Food Waste: 10 Tipps gegen Lebensmittelverschwendung

Autor: Benita Wintermantel | Lena Pritzl | Kategorie: Essen und Trinken | 27.09.2022

Zu viele Lebensmittel, die noch genießbar wären, landen in der Tonne.
Foto: Fotolia

Brötchen vom Vortag, Reste vom Abendessen, abgelaufener Joghurt – rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll. Wir geben Tipps, damit weniger Lebensmittel unnötig in der Tonne landen.

Die Möhren sind schrumpelig, die Brötchen schon ganz schön hart und beim Joghurt ist das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten: 78 Kilogramm Nahrungsmittel werfen wir Deutschen jährlich im Durchschnitt weg. Vieles, was in der Tonne landet, gehört nicht hinein. Der Großteil der entsorgten Lebensmittel ist gar kein Müll, die Produkte sind uns einfach nicht mehr gut genug. 

Tipps, damit weniger Lebensmittel im Müll landen

Die Bundesregierung will die Lebensmittelverschwendung bis 2030 halbieren. Wenn wir das gesetzte Ziel erreichen, könnte allein Deutschland 38 Millionen Tonnen schädliche Klimagase einsparen. Das ist mehr als die Hälfte der gesamten Treibhausgasemissionen aus der deutschen Landwirtschaft im Jahr 2020, so der WWF.

Fangen Sie am besten gleich heute an – hier unsere Tipps für weniger Lebensmittel im Müll:

1. Unnötige Einkäufe und Fehlkäufe vermeiden

Simpel aber effektiv. Wer mit Einkaufszettel unterwegs ist und nur in den Einkaufswagen packt, was auf dem Zettel steht, kauft weniger Unnötiges ein. Wichtig: Vor dem Einkauf die Vorräte daheim checken, ob nicht noch genug Couscous, Zitronen und Kräuter vorrätig sind.

2. Das Mindesthaltbarkeitsdatum richtig verstehen

Nach europäischem Recht muss auf fast allen verpackten Lebensmitteln und Getränken angegeben sein, wie lange das Produkt mindestens haltbar ist. Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist jedoch kein Verfallsdatum. Es ist lediglich eine "Frischegarantie" des Herstellers, die besagt, dass das gekaufte Produkt bis zu diesem Datum garantiert seinen Geschmack, seine Konsistenz und seine Farbe behält. Um eventuelle Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, wird das MHD vom Produzenten meist relativ kurz angesetzt. Viele Lebensmittel sind aber deutlich länger in einwandfreiem Zustand.

Greenpeace hat getestet, wie lange Lebensmittel nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum noch genießbar sind. Erstaunliches Ergebnis: Drei von acht Lebensmitteln waren ganze 16 Wochen nach Ablauf der Mindesthaltbarkeit noch essbar. Und zwar Joghurt, Soja-Joghurt und Tofu. Auch Salami, Käse und Kuchen hielten deutlich über das MHD hinaus.

Nicht zu verwechseln ist das Mindesthaltbarkeitsdatum mit dem Verbrauchsdatum:

  • Lebensmittel, deren Verbrauchsdatum abgelaufen ist, sollten entsorgt werden.

    3. Vertrauen Sie Nase und Augen – nicht dem MHD

    Sind Sie sich nicht sicher, ob Sie ein Lebensmittel noch genießen können, obwohl das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist? Vertrauen Sie Ihrem Gefühl. Die eigene Nase und die Augen sind ein besserer Ratgeber als das Mindesthaltbarkeitsdatum. "Wer schaut, riecht, die Konsistenz prüft und eine kleine Menge kostet, bildet sich in der Regel selbst das richtige Urteil", empfiehlt Hanna Simons, Sprecherin von Greenpeace in Österreich.

    • Bei Milchprodukten lässt sich einfach feststellen, ob das Produkt noch haltbar ist: Verfärbungen, ein auffälliger Geruch oder Geschmack sind Zeichen dafür, dass die Ware verdorben ist. Wenn das nicht der Fall ist, darf sie in aller Regel ohne Bedenken verzehrt werden.
    • Bei Reis und Nudeln ohne Ei ist die Haltbarkeit praktisch unbegrenzt.
    • Auch Zucker, Kaffee, Tee, Konserven, Hülsenfrüchte mit geringem Fettanteil und Gewürze in Aromaschutzverpackungen sind nahezu ewig haltbar.

    Zum Weiterlesen: Eier-Test: So erkennen Sie, ob ein Ei noch gut ist

      4. Ein zweites Leben für Brot, Obst und Gemüse

      Für altes Brot und nicht mehr ganz frisches Obst und Gemüse hilft eine Portion Einfallsreichtum. Überreifes Obst kann schnell zu Marmelade verkocht werden. Dabei sorgen reife Früchte für besonders viel Geschmack. Schrumpelige Kartoffeln können zu Kartoffelbrei verarbeitet werden. Aus nicht mehr taufrischen Möhren wird eine Suppe.

      Trockenes Brot kann für Semmelknödel oder Croutons verwendet werden. Wenn das Brot ganz hart ist, können Sie Paniermehl daraus machen. Noch besser: Brot – bevor es alt wird – einfrieren und nach Bedarf auftauen.

      Noch mehr Tipps für Sie:

      Hier finden Sie Rezepte für Reste:

      5. Ab in die Tiefkühltruhe!

      Statt "ab in die Tonne!" heißt es von nun an "ab in die Tiefkühltruhe!". Wenn Sie sehen, dass Sie zu viel Brot, Gemüse, Milch oder Käse eingekauft haben, können Sie die Lebensmittel einfrieren und so ihr Leben verlängern. Einige Lebensmittel eignen sich allerdings nicht für die Tiefkühltruhe:

        6. Richtig lagern

        Räumen Sie neue Konserven im Schrank hinter die, die dort schon standen. So werden automatisch die kürzer haltbaren zuerst verbraucht.

        Und achten Sie bei Obst und Gemüse auf die richtige Lagerung: Tomaten zum Beispiel sind kälteempfindlich. Sie verlieren im Kühlschrank schnell ihren Geschmack und schimmeln leicht. Fürs Aufbewahren von Tomaten gilt deshalb: am besten luftig und kühl. Auch Knoblauch und Zwiebeln werden schnell gammelig. Sie sollten nicht in luftdichten Behältern aufbewahrt werden.

        Für weitere Infos:

        7. Lebensmittelverschwendung fängt auf dem Acker an

        Erdbeeren sind schon lange zu einem Sinnbild der Lebensmittelverschwendung geworden: Große Teile der Ernte werden untergepflügt, sie vergammeln auf dem Feld oder landen in Biogasanlagen. Das können Sie gegen Lebensmittelverschwendung auf dem Feld tun:

        • Heimisches Obst und Gemüse kaufen
        • Obst und Gemüse im nächsten Sommer wenn möglich auf dem Feld selbst pflücken.
        • Gezielt nach Obst und Gemüse der "Klasse II" fragen.
        • Auch bei fertiger Marmelade, Tiefkühlobst und Konserven Produkte aus heimischem Anbau bevorzugen.

        Für weitere Infos: Lebensmittelverschwendung auf dem Acker: Das kann jeder dagegen tun

        8. Lebensmittel auffrischen statt wegwerfen

        Nicht immer lässt sich der Essensplan genau einhalten oder die Familie hat weniger Hunger als gedacht. Dann bleiben Lebensmittel übrig und werden bei längerer Lagerung labbrig, weich oder hart. So können Sie Brot, Gemüse, Salat, Käse, Pizza und trockene Kekse auffrischen:

        9. Auch aus "Müll" lässt sich noch was zaubern

        Viele Obst- und Gemüsereste gelten gemeinhin als "Müll". Sie können zwar problemlos im Biomüll entsorgt werden, aber viele Schalen und diverses Grünzeug lassen sich retten und weiterverarbeiten:

        10. Verdorbene Lebensmittel bitte entsorgen

        Auf der anderen Seite gilt aber auch: Lebensmittel, die tatsächlich schlecht geworden sind, gehören in die Tonne, nicht auf den Teller. Mit Lebensmittelinfektionen und Schimmelpilzen ist nicht zu spaßen. Wenn Brot Schimmel angesetzt hat, sollten Sie den ganzen Laib entsorgen – auch wenn der Schimmelbefall nur klein war. Auch Fleisch und Wurstprodukte gehören nach dem Ablauf des Verbrauchsdatums in den Müll.

        Intelligente Verpackungen sind die Zukunft

        Noch sind sie wegen der hohen Kosten wenig verbreitet, es wird jedoch intensiv geforscht: Die Industrie beschäftigt sich schon seit längerem mit intelligenten Verpackungen, die Auskunft darüber geben sollen, welchen Zustand ein Produkt hat. Die Bundeszentrale für Verbraucherschutz führt vier unterschiedliche Verfahren auf: Zeit-Temperatur-Indikatoren, Frische-Indikatoren, Funkchips oder Barcodes.

        Probleme unserer Wegwerfgesellschaft

        Unsere Wegwerfgesellschaft bringt ethische Probleme mit sich: Wir werfen Lebensmittel weg, die eigentlich noch genießbar wären – in anderen Ländern leiden oder sterben Menschen an Hunger. Auch ökologisch ist das Wegwerfen von Lebensmitteln problematisch. Für die Herstellung wurden wichtige Ressourcen aufgewendet: Energie, Wasser und Rohstoffe. Rund 3,3 Gigatonnen an Kohlenstoffdioxid-Äquvivalenten werden durch sogenanntes Food Waste (englisch für Lebensmittelverschwendung) verursacht, so Greenpeace. Die Umweltschutzverbände sind sich einig, dass der Großteil des Mülls vermeidbar wäre.

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