Die Hitze, die das Land Anfang August noch einmal im Griff hat, lässt nicht nur Mensch und Tier, sondern auch die Stadtbäume leiden. Im Unterschied zu den Bäumen in der freien Natur haben es Stadtbäume aufgrund der schlechten Bodenverhältnisse besonders schwer, ihre Wurzeln optimal auszubilden und an Wasser zu gelangen.
Wenn sich die Städte im Sommer aufheizen, verdunsten die Bäume große Mengen Wasser über ihre Blätter – und sorgen so für eine kühlere Umgebungstemperatur, die uns Menschen zugute kommt. Wenn es nicht regnet, haben die Bäume keine Möglichkeit, ihre Wasserreserven wieder aufzufüllen.
Dabei sind die Bäume in den Städten im Sommer besonders wichtig: Sie kühlen nicht nur die Luft in ihrer Umgebung, sondern spenden auch Schatten, nehmen Schadstofe auf, produzieren wertvollen Sauerstoff und bieten zahlreichen Insekten Lebensraum.
An heißen Sommertagen ist es deshalb wichtig, dass wir den Stadtbäumen helfen und sie mit Wasser versorgen. Dazu müssen Sie nicht unbedingt das kostbare Wasser aus der Leitung verwenden – im Haushalt fällt an vielen Stellen Brauchwasser an, das Sie fürs Gießen der Stadtbäume recyceln können.
Bäume gießen: Bitte an die Stadtbäume denken!
In Teilen Deutschlands hat es im Frühjahr 2022 sehr wenig geregnet. Im März fiel deutschlandweit gerade ein Drittel der sonst üblichen Niederschläge. Nach Aussagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zählte der März 2022 zu den trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Hitze im Juni und Juli sorgte mit Extremtemperaturen von fast 40 Grad für neue Temperaturrekorde und für weitere Trockenheit.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und andere Umweltschutz-Organisationen raten deshalb allen Bürgern, den Bäumen in ihrer Nähe – gerade an besonders heißen Tagen – mit Wasser zu helfen.
Warum benötigen Bäume zusätzliches Wasser?
Stadtbäume bringt der Wassermangel an ihre Grenzen. Sie drohen einzugehen. Wenn doch mal ein Regenschauer oder ein abendliches Gewitter niedergeht, hilft das den Bäumen nicht viel: Das Wasser kommt meist gar nicht durch die trockene Bodenoberfläche durch und sickert nicht in tiefere Bodenschichten. Für tiefwurzelnde Bäume ist die Situation besonders gefährlich. Auch Jungbäume leiden unter der Trockenheit, sie haben kaum Wasserreserven, aus denen sie schöpfen können.
Die vielen Betonflächen in unseren Städten machen den Bäumen das Leben zusätzlich schwer: Wasser wird durch die Bodenversiegelung direkt in die Kanalisation geleitet – anstatt die Pflanzen mit Wasser zu versorgen.
Bäume gießen: Wie wässert man Stadtbäume richtig?
Den Stadtbäumen im Sommer zu helfen, ist ganz einfach: Etwa zehn Eimer Wasser pro Woche genügen.
"Jeder, der kann, sollte einem Baum über den Sommer helfen. Egal, ob die eigenen Gehölze im Garten, die an der Straße vor der Haustür oder ob die der Nachbarn mehr Feuchtigkeit benötigen", betont Baumschulmeister Reinhard Bertels von der Baumschule Bertels in Drensteinfurt im Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. "Am allerbesten unterstützt man einen Baum, wenn man ihn in der Hauptvegetationsperiode zwischen Mai und Oktober regelmäßig einmal in der Woche mit zusätzlichem Wasser versorgt."
Bäume gießen – und dabei Wasser sparen
Um gleichzeitig kostbares Trinkwasser zu sparen und dennoch die Stadtbäume vor der eigenen Haustür gießen zu können, empfiehlt der BUND Hessen, auf Regen- oder Brauchwasser zurückzugreifen: Wenn Sie einen Garten haben, können Sie Regenwasser in einer Tonne sammeln.
Aber auch im Haushalt entsteht Brauchwasser, das Sie zum Gießen der Bäume verwenden können:
- Wenn morgens in der Küche das Wasser kurz läuft, bis frisches, kaltes Wasser kommt, können Sie das abgestandene auffangen und zum Gießen verwenden.
- Auch altes Wasser aus dem Hunde- oder Katzennapf oder aus Blumenvasen kann fürs Gießen der Bäume verwendet werden.
- Beim Waschen von Gemüse, Salat und Obst fließt viel Wasser unnötig in die Kanalisation. Sie können es problemlos auffangen und als Gießwasser nutzen.
- Auch das (ungewürzte!) Wasser vom Kochen von Kartoffeln, Eiern oder Gemüse kann für die Bewässerung von Pflanzen genutzt werden. Das Wasser vor dem Gießen abkühlen lassen.
So helfen Sie den Bäumen in Ihrer Nähe
Hier konkrete Tipps, wie Sie den Bäumen – und damit auch dem Stadtklima – in Ihrer Umgebung etwas Gutes tun können:
- Verwenden Sie möglichst Regenwasser.
- Feuchten Sie den harten, trockenen Boden um den Stamm langsam an, damit das Wasser nicht gleich abläuft, sondern in den Boden einsickern kann. Sie können den Boden auch vorsichtig mit einer Hacke auflockern.
- Die Bäume müssen nicht täglich gegossen werden, einmal in der Woche genügt auch in den heißen Sommermonaten. Die Formel lautet: Seltener, aber dafür mehr!
- Je nach Größe benötigt ein Straßenbaum zwischen 9 und 14 Litern Wasser am Tag. Wenn Sie einem Baum wöchentlich 50 Liter Wasser spendieren, helfen Sie ihm in jedem Fall durch die Hitzeperiode.
- Flachwurzler sollten in einem möglichst großen Radius gegossen werden.
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Die beste Zeit fürs Gießen der Bäume ist früh am Morgen oder spät am Abend – also dann, wenn möglichst wenig Wasser in der Hitze verdunsten kann. Ganz, wie Sie es vom Rasensprengen kennen.
- Da das Gießwasser an heißen Tagen schnell verdunstet, rät der BUND, den Bodenbereich rund um den Stamm zu begrünen. Die Pflanzen fördern die Wasseraufnahme und schützen vor Verdunstung. Viele Kommunen erlauben laut BUND die Bepflanzung durch Anwohner – in der Regel ist jedoch eine gesonderte Genehmigung notwendig, die man beim zuständigen Grünflächenamt nachfragen sollte.
Ist das Bäumegießen nicht teuer?
Ein Liter Leitungswasser kostet in Deutschland ungefähr 0,2 Cent. Die 50 Liter, die ein Stadtbaum wöchentlich braucht, kosten damit zehn Cent.
Bäume spenden Schatten und fungieren als eine Art natürliche Klimaanlage, da sie durch die Verdunstung die Umgebungstemperatur senken. Zudem sorgen sie für bessere Luft: Sie produzieren Sauerstoff und filtern den Feinstaub aus der Luft.
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