Studie: Rattengift schädigt Fische und Fischotter

Autor: Michelle Sensel | Kategorie: Freizeit und Technik | 28.05.2025

Eine neue Studie zeigt, dass Rattengift sowohl Fische als auch Fischotter in belasteten Gewässern schädigt.
Foto: Christian Schoissingeyer/Shutterstock

Eine neue Studie im Auftrag des Umweltbundesamts zeigt, dass sich Rattengift nicht nur in der Umwelt anreichert, sondern auch Fische und Fischotter in belasteten Gewässern schädigt.

Viele Kommunen bekämpfen Ratten mit Rattengift, sogenannten Rodentiziden. Mit dem Gift versetzte Köder werden in der Kanalisation aber auch in der Nähe von Gewässern ausgelegt. Bei Kontakt mit Wasser lösen sie sich auf und die darin enthaltenen Wirkstoffe gelangen in den Wasserkreislauf – wo sie wiederum Fische und Fischotter schädigen, wie eine neue Studie der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und das Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU Bayern) zeigt. In Auftrag gegeben wurde die Forschungsarbeit vom Umweltbundesamt (UBA).

Rattengift-Wirkstoff kann zum Tod der Fische führen

Wie bei Ratten und Mäusen führt das Rattengift demnach auch bei Fischen zu einer gehemmten Blutgerinnung, Blutarmut, inneren und äußeren Blutungen und schließlich zum Tod.

Zeigen konnten das die Forschenden zum ersten Mal durch Langzeitversuche mit Regenbogenforellen, denen der Wirkstoff Brodifacoum verabreicht wurde. Der in vielen gängigen Rattengiften enthaltene Biozid-Wirkstoff reichert sich in der Leber an. Konzentrationen, wie man sie bei wildlebenden Fischen nachgewiesen hat, führten im Laborversuch zu einer messbaren Blutgerinnungshemmung und Einblutungen. Einzelne Fische starben daran.

Auch Fischotter betroffen

Auch in Leberproben von Fischottern, die im Straßenverkehr gestorben sind, wurden Rückstände von Rattengift-Wirkstoffen gefunden. Die Konzentrationen waren zum Teil sogar deutlich höher als die in wildlebenden Fischen.

Da sich Fischotter überwiegend von Fisch ernähren, sei es naheliegend, dass die gemessenen Konzentrationen daher stammen, so das UBA. Auch in Leberproben von Kormoranen und Gänsesägern, die sich ebenfalls von Fisch ernähren, konnten Wirkstoffe nachgewiesen werden.

Zulassung von Rattengift wird EU-weit neu bewertet

In der EU wird die Zulassung von Rattengift aktuell neu bewertet. Dabei werden auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Leitfäden berücksichtigt.

Die dafür zuständigen Behörden haben striktere Maßnahmen zum Gewässerschutz angekündigt. Wasserdichte Köderschutzstationen seien laut UBA bereits verfügbar und würden von vielen Kommunen bereits eingesetzt. Auch bei Starkregen oder wenn die Kanalisation geflutet wird, kommen sie nicht in Kontakt mit Wasser und gelangen entsprechend nicht in die Gewässer. Ab 2026 soll es in der Kanalisation und in Uferbereichen zur Pflicht werden, solche wasserdichten Köderstationen zu verwenden.

UBA fordert nachhaltigeres Rattenmanagement

"Angesichts der sehr bedenklichen Eigenschaften der Rodentizide, ihrer weiträumigen Verbreitung in der Umwelt und ihren Auswirkungen auf die Tierwelt muss das kommunale Rattenmanagement insgesamt nachhaltiger und ganzheitlicher werden", so das UBA.

Effektiver als Ratten chemisch zu bekämpfen, sei es, den Tieren Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten zu entziehen. "Stadtbevölkerung und -verwaltung müssen gemeinsam sicherstellen, dass Lebensmittelreste in rattensicheren Mülleimern entsorgt und wilde Müllablagerungen beseitigt werden, Wildtierfütterungen möglichst unterbleiben, Zugänge zu Gebäuden für die Nagetiere verschlossen werden und Speisereste in der Biotonne entsorgt werden und nicht in der Toilette oder auf dem Komposthaufen landen."

So könnten alle dazu beitragen, die Verbreitung von Ratten einzudämmen und möglichst wenig umweltschädliches Rattengift einsetzen zu müssen.

Weiterlesen auf oekotest.de: