kreislaufflasche" von Lidl (24,4 %)

Lidl warb für seine Einweg-Plastikflaschen mit der Behauptung, diese hätten einen besseren CO2-Abdruck als Glas- oder PET-Mehrweg. Lidls "Kreislaufflasche" versprach so, unter anderem mit Hilfe von Günther Jauch, einen "100-Prozent-Recyclingskreislauf".

Nach Meinung der DUH waren die "100 Prozent" eine Lüge: Zum einen würden nicht alle Einweg-PET-Flaschen wieder im Markt zurückgegeben. Zum anderen gehe bei jedem Recyclingprozess Plastik verloren, das neu zugeführt werden müsse. Nach Meinung der DUH blockierte Lidl auf diese Weise die Mehrweg-Initiative der Bundesregierung.

>> Lesen Sie auch: Mehrweg, Einweg, Karton: Welche Getränkeverpackung ist am besten?

4. "KlimaDiesel" von Klima Kraftstoffe (19,7 %)

Die Klima Kraftstoffe GmbH versprach, dass man mit jeder Autofahrt aktiv etwas für das Klima tun könne. Ihr 'grüner' Dieselkraftstoff solle Klima und Natur schützen. "Völlig grotesk", fand die DUH.

Das Werbeversprechen von Klima Kraftstoffe, ihr Diesel verursache weniger Luftschadstoffe als fossiler Diesel, war für die Umwelthilfe nicht stichhaltig. Tests des ADAC aus dem Jahr 2022 hätten das Gegenteil bewiesen.

5. Gesichtsspray von Vattenfall (4,3 %)

Der schwedische Energieriese Vattenfall hatte ein "limitiertes" Gesichtsspray auf den Markt gebracht. Model Cara Delevingne bewarb das Produkt mit dem Namen "Industrial Emissions Face Mist", das aus industriellem Abwasser aus einem fossilfreien Pilotprojekt in Nordschweden bestand.

Laut DUH verfolgte Vattenfall damit vor allem das Ziel, medienwirksam zu beweisen, wie sauber der selbst erzeugte Wasserstoff sei. Laut DUH wurde dabei verschwiegen, dass ein Großteil der Wasserstoff-Produktion weiterhin mit fossilen Brennstoffen erfolgt.

Goldener Geier: Sieger der vergangenen Jahre

Die DUH möchte Unternehmen mithilfe des Negativpreises dazu bewegen, ehrliche und ökologische Produkte auf den Markt zu bringen. Im vergangenen Jahr 2022 erhielt Shell den Goldenen Geier für sein "klimaneutrales" Tanken. 2021 gewann RWE den Schmähpreis.

Weiterlesen auf oekotest.de: