Sandarium statt Insektenhotel: So helfen Sie Wildbienen im Garten

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Freizeit und Technik | 10.06.2025

Der Sand-Trick für Bienen: So helfen Sie 420 Wildbienenarten mit wenig Aufwand
Foto: Shutterstock / I. Rottlaender

Insektenhotels alleine reichen nicht – Wildbienen bevorzugen Sand als Brutplatz. Wir erklären, warum Sandarien unverzichtbar sind, welcher Sand ideal ist und wie Sie Schritt für Schritt einen naturnahen Nistplatz für Wildbienen anlegen.

Wildbienen leisten einen entscheidenden Beitrag zur Bestäubung unserer Pflanzen. Sie sind wichtig für die Artenvielfalt und sichern letztlich auch unsere Ernten von Obst und Gemüse. Doch durch versiegelte Flächen, intensive Landwirtschaft und den Verlust natürlicher Lebensräume geraten die fleißigen Bestäuber zunehmend unter Druck. Ihnen fehlen sowohl geeignete Nahrungsquellen als auch Nistmöglichkeiten.

Viele naturbegeisterte Menschen möchten helfen und stellen Nisthilfen auf, oft in Form der bekannten Insektenhotels. Das ist grundsätzlich ein guter Ansatz, aber er erreicht nur einen kleinen Teil der Wildbienen.

Warum das Insektenhotel allein nicht genügt

Kaum jemandem ist bewusst, dass nur ein kleiner Teil der heimischen Wildbienenarten die klassischen Nisthilfen in Insektenhotels nutzt. "Dreiviertel aller Wildbienenarten sind Erdnister – sie nisten also im Boden", erklärt der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Von den rund 560 Wildbienenarten in Deutschland nisten laut Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) etwa 420 Arten im Boden.

Diese Spezialisten graben ihre Nester, die aus mehreren Brutzellen bestehen, direkt in den Untergrund. Sie benötigen dafür ganz spezifische Bedingungen: lockeren, sandigen und trockenen Boden, der idealerweise wenig Vegetation aufweist. Genau solche Flächen sind in unserer aufgeräumten Umwelt selten geworden.

Das bedeutet:

  • Viele Wildbienen finden im Insektenhotel keinen passenden Brutplatz.
  • Natürliche Nistplätze werden zunehmend seltener, da Böden versiegelt oder gepflegt werden.
  • Ein Sandarium bietet genau die Bodenstruktur, die Wildbienen für ihre Nester brauchen.

    Sandarium anlegen: Schritt-für-Schritt-Anleitung

    Ein Sandarium ist ein speziell angelegter, sandiger Bereich im Garten oder auf dem Balkon, der als natürlicher Lebensraum für bodenbrütende Insekten, vor allem Wildbienen, dient. Es besteht aus lockerem Sand und bietet den Insekten einen idealen Platz zum Nisten und Brüten – ganz ohne künstliche Röhren oder Holzstrukturen wie beim klassischen Insektenhotel.

    So legen Sie ein Sandarium für Wildbienen an:

    1. Standortwahl: Suchen Sie einen Platz, der möglichst sonnig ist. Ein Dachüberstand kann zusätzlichen Schutz vor zu viel Regen bieten, ist aber nicht zwingend nötig.
    2. Größe und Tiefe: Die Fläche sollte laut BUND und NABU mindestens 40 × 40 Zentimeter betragen. Die Tiefe der Sandschicht sollte ausreichend sein, da manche Bienen ihre Röhren bis zu 50 Zentimeter tief graben.
    3. Grube oder Hochbeet: Sie können entweder eine Mulde ausheben und diese mit Sand füllen (Grube) oder den Sand auf dem vorhandenen Boden aufschütten und einfassen (Hochbeet). Letzteres ist oft einfacher und besonders ratsam bei lehmigem oder tonigem Boden sowie hohem Grundwasserstand, um Staunässe zu vermeiden.
    4. Drainage: Damit Regenwasser gut abläuft und der Sand schnell trocknet, sollten Sie die Sandoberfläche leicht schräg oder als kleinen Hügel aufhäufen. Bei lehmigem Boden am Grund der Mulde empfiehlt sich zusätzlich eine Drainageschicht aus grobem Kies oder Ziegelbruch.
    5. Der richtige Sand: Das Wichtigste ist der Sand. Er sollte ungewaschen und grob sein. "Greifen Sie nicht auf Spielplatz-Sand zurück. Dieser feine, gewaschene Flusssand ist ungeeignet, Niströhren würden sofort einbrechen", rät der BUND. "Besorgen Sie sich am besten in einem Steinbruch ungewaschenen, groben Sand mit unterschiedlicher Körnung."
    6. Sand verdichten: Klopfen oder stampfen Sie den aufgefüllten Sand fest. So entsteht ein kompakteres Substrat, das den Bienen das Graben erleichtert. Um die Qualität zu beurteilen, hilft die Förmchenprobe. Hier empfiehlt der BUND: "Füllen Sie den feuchten Sand in einen Joghurtbecher und stellen ihn zum Trocken auf den Kopf. Hält die Form im trockenen Zustand gut zusammen? Dann passt die Sandstruktur."
    7. Totholz hinzufügen: Platzieren Sie Äste, Wurzeln oder altes Holz auf oder am Rand des Sandariums. Wildbienen nagen dieses Material ab, um ihre Brutröhren zu verschließen.
    8. Katzen abschrecken: Um zu verhindern, dass das Sandarium als Katzenklo missbraucht wird, legen Sie locker Brombeerranken, Rosenschnitt oder notfalls ein feines Maschendrahtgitter auf das Sandarium.

    Sandarium bepflanzen und pflegen

    Ein Sandarium sollte möglichst spärlich bepflanzt sein, um den Wildbienen freie Sandflächen zum Nisten zu bieten. Kleine Flächen (unter 0,5 m²) bleiben idealerweise unbepflanzt. Bei größeren können trockenheitstolerante, klein bleibende Pflanzen wie Hauswurz, Heide-Nelke oder Felsen-Fetthenne gesetzt werden – ohne Humuszugabe.

    In direkter Nähe sollten bienenfreundliche, trockenheitsverträgliche Futterpflanzen wie Rosmarin, Thymian, Lavendel oder Glockenblumen für ein durchgehendes Nahrungsangebot von Frühling bis Herbst sorgen. Gefüllte Blüten und Hybrid-Züchtungen sind ungeeignet. Unerwünschte Beikräuter sollten Sie regelmäßig entfernen, die Samenstände am besten über den Winter stehen lassen. 

    Gut zu wissen: Kleine Löcher oder Sandhäufchen an den Nestöffnungen sind Zeichen einer Besiedlung.

    Kann man ein Sandarium auch im Topf anlegen?

    Wer keinen Garten hat, kann "die Kübel-Variante" nutzen. Verwenden Sie einen ausreichend großen, flachen Topf oder eine Kiste als Sandarium.

    Wichtig:

    • Sorgen Sie für eine sonnige Position.
    • Achten Sie auf guten Wasserabfluss (Drainageschicht).
    • Halten Sie den Sand trocken, aber nicht ausgetrocknet.
    • Platzieren Sie den Topf windgeschützt, zum Beispiel nahe einer Hauswand.

    In welcher Jahreszeit ist ein Sandarium wichtig?

    Ein Sandarium ist vor allem im Frühjahr und frühen Sommer wichtig, denn das ist die Hauptbrutzeit vieler bodenbrütender Wildbienenarten. Sie legen ihre Eier in sandigen Böden ab, damit sich die Larven optimal entwickeln können.

    Im Juni ist es durchaus noch sinnvoll, ein Sandarium anzulegen, denn einige Wildbienenarten starten ihre Brutzyklen etwas später oder haben mehrere Generationen im Jahr. Außerdem profitieren die Insekten auch langfristig, wenn sie im Sommer einen guten Nistplatz vorfinden.

    Keine Angst vor Wildbienen-Stichen

    Viele Menschen sind unsicher im Umgang mit Bienen im Garten. Doch bei Wildbienen besteht in der Regel kein Grund zur Sorge. "Zwar besitzen die Weibchen einen Stachel, den sie zur Not auch einsetzen würden. Doch kann der Stachel die menschliche Haut nicht durchdringen", erklärt der BUND.

    Weiterlesen auf oekotest.de: