Planetary Health Diet: Essen für den Planeten

Magazin Januar 2024: Gesichtscremes | Autor: Annette Sabersky | Kategorie: Essen und Trinken | 02.01.2024

Planetary Health Diet: Essen für den Planeten
Foto: AB-7272/Shutterstock

Neues Jahr, neue Diät? Wir probieren dieses Jahr etwas anderes: eine Ernährungsweise, die gut für uns sein soll – und für den Planeten. ÖKO-TEST beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die Planetary Health Diet.

  • Die Planetary Health Diet, kurz PHD, ist eine Ernährungsweise, die von Forschern und Forscherinnen der EAT-Lancet Kommission entwickelt wurde.
  • Ihr Ziel: Eine grundlegende Umgestaltung der Landwirtschaft und Ernährung, damit die weiterhin steigende Weltbevölkerung zukünftig gesund und nachhaltig ernährt werden kann.
  • Die Basis der PHD sind pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse und Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und pflanzliche Öle

Was verbirgt sich hinter der Planetary Health Diet (PHD)?

Genau genommen ist die PHD keine Diät, sondern eine Ernährungsweise, die dauerhaft durchgeführt werden soll. Die Empfehlungen sind so formuliert, dass sie dazu beitragen, die im Pariser Klimaschutzabkommen definierten Ziele zu erreichen.

Danach sollte die Klimaerwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius bleiben – in Bezug auf vorindustrielle Zeiten. Auch möchte man so die steigende Weltbevölkerung gesund satt bekommen – bis zum Jahr 2050 sind dies etwa zehn Milliarden Menschen. Mithilfe der PHD sollen zudem unsere Lebensgrundlagen erhalten und rund elf Millionen vorzeitige ernährungsmitbedingte Todesfälle im Jahr verhindert werden.

Warum brauchen wir die PHD?

Entwickelt wurde die PHD von der sogenannten EAT-Lancet-Kommission, einem Zusammenschluss von 37 Forscherinnen und Forschern aus 16 Ländern. Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass wir eine grundlegende Veränderung der derzeitigen Ernährungsgewohnheiten und der Landwirtschaft brauchen, wenn auch zukünftig weltweit alle Menschen gesund und nachhaltig satt werden wollen. Denn vier der neun sogenannten planetaren Belastungsgrenzen haben bereits ein kritisches Maß erreicht oder sind überschritten.

Die Macher der PHD fordern darum, dass die globale Lebensmittelerzeugung radikal umgebaut werden muss. Dazu gehört eine stärkere (regionale) Bio-Landwirtschaft und die Verminderung von Lebensmittel-Abfällen um 50 Prozent. Auch müsse sich komplett ändern, was auf den Feldern wächst, in Supermärkten, Schulen und Restaurants angeboten und was und wie gekocht wird. 

Ein Bestandteil der Planetary Health Diet ist auch die Verminderung von Lebensmittelabfällen um 50 Prozent.
Ein Bestandteil der Planetary Health Diet ist auch die Verminderung von Lebensmittelabfällen um 50 Prozent. (Foto: Kmpzzz/Shutterstock)

Was kommt auf den Teller?

Basis sind pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse und Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und pflanzliche Öle. Unter dem Strich sollen sie mindestens drei Viertel auf dem Teller ausmachen. Der Rest können, müssen aber nicht, geringe Mengen an Milch und Milchprodukten, Eiern, Fleisch, Fisch und Geflügel sein.

PHD geht also auch vegan?

Ja. In den Empfehlungen sind jeweils Spannen angegeben. Bei Milch steht beispielsweise: 250 Gramm (0 bis 500 Gramm) am Tag. Null bedeutet, dass auch ganz darauf verzichtet werden kann – bei besonderer körperlicher Beanspruchung aber auch mehr Milch fließen kann, im Mittel sollten es aber maximal 250 Milliliter sein. Dasselbe gilt für andere Lebensmittel von Tieren. Planetenkost geht also als Mixkost, vegetarisch und vegan.

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Was muss sich bei unserer Ernährung vor allem ändern?

Der Verzehr von Gemüse, Hülsenfrüchten und Obst müsste sich verdoppeln, der Konsum von Fleisch und Zucker halbieren. Das bedeutet für viele eine radikale Umstellung.

Entspricht das den Empfehlungen der DGE?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat im Mai 2022 eine Stellungnahme abgegeben, in der sie die PHD befürwortet. Denn beide Ernährungsformen sind plant based, also pflanzenbetont, und raten zu ganz wenigen tierischen Lebensmitteln. Sie empfehlen außerdem Einschränkungen bei Zucker, gesättigten Fetten und hoch verarbeiteten Lebensmitteln.

Unterschiede gibt es aber bei Milchprodukten, die wichtiger Teil der DGE-Empfehlungen sind. Im Rahmen der PHD sollen Milchprodukte durch andere eiweißreiche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte und Nüsse sowie Getreide ersetzt werden. Darum sind die Mengen an Linsen, Erbsen und Co. deutlich höher als bei der DGE. Die PHD basiert auf einheitlich 2.500 Kilokalorien am Tag. Frauen benötigen aber meist weniger, Männer ggf. mehr. Die DGE unterscheidet hier genau nach Alter und Geschlecht.

Basis der Planetary Health Diet sind Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte und pflanzliche Öle.
Basis der Planetary Health Diet sind Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte und pflanzliche Öle. (Foto: marilyn barbone/Shutterstock)

Wäre es möglich, alle Menschen so zu ernähren?

Das wäre möglich, alle Menschen nach den Grundsätzen der PHD zu ernähren, und das primär mit regionalen Produkten, zumindest rechnerisch. Eine Studie der Hochschule Fulda am House of Logistics and Mobility errechnete den Flächenverbrauch für das Bundesland Hessen.

Die verfügbaren Acker- und Weideflächen dort würden ausreichen, sofern die Menschen den Konsum von Fleisch, Milchprodukten und Eiern stark einschränken, wie es die PHD empfiehlt. Dann wären nur noch die Hälfte der zurzeit 125.000 Milchkühe und ein Fünftel der derzeit gehaltenen Mastschweine nötig. Dies wäre auch eine Chance, die Tiere extensiver, also tierfreundlicher und umweltgerechter zu halten.

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