Daten von sechs Klimadiensten bestätigen: 2023 war wärmstes Jahr

Autor: dpa | Kategorie: Freizeit und Technik | 15.01.2024

Copernicus: 2023 war fast 1,5 Grad wärmer als vorindustrielles Mittel
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Weltweit beschäftigen sich mehrere Institutionen mit der Auswertung von Klimadaten. Auch in der Summe bestätigen sie: 2023 war das wärmste Jahr. Ein an dieser Entwicklung beteiligtes Wetterphänomen könnte sich nun aber rasch abschwächen.

Die Weltwetterorganisation (WMO) hat die rekordhohe globale Durchschnittstemperatur für das Jahr 2023 offiziell bestätigt. Sie gab den Wert nach Auswertung von sechs verschiedenen Messreihen mit 1,45 Grad über dem vorindustriellem Niveau (1850-1900) an. Alle sechs Institute hätten 2023 als heißestes Jahr eingestuft. Die neue WMO-Chefin Celeste Saulo warnte, dass dieses Jahr einen neuen Rekord bringen könnte.

Bisher war 2016 das heißeste Jahr seit der Industrialisierung. Die globale Durchschnittstemperatur lag damals rund 1,29 Grad höher. 2022 war es 1,15 Grad wärmer als vor der Industrialisierung.

Der europäische Klimadienst Copernicus hatte die global gemittelte Durchschnittstemperatur für 2023 mit 1,48 Grad angegeben ("Global Climate Highlights 2023"). "Es ist wahrscheinlich, dass die Temperaturen 2023 wärmer waren als in den vergangenen 100.000 Jahren", sagte Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service (C3S). Klimaforschende können das historische Klima indirekt etwa aus Baumringen oder Luftblasen in Gletschern rekonstruieren.

Die WMO hat für ihre Berechnung zusätzlich Messreihen von drei amerikanischen und zwei britischen Instituten ausgewertet. Sie gibt die Messunsicherheit jeweils mit plus/minus 0,12 Grad an. Die tatsächliche Durchschnittstemperatur dürfte laut WMO bei 15,09 Grad gelegen haben. Dabei sei die Messunsicherheit aber merklich größer.

El Niño und La Niña: Es könnte noch heißer werden

WMO-Chefin Saulo verwies darauf, dass das natürliche Wetterphänomen El Niño die Temperaturen im vergangenen Jahr beeinflusst hat. Es sorgt alle paar Jahre für einen Anstieg der Wassertemperaturen in Teilen des Pazifiks und höhere Lufttemperaturen. Sein Gegenstück La Niña drückt die Temperaturen. "Dass bis Mitte 2023 aus dem abkühlenden La Niña ein wärmender El Niño wurde, zeigt sich deutlich im Temperaturanstieg des letzten Jahres", teilte Saulo mit.

"Da El Niño normalerweise die größten Auswirkungen auf die globalen Temperaturen hat, nachdem er seinen Höhepunkt erreicht hat, könnte es 2024 noch heißer werden." Die US-Wetterbehörde rechnet mit einem Abschwächen des El Niño im Laufe des Frühjahrs.

Die Wahrscheinlichkeit, dass 2024 noch wärmer werde als 2023, sei nicht besonders hoch und liege derzeit bei eins zu drei, hieß es am Freitag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der US-Raumfahrtbehörde Nasa und der US-Klimabehörde NOAA. Die Wahrscheinlichkeit, dass 2024 unter die fünf wärmsten bislang gemessenen Jahre fallen werde, liege jedoch bei 99 Prozent.

Saulo rief die Weltgemeinschaft auf, den Klimawandel entschiedener einzudämmen. Dazu seien drastischere Einschnitte bei den klimaschädlichen Treibhausgasemissionen und ein schnellerer Übergang zu erneuerbaren Energien nötig. "Der Klimawandel ist die größte Herausforderung für die Menschheit", sagte sie.

Warum war es 2023 so heiß?

"Eine entscheidende Ursache für die ungewöhnlichen Lufttemperaturen im Jahr 2023 waren die beispiellos hohen Oberflächentemperaturen der Ozeane", heißt es vom EU-Klimawandeldienst Copernicus. Hauptgrund für die warmen Meere sei der anhaltende Anstieg der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre. Als weiteren Faktor 

Ein weiterer Faktor sei das wiederkehrende Wetterphänomen El Niño, das im vergangenen Jahr begann. Es heizt alle paar Jahre den Pazifik auf. Insgesamt hätten die globalen Meeresoberflächen-Temperaturen von April bis Dezember Rekordwerte für diesen Zeitraum erreicht.

"Die extremen Ereignisse, die wir in den letzten Monaten beobachtet haben, sind ein dramatisches Zeugnis dafür, wie weit wir uns von dem Klima entfernt haben, in dem unsere Zivilisation bisher florierte", sagte C3S-Direktor Carlo Buontempo. Er forderte, die Dekarbonisierung der Wirtschaft voranzutreiben.

Der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union veröffentlicht regelmäßig Daten zur Temperatur an der Erdoberfläche, zur Meereisdecke und zu Niederschlägen. Die Erkenntnisse beruhen auf computergenerierten Analysen, in die Milliarden von Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt einfließen.

Weiterlesen auf oekotest.de: