Was kostet eigentlich 1 Liter Leitungswasser? 4 Cent oder 0,4 Cent?

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Freizeit und Technik | 02.05.2023

Was kostet eigentlich … Leitungswasser?
Foto: Shutterstock/Andrzej Rostek

Beim Zähneputzen nicht das Wasser laufen lassen und lieber duschen als baden: Schön und sinnvoll – aber wie viel Geld lässt sich damit überhaupt sparen? Wer das wissen will, muss erst mal eine Vorstellung davon haben, wie viel das eigene Trinkwasser kostet. Wir haben nachgerechnet.

Was Wasser kostet, dürften viele Verbraucher vornehmlich aus dem Supermarkt wissen: Dort zahlt man für einen Liter Wasser zwischen 0,20 Euro (PET-Flasche vom Discounter) und 1,50 Euro (Glasflasche aus dem Getränkehandel). Klar ist auch, dass das heimische Hahnwasser deutlich billiger sein muss als der Supermarkt-Sprudel. Sonst wären sparsame Menschen längst dazu übergegangen, ihre Blumen mit Mineralwasser zu gießen. Aber wie viel kostet Leitungswasser eigentlich ganz genau?

Machen Sie gerne den Selbsttest und schätzen Sie einmal ein, was der Liter Leitungswasser ungefähr kostet: Sind es 4 Cent, 1,4 Cent, 0,4 Cent oder nur 0,14 Cent? Die Auflösung gibt es weiter unten.

Kennen Sie Ihren Wasserpreis?

Zunächst muss man wissen, wie sich der eigene Trinkwasserpreis überhaupt berechnet. Dabei gilt wiederum, dass die Wasserkosten innerhalb Deutschlands je nach Standort und Versorgungsunternehmen etwas variieren.

In München beispielsweise liegt der Wasserpreis beim lokalen Versorger zurzeit bei 1,76 Euro pro Kubikmeter. Leitungswasser wird nicht in Litern, sondern in Kubikmetern (m³) abgerechnet, was insofern kein Problem ist, als dass ein Kubikmeter genau 1.000 Litern entspricht. Wasser kostet in München also 1,76 Euro pro 1.000 Litern Wasser – und damit 0,176 Cent pro Liter.

Was kostet Wasser? Grundgebühr nicht vergessen

Ist damit alles geklärt? Leider nicht ganz, denn in Deutschland muss nicht nur der Wasserverbrauch bezahlt werden, sondern auch die Infrastruktur, die zur Aufbereitung, Verteilung und Entsorgung erforderlich ist.

Dazu findet sich auf der Wasserrechnung – die oft über den Vermieter bzw. die Hausverwaltung erledigt wird – noch eine Grundgebühr für den Hausanschluss. Die Höhe der Grundgebühr schwankt je nach Zählergröße und beginnt in München beispielsweise bei rund 100 Euro im Jahr.

Wer im Mehrparteienhaus wohnt, muss die Grundgebühr zum Glück nur anteilig bezahlen, bei zwölf Parteien in einem Münchner Mietshaus würden dafür beispielsweise 8,30 Euro (kleinste Zählergröße) bzw. 14,25 Euro (nächstgrößere Zählergröße) pro Haushalt und Jahr fällig. Da der durchschnittliche Haushalt laut Stadt München im Jahr rund 96.000 Liter Wasser verbraucht, fallen für die Grundgebühr pro Liter nur extrem geringe Summen an. Aufs Beispiel mit dem 12-Parteien-Haus mit kleinster Zählergröße angewendet, wären es: 8,30 Euro/96.000 Liter = 0,009 Cent (!) Grundgebühr pro Liter pro Haushalt.

Was Wasser kostet: Ohne Ab- kein Frischwasser

Und noch eine dritte, oft übersehene Zahl wird benötigt, um den korrekten Trinkwasserpreis zu bestimmen: nämlich die sogenannten Schmutzwassergebühren (auch: Abwassergebühr o.ä.), die für die Entwässerung anfallen. Hier langt unsere Beispielstadt München richtig zu und fordert 2,02 Euro für den Kubikmeter (Ab-)Wasser. Was 0,202 Cent Abwasserkosten pro verbrauchtem Liter Frischwasser ergibt. (Und bedeutet, dass Abwasser in München teurer ist als Trinkwasser.)

Alles in allem kostet ein Liter Trinkwasser also:

    • Wasserkosten = örtlicher Wasserpreis + örtliche anteilige Grundgebühr + örtliche Schmutzwassergebühr (jeweils pro Liter)

    Für unser München-und-Miethaus-Beispiel ergeben sich damit:

    • Wasserkosten = 0,176 Cent + 0,009 Cent + 0,202 Cent = 0,387 Cent für den Liter Trinkwasser

    Tatsächlich dürfte sich für die meisten deutschen Städte und Wohnverhältnisse ein Wert ergeben, der alles in allem zwischen 0,3 und 0,5 Cent pro Liter Wasser liegt. Und? Wissen Sie noch, welche Zahl Sie weiter oben getippt haben? Wenn es 0,4 Cent waren, lagen Sie ziemlich richtig.

    Trinkwasserkosten: Häufige Beispiele

    Jetzt, da wir den Wasserpreis kennen, lassen sich natürlich schöne Rechenspielchen anstellen. Mit 0,4 Cent pro Liter gerechnet, ergeben sich für folgende Beispiele die folgenden Wasserkosten:

    • Ein Glas (0,25 Liter) füllen = 0,1 Cent.
    • Eine Flasche für den Wassersprudler (0,7 Liter) füllen = 0,28 Cent (Mineralwasser kostet bis zu 500-mal mehr!)
    • Händewaschen, Zähneputzen oder Spaghettikochen (je 2 Liter) = 0,8 Cent
    • Blumengießen (4 Liter) = 1,6 Cent
    • Toilettenspülung (6 Liter) = 2,4 Cent
    • Abspülen (45 Liter) = 18 Cent – siehe dazu auch: Spart der Geschirrspüler Energie?
    • Schnelle Dusche (60 Liter) = 24 Cent
    • Volle – aber kalte – Badewanne (120 Liter) = 48 Cent
    • Planschbecken füllen (240 Liter) = 96 Cent
    • Wasserhahn nicht zudrehen, 14 Tage in Urlaub fahren (300.000 Liter) = 1.209,60 Euro

    Gut zu wissen: Wasser wird natürlich nicht nur direkt im Haushalt verbraucht, sondern auch "unsichtbar", da es in die Herstellung aller Produkte eingeht, die wir kaufen, seien es Lebensmittel oder Gebrauchsgegenstände. Wussten Sie beispielsweise, dass eine einzige Tasse Kaffee mit 140 Litern Wasser zu Buche schlägt, die für Anbau und Produktion der Kaffeebohnen aufgewendet werden? Mehr dazu hier: So sparen Sie virtuelles Wasser

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