Nachhaltiger Weihnachtsbaum: Bio-Tanne, Plastikbaum oder selber schlagen?

Autor: Benita Wintermantel/Lino Wirag | Kategorie: Bauen und Wohnen | 19.12.2023

Nachhaltiger Weihnachtsbaum: Biotanne, Plastikbaum oder selber schlagen?
Foto: Shutterstock/goodbishop

Viele Weihnachtsbäume stammen aus Plantagen, die mit Pestiziden bespritzt werden. Besser sind Öko- oder Bio-Weihnachtsbäume und Bäume aus regionaler Forstwirtschaft. Hier unsere Tipps für einen nachhaltigeren Weihnachtsbaum.

Ein Weihnachtsbaum muss sein – da sind sich die meisten Deutschen einig. Und so werden auch dieses Jahr wieder rund 30 Millionen Weihnachtsbäume in Deutschland gekauft und, mit vielen Kugeln und Figuren behangen, in Wohnzimmern aufgestellt.

Die allermeisten Weihnachtsbäume kommen aus Deutschland – das ist erst mal eine gute Nachricht. Die Mehrheit davon sind aber keine gewöhnlichen Tannen, die bei uns beheimatet sind, sondern Nordmanntannen, die ursprünglich aus dem Kaukasus stammen. Die Tannen werden unter dem Einsatz von viel Wasser und Dünger, aber auch mit Hilfe von Pestiziden auf Plantagen herangezogen.

Viele Weihnachtsbäume mit Pestiziden belastet

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) lässt regelmäßig Weihnachtsbäume im Labor untersuchen. Das Ergebnis des Weihnachtsbaum-Tests von Dezember 2023: 14 von 19 untersuchten Weihnachtsbäume waren laut BUND belastet. Die Bäume waren in verschiedenen Bundesländern in ganz Deutschland gekauft worden.

Insgesamt wurden 15 verschiedene Wirkstoffe entdeckt, so der BUND, darunter auch Stoffe, die für den Weihnachtsbaum-Anbau – oder sogar für den Einsatz in der EU generell – überhaupt nicht zugelassen sind. Das bedeutet: Die betroffenen Bäume hätten nicht verkauft werden dürfen. Einige der gefundenen Stoffe sind laut der Organisation hochgiftig für Bienen, Vögel, Regenwürmer, Fische oder Wasserorganismen.

Jeder vierte Baum war mit Glyphosat belastet

"Viele Menschen wollen sich mit einem Baum zu Weihnachten ein Stück unbelastete Natur ins Haus holen", so BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel. "Doch unser Test zeigt: Beim Anbau von Weihnachtsbäumen auf Plantagen werden in großem Umfang Herbizide, Insektizide und Fungizide eingesetzt und ganz offenbar auch Wirkstoffe ohne Zulassung." In fünf Weihnachtsbäumen – also in etwa jedem vierten untersuchten Baum – sei auch das umstrittene Totalherbizid Glyphosat nachgewiesen worden.

Als der BUND zuletzt im Winter 2020 Weihnachtsbäume untersucht hatte, seien die Ergebnisse ähnlich ernüchternd ausgefallen wie jetzt im Jahr 2023. "Drei Jahre nach unserem letzten Test zeigt sich leider keine Veränderung hin zu mehr Biodiversitäts- und Umweltschutz", so Hölzel.

Die besten Weihnachtsbäume sind Bio-Bäume oder welche aus dem regionalen Forst.
Die besten Weihnachtsbäume sind Bio-Bäume oder welche aus dem regionalen Forst. (Foto: Shutterstock/Happy Hirtzel)

Es gibt also einige Gründe, die gegen konventionelle Plantagenbäume sprechen. Aber welche Möglichkeiten gibt es, sie zu vermeiden?

1. Bio-Weihnachtsbaum

Der BUND rät: Umweltfreundlicher ist es, sich für eine heimische Fichte, Kiefer oder Weißtanne als Weihnachtsbaum zu entscheiden, die aus einer Bio-Weihnachtsbaum-Plantage oder direkt aus dem Wald stammt.

Für einen Weihnachtsbaum aus ökologischer Landwirtschaft spricht so einiges:

  • Die für Neupflanzungen vorgesehene Flächen werden nicht mit Herbiziden kahlgespritzt.
  • Als 'Gras- und Unkrautvernichter' werden Schafe eingesetzt. Sie halten das Gras zwischen den Bäumen kurz und düngen gleichzeitig mit ihren Ausscheidungen die Anbaufläche.
  • Bio-Bäume werden unter strengen ökologischen Kriterien gepflanzt, auf Pestizide und Düngung wird verzichtet.

So erkennen Sie Bio-Bäume

Weihnachtsbäume aus ökologischer Landwirtschaft tragen ein Bioland-, Biokreis-, Demeter- oder Naturland-Siegel oder das bekannte EU-Bio-Siegel. Ebenfalls empfehlenswert ist das FSC-Siegel, auch wenn es sich dabei nicht um ein Bio-Siegel handelt.

Weihnachtsbäume, die mit Zertifikaten wie PEFC oder Global GAP werben, sind hingegen nicht zu empfehlen, warnt die Umwelt- und Naturschutzorganisation Robin Wood: Beides sind Zertifizierungssysteme der konventionellen Forst-und Landwirtschaft.

Bio-Tannen sind nicht wesentlich teurer, allerdings nicht überall zu haben. Denn der Marktanteil solcher Öko-Weihnachtsbäume ist noch immer gering: Nach Schätzungen von Robin Wood beträgt er nur rund 0,6 Prozent. Das Angebot wächst allerdings von Jahr zu Jahr ein wenig: Inzwischen gibt es deutschlandweit ungefähr 1.070 Verkaufsplätze – 2020 waren es noch 300 weniger.

Tipp: Robin Wood hat eine aktuelle, ausführliche Liste mit Verkaufsstellen von Bio-Weihnachtsbäumen erstellt.

2. Heimische Bäume

Es muss nicht unbedingt ein Bio-Baum sein. Regionale Forstbetriebe bauen heimische Fichten, Kiefern oder Tannen auf sogenannten Sonderflächen unter Trassen für Hochspannungsleitungen an – eine gute Alternative zu den gespritzten Bäumen von den Weihnachtsbaum-Plantagen. Die Bäume haben kurze Transportwege und schneiden damit in puncto Ökobilanz gut ab.

Und: An den Adventswochenenden finden in den Forsten oft Aktionen statt, bei denen man sich seinen Weihnachtsbaum selbst aussuchen und absägen darf. 

Tipp: Auf proplanta.de lässt sich leicht herausfinden, wo Sie Ihren Baum selbst schlagen können.

3. Weihnachtsbaum im Topf

Eine Alternative zum Weihnachtsbaum – der spätestens Anfang Januar nur noch lästig ist – ist ein Weihnachtsbaum mit Wurzelballen. Den können Sie nach der Weihnachtszeit nämlich noch im eigenen Garten einpflanzen. 

Ist der Weihnachtsbaum im Topf sinnvoll?

Topf klingt erst einmal gut. Etwa jeder zehnte Baum wird laut Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SdW) inzwischen im Topf verkauft. Die Wurzeln sind noch dran, nach Weihnachten können die Bäume wieder ausgepflanzt werden. Alles schön, oder?

Rudolf Fenner, Waldexperte bei der Umwelt- und Naturschutzorganisation Robin Wood: "Zunächst einmal: Die wenigsten Weihnachtsbäume, die im Topf angeboten werden, können überhaupt ausgepflanzt werden." Denn: Die Wurzeln werden so weit gekappt, dass sie in den Topf passen. "Von solchen Bäumen wird kaum einer anwachsen", weiß der Experte.

Wenn, dann sollte es ein Gehölz sein, das nicht nur für ein Leben als Weihnachtsbaum, sondern tatsächlich als Gartenpflanze vorgesehen ist. Solche Pflanzen wurden in ihrem Vorleben mehrfach in der Baumschule oder Gärtnerei umgesetzt und konnten deshalb die wichtigen Feinwurzeln ausbilden, die später beim Überleben helfen.

Weihnachtsbaum im Topf – nur bedingt eine gute Idee.
Weihnachtsbaum im Topf – nur bedingt eine gute Idee. (Foto: Shutterstock/BublikHaus)

Topf-Bäume vorsichtig behandeln

Und auch dann gibt es noch einiges zu beachten. Denn: Die Bäume müssen gut versorgt werden, während sie übergangsweise bei uns wohnen. Das heißt: etwa alle zwei bis drei Tage gießen; auch sollte der Baum nicht direkt am warmen Ofen oder der Heizung stehen. Beim Dekorieren und Abhängen des Baumschmucks darf er nicht beschädigt werden.

Im warmen Wohnzimmer werden die getopften Bäume außerdem aus ihrem 'Winterschlaf' geweckt, sagt Waldexperte Fenner. "Sie verlieren ihre Frostresistenz" – und ihre Knospen schalten auf baldigen Austrieb um.

Deshalb gilt: Nach Weihnachten nicht gleich auspflanzen, sondern erst einmal an einem "kühlen, aber frostfreien Platz wieder in den Winterschlafmodus bringen." Ansonsten droht der Baum zu erfrieren. Ein paar Tage im kühlen Flur, unbeheizten Wintergarten oder der frostfreien Garage bereiten den Baum wieder auf das Leben in der Wildnis vor. Und: Erst einpflanzen, wenn der Boden nicht gefroren ist.

Gut zu wissen: Man kann einen einmal eingesetzten Weihnachtbaum nicht wieder aus dem Gartenboden ausgraben, die Wurzeln zurück in einen Topf drücken und ihn beim nächsten Fest wieder ins Haus holen. Eine weitere Chance als Weihnachtsbaum können nur Gehölze bekommen, die in einem ausreichend großen Topf belassen werden.

4. Weihnachtsbaum mieten

Eine weitere Alternative: Den Baum gar nicht selbst kaufen und nach Weihnachten weiterbetreuen – sondern mieten. Dazu bieten immer mehr Gartenbaubetrieben mittlerweile einen Weihnachtsbaum-Miet-Service an. Der Weihnachtsbaum wird angeliefert und nach dem Fest wieder abgeholt und erneut eingepflanzt. Wer online kein regionales Angebot findet, kann in nahegelegenen Gärtnereien nachfragen.

Wichtig zu wissen: Mehr Nachhaltigkeit kostet. So können Mietbäume teurer sein als ein abgesägter Baum. Denn die Produktion im Topf und die dazugehörige Pflege sind aufwendiger. 

Auch wenn es so aussehen mag, sind künstliche Weihnachtsbäume keine wirklich sinnvolle Alternative.
Auch wenn es so aussehen mag, sind künstliche Weihnachtsbäume keine wirklich sinnvolle Alternative. (Foto: Shutterstock/Olga Prava)

Keine Alternative: Plastikbäume

Plastikbäume sind keine gute Idee: Ihre Ökobilanz ist deutlich schlechter als die natürlicher Weihnachtsbäume. Zwar kann der künstliche Baum immer wieder verwendet werden; da die meisten Plastik-Weihnachtsbäume aber aus Fernost kommen, ist ihr ökologischer Fußabdruck schon allein wegen des langen Transportwegs groß.

Und: Auch bei mehrjährigem Gebrauch landet die Plastiktanne früher oder später auf dem Müll und setzt beim Verbrennen Giftstoffe frei.

5. Selbst gebastelte oder gebaute Weihnachtsbäume

Anders sieht es da mit unkonventionellen, oft selbst gebastelten Weihnachtsbäumen aus, beispielsweise aus Holz(resten) oder Metall. Diese können viele Jahre zum Einsatz kommen, ohne an Reiz zu verlieren. Sie verlieren zudem keine Nadeln und bereiten auch beim Entsorgen keine größeren (Umwelt-)Probleme.

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