Wärme lässt Bienen schon ausschwärmen: So helfen Sie den ersten Bienen

Autor: Benita Wintermantel/dpa | Kategorie: Freizeit und Technik | 12.01.2023

Wegen der milden Temperaturen schwärmen bereits die ersten Bienen aus.
Foto: Shutterstock/Jean Kobben

Die derzeit ungewöhnlich milden Temperaturen locken Bienen aus ihren Stöcken. Sie beenden ihre Winterruhe und versuchen, Pollen zu sammeln. So können Sie den Bienen jetzt helfen.

Kälte und Frost stehen Bienen in einer Art Winterruhe durch. Doch die derzeit milden Temperaturen haben die Insekten nun bereits aus ihren Stöcken gelockt und zum Pollensammeln animiert. Vielerorts sind die Bienen bereits unterwegs und auf Christrosen oder den ersten blühenden Haselnüssen zu finden. Damit beginnt für sie die Brutsaison. 

Neue Herausforderungen für Bienen

Das milde Winterwetter stellt Bienenvölker vor neue Herausforderungen. Steigen die Temperaturen über zehn Grad, fliegen Bienen in der Regel aus, wie Inga Klingner vom Landesverband Bayerischer Imker in Nürnberg sagte. Das erhöhe ihren Energieverbrauch, zugleich fänden die Tierchen kaum Nahrung.

Auch lege etwa die Königin des Bienenvolkes bei solch milden Temperaturen bereits ihre Eier. Dabei sollte sich die Königin im Winter schonen, erklärte Klingner. Die Arbeiterinnen des Bienenvolkes müssten dann die Brut versorgen und machten sich auf Futtersuche. Davon gebe es meist erst ab Februar und März genug.

So können Sie den Bienen jetzt helfen

Wer jetzt Bienen, Wildbienen und anderen Insekten helfen möchte, sollte folgende Punkte beachten. Ganz wichtig dabei, so Dominik Jentzsch von der Stiftung für Mensch und Umwelt: "Für Privatgärten bedeutet das vor allem: kein Aktionismus!"

  • "Halten Sie sich auch bei milden Temperaturen und Tatendrang mit Aufräumarbeiten im Garten zurück!", rät auch Katrin Sonnleitner von der Initiative für wesensgemäße Bienenhaltung im Gespräch mit ÖKO-TEST. "In den trockenen Stängeln von Pflanzen aus dem Vorjahr überwintern Insekten, und auch in Laubhaufen oder unter Steinen hält allerlei Getier Winterruhe."
  • Der Sprecher des saarländischen Landesverbandes, Markus Lay, appelliert an die Bürger, Bienen in eigenen Garten nicht mit Honig zu füttern. Durch Honig aus Nicht-EU-Ländern könne sich die amerikanische Faulbrut in den Völkern ausbreiten. Aktuell gebe es schon einen Sperrbezirk in Saarbrücken.
  • Pflanzen, die jetzt schon blühen, helfen Bienen, Nahrung zu finden. Darauf weist Katrin Sonnleitner hin: "Blühende Zaubernüsse (Hamamelis) sind zu dieser Jahreszeit schön anzusehen und spenden zumindest ein wenig Nektar, wenn sie auch, wie die wenigen Schneeglöckchen, die ihre Köpfchen aus der Erde strecken, eher Tropfen auf den heißen Stein sind." Hier erfahren Sie mehr über Gartenpflanzen, die schon im Winter blühen:
  • Pflanzen Sie Frühblüher, die Bienen Nahrung bieten: "Als Stauden eignen sich Huflattich, Duftveilchen oder Schlüsselblumen und Zwiebelpflanzen wie Winterlinge, Schneeglöckchen und Krokusse können auch auf kleinen Flächen wie Balkonkästen oder Gräbern gedeihen. Für den Garten eignen sich früh blühende Gehölzen wie die Kornellkirsche und Salweide."

Imker helfen Bienen durch zusätzliches Futter

Bei Imkern ist in milden Wintermonaten wie diesem Januar eine höhere Aufmerksamkeit für die Bienen gefragt, als in richtig kalten Wintern. Eine solche Situation dürfte es laut Klingner in Zukunft öfter geben. "Wir müssen unsere Imkerpraxis überdenken und anpassen." Damit die Bienen nicht verhungern, greifen Imker meist ein und stellen den Bienen genügend Futter zur Verfügung.

Sobald die ersten Frühlingsblüher für ein Grün in der Landschaft sorgen, fänden die Bienen wieder von selbst genug Futter. Wann das soweit sein wird, hänge stets vom Wetter ab. Wenn es etwa wie im Jahr 2021 bis weit ins Frühjahr hinein kalt und regnerisch sei, müssten Imker noch länger einen aufmerksamen Blick auf ihre Bienen haben.

Ganz ungewöhnlich und neu seien milde Winter nicht, erklärt Ralf Kunz vom Landesverband Thüringer Imker. "Es hat auch in vergangenen Jahren milde Winter gegeben." An und für sich sei die hierzulande besonders verbreitete Bienenrasse Carnica sehr anpassungsfähig. Sie hat ihren Ursprung in der Balkan-Region.

Für das Wohlergehen der Bienen müsse letztlich das Jahr in Gänze betrachtet werden, betont Kunz. Dabei sei wichtig, dass es ein kontinuierliches Angebot an Nektar und Pollen in der Landschaft gebe. In vergangenen Jahren sei jedoch zu beobachten gewesen, dass etwa im Frühjahr immer mehr Pflanzen gleichzeitig blühten und danach das Nahrungsangebot für Bienen schlagartig abnehme.

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