Wildpflanze des Sommers: Mädesüß – gesund, lecker und einfach zu sammeln

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Freizeit und Technik | 09.08.2025

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Mädesüß ist nicht nur ein optisches Highlight im Sommer, sondern auch eine Heilpflanze und ein kulinarischer Geheimtipp. Wo sie wächst, wie Sie sie erkennen – und warum sie in jeden Naturgarten gehört.

Kaum ist der Holunder verblüht, entfalten an feuchten Wiesen und Bachufern die cremeweißen Blüten des Mädesüß ihre volle Pracht. Die Pflanze zeigt sich im Hochsommer besonders üppig – und verströmt einen süßen, angenehmen Duft, der zahlreiche Insekten anlockt.

Die cremeweißen Blüten des Mädesüß sind im Sommer ein echter Hingucker und bieten Bienen, Hummeln sowie Schwebfliegen reichlich Nahrung. Die Pflanze ist als Heilmittel geschätzt, vielseitig einsetzbar und leicht zu bestimmen. Wer gerne Wildpflanzen sammelt, kann das aromatische Kraut ganz einfach in der Natur sammeln oder nachhaltig im eigenen Garten kultivieren.

So erkennen Sie Mädesüß sicher

Das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria) ist eine robuste Wildstaude, die an feuchten Standorten prächtig gedeiht. Die Blütezeit des Echten Mädesüß erstreckt sich von Juni bis August.

  • Auffällig ist die üppige Blüte: Viele kleine, cremeweiße Einzelblüten stehen in lockeren Rispen zusammen. "Wie duftige Zuckerwatte sitzen die kleinen weißen Blüten auf den Spitzen", so beschreibt der BUND die Blüten. Laut Bernhard Uehleke, Gesundheitsexperte des Kneipp-Bunds, erinnern sie "etwas an Holunderblüten".
  • Die Staude kann bis zu 1,50 Meter hoch werden und besitzt gefiederte Blätter mit gezacktem Rand, deren Unterseite weißfilzig behaart ist. Die Oberseite ist deutlich dunkler.
  • Besonders typisch: Zerreibt man die Blätter oder Stängel zwischen den Fingern, entfaltet sich ein markanter, medizinisch-aromatischer Geruch – ein Hinweis auf ihre Inhaltsstoffe.
Typisch für Mädesüß: weiße Blüten, gefiederte Blätter und ein medizinischer Duft.
Typisch für Mädesüß: weiße Blüten, gefiederte Blätter und ein medizinischer Duft. (Foto: Shutterstock / Flower_Garden)

Mädesüß in der Naturheilkunde

Die Verwendung von Mädesüß als Heilpflanze lässt sich bis in die Zeit der Germanen zurückverfolgen und wurde auch im Mittelalter von Hildegard von Bingen empfohlen. In jüngerer Zeit rückten vor allem die enthaltenen Salicylsäureverbindungen ins Interesse – natürliche Vorläufer der Acetylsalicylsäure (ASS), bekannt als Wirkstoff in Aspirin.

In der Volksmedizin wird Mädesüß vor allem als Tee verwendet, kommt aber auch in Tinkturen, Badezusätzen und pflanzlichen Arzneien zum Einsatz.

Wirkung und Anwendung:

  • bei leichten Schmerzen (Kopf-, Glieder-, Zahnschmerzen)
  • Fieber (unterstützend bei Erkältungen)
  • Harnwegsbeschwerden (milde harntreibende Wirkung)
  • Magenempfindlichkeit (besser verträglich als synthetische ASS)

Aber: Bis heute fehlt es an klinischen Studien zur Wirksamkeit beim Menschen. Die meisten Erkenntnisse stammen aus In-vitro-Studien oder Erfahrungsmedizin. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) sieht die Anwendung als traditionell unterstützt, nicht aber wissenschaftlich bewiesen.

Risiken und Vorsichtsmaßnahmen

Auch Naturheilmittel sind nicht automatisch harmlos:

  • Wer auf Salicylate allergisch reagiert, sollte Mädesüß meiden.
  • Schwangere und Stillende sollten ärztlichen Rat einholen, bevor sie es verwenden.
  • Bei der Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten ist ebenfalls Vorsicht geboten.

Kinder unter 12 Jahren sollten keine Mädesüß-Produkte erhalten.

Mädesüß in der Küche: Vielfalt für Feinschmecker

Auch kulinarisch lässt sich mit Mädesüß experimentieren – vorausgesetzt, man verwendet die Blüten in Maßen. Ihr Aroma ist intensiv und erinnert an Vanille, Marzipan und Waldhonig. Damit lassen sich spannende Akzente setzen.

Beliebte Anwendungen:

  • Mädesüß-Sirup: aus frischen Blüten mit Zitrone und Zucker angesetzt, ideal mit Mineralwasser oder Sekt aufgegossen
  • Aromatisierter Zucker: für Gebäck, Desserts oder Tee
  • Tee: 1 TL getrocknete Blüten 5 bis 7 Minuten ziehen lassen
  • Aromatisierung von Marmelade: passt besonders gut zu Himbeere oder Holunder

Verwechslungsgefahr: Kleines Mädesüß

Weniger bekannt ist das Kleine Mädesüß (Filipendula vulgaris), das deutlich kleiner bleibt (30–60 cm) und trockene, sonnige Standorte bevorzugt. Es enthält in rohem Zustand leicht giftige Substanzen und sollte nicht verzehrt werden.

Wer wild sammelt, sollte daher unbedingt auf Standort, Wuchshöhe und Blattstruktur achten – oder im Zweifel eine botanische Bestimmungshilfe nutzen.

Mädesüß im eigenen Garten anbauen

Das Echte Mädesüß ist eine Bereicherung für den Garten: Es ist eine anspruchslose und winterharte Wildstaude, die nur wenig Pflege benötigt. Am liebsten steht es halbschattig bis sonnig, der Boden sollte stets feucht bis nass, locker und nährstoffreich sein – ideal am Teichrand oder in einer feuchten Senke.

Am besten säen Sie Mädesüß im Frühjahr aus oder pflanzen vorgezogene Jungpflanzen. Für kleinere Gärten gibt es auch Zuchtsorten, die nicht so hoch werden.

Mädesüß benötigt viel Wasser; der Boden sollte niemals austrocknen. Eine zusätzliche Düngung ist nicht notwendig. Ein Schnitt ist erst ein Jahr nach dem Einpflanzen, im Frühjahr oder Herbst, erforderlich. Auch in großen Töpfen mit ausreichender Wasserversorgung kann Mädesüß gedeihen – ideal für Balkone oder Terrassen mit Halbschatten.

Insektenfreundlich und perfekt für den Naturgarten

Mädesüß ist ein echter Insektenmagnet. Vor allem Wildbienen, Schwebfliegen, Käfer und Schmetterlinge lieben den süßen Duft und den Nektarreichtum der filigranen Blüten. Wer im Garten etwas für die Artenvielfalt tun möchte, ist mit Mädesüß gut beraten.

Mädesüß: Steckbrief und Erkennungsmerkmale

  • Botanischer Name: Filipendula ulmaria
  • Familie: Rosengewächse
  • Blütezeit: Juni bis August
  • Standort: Feuchtwiesen, Bachufer, Gräben
  • Höhe: 50 bis 150 cm
  • Blütenfarbe: Cremeweiß, locker in Dolden oder Rispen angeordnet
  • Besonderheiten: Mandelartiger, süßer Duft; auffällig viele Insektenbesucher

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