Altes Handy entsorgen: Diese Tipps sind besser als der Wertstoffhof

Autor: Benita Wintermantel/Lino Wirag | Kategorie: Freizeit und Technik | 15.03.2023

Altes Handy entsorgen: Das sollten Sie beachten
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Auf jeden Handy- oder Smartphonebesitzer kommen inzwischen zahlreiche veraltete Geräte. Viele davon schlummern unbenutzt in deutschen Schubladen. Egal ob defekt oder intakt, ob noch brauchbar oder hoffnungslos veraltet: In den Alt-Telefonen stecken wertvolle Ressourcen. So entsorgen Sie Ihr altes Handy oder Smartphone am besten.

Halbjährlich kommen neue Smartphone-Modelle auf den Markt: Neue Funktionen, ein schickeres Design und mehr Leistung – die Verlockung ist groß, sich immer wieder aufs Neue mit dem aktuellsten Handy einzudecken.

Zudem wird es Verbrauchern immer schwerer gemacht, ein und dasselbe Gerät länger als ein paar Jahre zu nutzen: Während sich Handy-Akkus früher noch problemlos selbst austauschen ließen, sind inzwischen selbst einfache Reparaturen kaum mehr ohne professionelle Hilfe möglich (eine Ausnahme bilden etwa die Smartphones der Firma Fairphone). Ist eine Reparatur erst mal unumgänglich, wird sie oft so kostspielig, dass gleich eine Neuanschaffung attraktiv erscheint.

Alte Handys entsorgen: Das steckt in Ihrem Gerät

Diese "geplante Obsoleszenz" wird auch auf anderen Wegen beschleunigt: Nicht selten werden beispielsweise nach einigen Jahren keine Updates des Betriebssystems mehr ausgeliefert, sodass benötigte Apps nicht mehr funktionieren. Oft führt dann kein Weg mehr an einem Neugerät vorbei. So sammeln sich die wertvollen Altgeräte. Nach aktuellen Schätzungen des Digitalverbands Bitkom sollen in Deutschland 210 Millionen ausrangierte Handys und Smartphones in Schränken und Schubladen liegen, was etwa drei Altgeräten pro Handynutzer entspricht.

Alte Handys unbedingt recyclen und nicht im Hausmüll entsorgen
Alte Handys unbedingt recyclen und nicht im Hausmüll entsorgen (Foto: Shutterstock / Akhenaton Images)

Nicht nur der ständige Neukonsum, auch das Horten von Alt-Geräten geht zulasten der Umwelt. Denn: Smartphones benötigen bei der Herstellung Unmengen an Energie und wertvolle Ressourcen in Form von Edelmetallen und sogenannten Seltenen Erden. Deren Gewinnung schadet aber der Umwelt und findet häufig unter problematischen Bedingungen statt.

Elektrogeräte sind voller wertvoller Rohstoffe

Umso wichtiger ist es, dass alte Handys nicht einfach herumliegen, sondern wieder in Umlauf kommen oder recycelt werden. Immerhin lassen sich laut Naturschutzbund bis zu 80 Prozent der Bestandteile wiederverwerten, wobei es vor allem auf die wertvollen Metalle ankommt, die in jedem Gerät stecken: So können beim Smartphone-Recycling Gold, Silber, Kupfer und Palladium zurückgewonnen werden, die Hersteller dann für neue Produkte nutzen. Das hat den Vorteil, dass für neue Elektronik weniger Rohstoffe abgebaut werden müssen, was wiederum die Umwelt schont.

Ein weiterer Vorteil des Recyclingprozesses: Dabei können auch gleich giftige Bestandteile wie Blei, Quecksilber, Arsen oder Kadmium fachgerecht entsorgt werden, die dann keine Gefahr mehr für die Umwelt darstellen.

Alte Handys: Zu schade für die Schublade

Was heißt das genau?

  • Für alte, aber noch funktionsfähige Geräte gelten aus ökologischer Sicht die folgenden Prioritäten: Am wichtigsten ist weiternutzen (siehe Punkt 1.), erst danach folgen verschenken, verkaufen oder spenden (3./4./5.)
  • Für kaputte Geräte lautet die Reihenfolge: Am wichtigsten sind reparieren (2.) und weiternutzen (1.); wenn das nicht geht, folgen: kaputtes Handy spenden (5.) oder korrekt entsorgen (6.)
Lassen Sie Ihr Gerät fachgerecht recyceln – oder spenden Sie es besser an eine Umweltschutzorganisation.
Lassen Sie Ihr Gerät fachgerecht recyceln – oder spenden Sie es besser an eine Umweltschutzorganisation. (Foto: Shutterstock/Phoenixns)

Hier die einzelnen Tipps:

1. Altes Handy weiternutzen

Die nachhaltigste Lösung für jedes Handy, das noch funktioniert, ist natürlich: es weiter zu nutzen, so lange es geht. Prüfen Sie beispielsweise, ob sich das Gerät mit einer größeren Speicherkarte oder einem neuen Akku ausrüsten lässt.

Wenn das Alt-Handy partout nicht mehr als "Hauptgerät" infrage kommt (beispielsweise, weil bestimmte Apps nicht mehr funktionieren), kommen vielleicht noch kreative Zweit-Nutzungen infrage. So können Sie das Alt-Handy beispielsweise …

  • als berufliches Zweithandy fürs Büro oder Home-Office nutzen,
  • zum Babyphone umfunktionieren,
  • als mobilen MP3-Player, Navi und/oder Fahrtenbuch fürs Auto verwenden,
  • als Fernbedienung fürs Smart Home nutzen u.v.a.

Wer keine sinnvollen Zweitnutzungsmöglichkeiten, aber ein noch funktionierendes Handy hat, sollte es an jemanden weitergeben, für den das Geräte-Alter keine Rolle spielt. Dabei gilt immer: Löschen Sie, sofern möglich, unbedingt alle persönlichen Daten und nehmen Sie SIM- und gegebenenfalls Speicherkarte aus dem Gerät, bevor Sie Ihr altes Handy verschenken, verkaufen, spenden oder entsorgen.

2. Altes Handy reparieren

Ihr Gerät hat einen Defekt, weshalb Sie es entsorgen müssen? Geben Sie nicht gleich auf!

Auch wenn Sie im Shop die Auskunft bekommen haben, dass sich eine Reparatur nicht mehr lohnt, ist es sinnvoll, noch einmal selbst nachzuschauen, ob sich der Schaden nicht doch beheben lässt.

Tipp: Zum Beispiel auf iFixit.de finden Sie zahlreiche kostenlose Anleitungen zur Smartphone-Reparatur.

3. Altes Handy verschenken

  • Ein zweites Leben ermöglichen Sie Ihrem Handy, Smartphone oder auch Tablet, wenn Sie im Freundes- und Bekanntenkreis herumfragen, ob es dort gebraucht werden kann, beispielsweise für den Nachwuchs. Ein entsprechender Aufruf ist schnell gestartet.
  • Wer will, bietet das Gerät über ein Kleinanzeigen-Portal oder ein Nachbarschaftsnetzwerk kostenlos für Selbstabholer an. Interessenten finden sich in aller Regel schnell.
  • Auch Sozialkaufhäuser oder Secondhand-Läden (auf Spendenbasis) in Ihrer Nähe können eine Möglichkeit sein, funktionierenden Altgeräten zu einem zweiten Leben zu verhelfen.

4. Altes Handy verkaufen

  • Zahlreiche Onlinehändler, die gebrauchte Handys ankaufen (um sie aufzubereiten und weiterzuverkaufen), finden Sie problemlos mit einer Internetsuche. Erwarten Sie aber nicht zu viel: Gutes Geld gibt es dort nur für neuere Modelle, die noch tadellos aussehen und funktionieren.
  • Auch über Kleinanzeigen-Portale, Auktionsseiten oder Gruppen in sozialen Netzwerken können Sie nach Käufern für Ihr altes Handy suchen.
  • Die meisten privaten Handy-Shops kaufen alte Geräte direkt im Laden an. 

Bereits defekte Geräte lassen sich in aller Regel nicht mehr verkaufen; es sei denn, es handelt sich um neuere Smartphone-Modelle aus dem mittleren und oberen Preissegment, bei denen sich eine Reparatur für den Händler noch lohnt.

5. Altes Handy spenden

Ob defekt oder nicht: Alt-Geräte lassen sich natürlich auch an Umweltschutz-Organisationen oder Hilfswerke spenden.

Die Organisationen arbeiten dazu mit Verwertungsunternehmen zusammen, die das sachgerechte Recycling oder die Wiederaufbereitung der Alt-Handys übernehmen. Dort können auch kaputte Handys, die anderswo niemand mehr will, noch einmal eine Chance auf ein zweites Leben bekommen. Der Gewinn, der bei der Verwertung entsteht, fließt zum Teil an die Umweltschutz-Organisationen oder Hilfswerke zurück (auf diese Weise entsteht die eigentliche "Spende", die sich in der "Handyspende" verbirgt).

Alte Handys können Sie entweder über spezielle Sammelboxen an NABU & Co. spenden, oder indem Sie Ihr Altgerät (teilweise kostenfrei) per Post einschicken. Wir empfehlen Handyspenden an …

6. Altes Handy entsorgen

Wenn verschenken, spenden oder verkaufen keine Optionen mehr sind, weil das Gerät hoffnungslos veraltet oder hoffnungslos kaputt ist, muss es korrekt als Elektroschrott entsorgt werden. Dann lassen sich zumindest noch die wertvollen Metalle zurückgewinnen, die im Gerät stecken. Dazu gilt:

    Zum Schluss: Wenn Sie ein neues Smartphone kaufen möchten, entscheiden Sie sich am besten für ein Gerät mit einem möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck. Dabei hilft unser Beitrag: So finden Sie ein strahlungsarmes, umweltfreundliches Smartphone.

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