Mikroplastik ist allgegenwärtig. Damit sind laut Definition des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) feste, wasserunlösliche Kunststoffpartikel gemeint, die kleiner als fünf Millimeter sind. Zu Mikroplastik gehören auch winzige Nanoplastikpartikel. Sie sind kleiner als ein Mikrometer.
Studien deuten darauf hin, dass Mikroplastik gesundheitliche Folgen für den menschlichen Körper hat: So werden Entzündungen, Immunschäden und oxidative Zellschäden mit Plastik im Körper in Zusammenhang gebracht.
Doch nicht nur Menschen, sondern auch Bienen werden durch die Aufnahme von Mikroplastik geschädigt. Darauf macht ein neuer Bericht der Initiative Bee:wild aufmerksam. Dieser identifiziert zwölf große Bedrohungen, die den Verlust von Bestäubern in den nächsten fünf bis 15 Jahren beschleunigen könnten. Auch Mikroplastik gehört dazu.
Was Mikroplastik im Körper der Bienen macht
Der Bericht der Intiative Bee:wild bezieht sich auf mehrere wissenschaftliche Studien, die die Auswirkungen von Mikroplastik auf Honigbienen untersucht haben. So kommt eine Übersichtsstudie aus dem Jahr 2024, welche die Erkenntnisse aus verschiedenen Laborexperimenten analysiert, zu dem Schluss, dass Mikroplastik zwar nur begrenzt tödliche, aber dennoch schädliche Auswirkungen auf Honigbienen hat.
In der Studie wird erklärt, dass Mikro- und Nanoplastikpartikel über Blütenstaub, Wasser und kontaminierte Böden in den Bienenkörper gelangen. Dort angekommen, reichern sich die Partikel beispielsweise im Verdauungssystem der Bienen an, insbesondere im Mittel- und Enddarm – was zu Schäden wie Gewebeverletzungen, Veränderungen der Darmflora und Entzündungsreaktionen führt.
Die kleinen Nanoplastikpartikel können laut Studie auch über die Luft in das Atmungssystem gelangen und sich in den Luftröhren anreichern. Einige dringen auch ins Gehirn ein und reichern sich dort an.
Mikroplastik wirke im Körper zudem als Stressfaktor: Es verändere die Genexpression, die mit Immunantwort, Entgiftung und oxidativem Stress zusammenhängt. Das Immunsystem werde geschwächt, die Honigbienen seien in den Experimenten anfälliger für Viren, Bakterien und Gifte geworden.
Mikroplastik verändert das Verhalten der Bienen
Weil Forschende herausfinden wollten, was Mikroplastik mit Honigbienen macht, gaben sie den Tieren in verschiedenen Experimenten Futter und Wasser, das mit verschiedenen Mikroplastikarten angereichert war. Die Übersichtsstudie zeigt, dass die Honigbienen an Körpergewicht verlieren und sich ihre Überlebensrate verringert, wenn sie über einen längeren Zeitraum Nanoplastikpartikel fressen.
Die Behandlung von Bienen mit Styropor-Mikroplastik beeinträchtigte zudem ihr Lernen und Gedächtnis. Auffällig war auch, dass mit Mikroplastik behandelte Bienen ihr Flugverhalten veränderten und bei der Futtersuche weniger zielgerichtet waren.
Die Experimente deuten darauf hin, dass Honigbienen Mikroplastik in der realen Umgebung nicht erkennen und folglich nicht vermeiden können. Die Honigbienen zeigten nämlich keine Präferenz gegenüber Nahrungs- und Wasserressourcen mit oder ohne Mikroplastik.
Wo Mikroplastik überall zu finden ist
Bei all dem ist es kein Wunder, dass Mikroplastik sich auch in Honig finden lässt und somit auch vom Menschen aufgenommen wird.
Mikroplastikpartikel verunreinigen zudem Bienenstöcke in ganz Europa. Tests an 315 Sentinel-Honigbienenvölkern in 27 EU-Mitgliedstaaten zeigten eine nahezu flächendeckende Kontamination mit Mikroplastik, wobei 44 % der Fasern und 94 % der Partikel synthetisch waren, hauptsächlich PET.
Warum die Ökosysteme Bienen brauchen
Der Bee:Wild-Bericht schließt daraus, dass Mikroplastik in Anbetracht der Allgegenwärtigkeit und der Schädlichkeit wahrscheinlich eine ernsthafte Bedrohung für Wildbestäuber darstellt.
Die Initiative betont dabei die Notwendigkeit von Bestäubern wie Bienen, Schmetterlingen, einigen Vögeln und Fledermäusen. Sie sind für die Natur und unsere Lebensmittelversorgung unerlässlich. Fast 90 % der Blütenpflanzen und mehr als drei Viertel der weltweiten Grundnahrungsmittel werden von Bestäubern befruchtet.
Dabei sind die Bienen und andere Bestäuber auch ein enormer Wirtschaftsfaktor: Laut einer Studie der Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services liegt der globale ökonomische Wert der Bestäubung bei etwa 235 bis 577 Milliarden US-Dollar jährlich.
Jedoch nimmt die Zahl der Bienen weltweit Jahr für Jahr ab. Ursache dafür sind unter anderem der Einsatz von Insektiziden und Pestiziden. Aber auch der Klimawandel und schwindende Lebensräume tragen zum Bienensterben bei.
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