Aktualisiert am 29.01.2020; Einkauf Testprodukte Jan 2019 | Wenn wir von Minimalanforderungen an Olivenöl sprechen, sollte in den Flaschen echtes Olivenöl ohne Schadstoffe stecken. Auch die Güteklasse sollte stimmen. Ganz egal, ob man es nun für 3,99 Euro im Supermarkt oder für 40 Euro im Feinkostladen gekauft hat.
Allerdings wird bei Qualität und Herkunftsangaben von Olivenölen immer wieder getrickst. Olivenöl gilt sogar als das meistgefälschte Lebensmittel Europas. Nicht überall, wo "extra vergine" draufsteht, ist also gutes Öl drin. Unser Test von 19 Olivenölen bestätigt das leider.
Olivenöl-Test: So unterscheidet sich gutes Öl von schlechtem
Im Test: Wir haben 19 Olivenöle der höchsten Güteklasse "nativ extra" getestet, eingekauft unter anderem in Bio- und Supermärkten und Discountern. Darunter auch zwölf Bio-Öle. Von uns beauftragte Expertenpanels prüften die Öle auf geschmackliche Fehler sowie den sensorischen Gesamteindruck. Zudem ließen wir die Produkte von mehreren Laboren auf Schadstoffe wie Pestizide, Weichmacher und Mineralölrückstände untersuchen.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
- Mit "gut" empfehlen können wir nur zwei Olivenöle: ein konventionelles und ein Bio-Produkt.
- Knapp die Hälfte der getesteten Öle fällt durch. Ganze acht sind "mangelhaft" oder "ungenügend".
- Das Hauptproblem: Fast jedes zweite Olivenöl war nach unserer Einstufung "stark" mit Mineralölrückständen verunreinigt.
- Vier Öle wiesen, anders als angegeben, nicht die höchste Güteklasse "nativ extra" auf. Sie entpuppten sich im Geschmackstest als ranzig oder stichig.
- In drei Ölen war Dibutylphthalat nachweisbar. Die Europäische Union stuft den Weichmacher als fortpflanzungsgefährdend ein.
Immerhin: Alle von uns getesteten Öle sind echt: Sie sind nicht mit anderen Pflanzenölen gestreckt. Zudem waren keine nennenswerten Gehalte an weiteren Schadstoffen nachweisbar.
Testergebnis zeigt: Mineralöl in jedem zweiten Olivenöl
Jedes zweite Olivenöl ist mit Mineralöl verunreinigt. Unter Mineralölkohlenwasserstoffen versteht man eine sehr große Gruppe vieler verschiedener Stoffe, unter anderem die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH/POSH.
MOSH lagert der Körper in der Leber, den Lymphknoten, der Milz und im Fettgewebe ab. Was das für die Funktion dieser lebenswichtigen Organe bedeutet, ist bisher noch ungeklärt. POSH verhalten sich möglicherweise ähnlich, sind derzeit noch kaum erforscht.
Auch potentiell krebserregende Verbindungen können sich unter den Mineralölkohlenwasserstoffen befinden. Besonders bedenklich sind die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe MOAH – die ein von uns beauftragtes Labor in der Hälfte der Öle nachgewiesen hat. Diese Mineralölbestandteile haben in Lebensmitteln nichts zu suchen.

MOAH im Olivenöl: Woher stammt der Schadstoff?
Die hohen Mineralölverunreinigungen beschäftigen viele der Olivenöl-Anbieter. Einige versuchen sie zu minimieren. Andere Firmen schrieben uns, dass die analysierten Mineralölbestandteile auch aus der Natur, also etwa aus natürlichen Wachsen der Oliven kommen können.
Das von uns beauftragte Labor schließt allerdings aus, dass die nachgewiesenen Mineralölbestandteile aus der Natur stammen. Denn es hat die natürlichen Kohlenwasserstoffe von den fossilen, aus Erdöl stammenden Kohlenwasserstoffen mit einer aufwendigen Methode getrennt.
Oliven kommen während der Ernte auf den Olivenhainen und der Produktion mit Mineralöl in Kontakt. MOAH können von Schmierölen stammen. Die setzen die Bauern bei den Erntemaschinen ein, die die Oliven vom Baum rütteln. Oft schneiden die Bauern während der Ernte auch die Bäume zurück – mit Kettensägen.
Außerdem werden die Oliven in Ölmühlen auf Förderbändern transportiert und maschinell verarbeitet. Auch hier setzen die Hersteller Schmieröle ein. Die Oliven kommen an all diesen Stellen während Ernte und Produktion mit Mineralöl in Kontakt. MOAH können aber auch von Pestiziden auf Basis von Paraffinöl oder von Feinstaub und Abgasen stammen.
Olivenöl: Güteklasse "nativ extra" oft nur "nativ"
Bei vier Olivenölen stellten die Sensorikprüfer Fehlnoten fest. Sie schmeckten bereits ranzig oder stichig. Solche Fehlnoten sind bei der höchsten Güteklasse "nativ extra" verboten. Heißt: Die Öle sind falsch deklariert. Eigentlich handelt es sich nur um "natives" Olivenöl. Schmeckt ein Öl ranzig, ist es stark oxidiert. Ist bereits eine Gärung im Gang, kann das Öl stichig schmecken.
Die Sensoriker prüften auch die Harmonie, also den sensorischen Gesamteindruck. Viele Öle waren "durchschnittlich harmonisch", also nur Mittelmaß. Ein einziges Olivenöl im Test beurteilten die Experten mit einer Harmonienote von 6,5 – das ist gerade so noch ein "sehr gut". Damit schneidet dieses Öl am besten von allen getesteten Olivenölen ab.
Mit "hervorragend" haben die Prüfer keins bewertet. Viele Öle waren nur Mittelmaß. Die Sensoriker überprüften die Harmonie, den sensorischen Gesamteindruck.

Viele Hersteller mischen Olivenöle verschiedener Herkunft
Zwar hat keiner der Hersteller bei der Herkunft der getesteten Öle getrickst. Ein Labor hat die deklarierte Herkunft aller Öle bestätigt. Doch in den meisten Flaschen steckt ein Mix von Ölen aus EU-Ländern und/oder Drittländern.
Wenn die Deklaration also heißt: "EU und Drittländer", dann fällt das Schummeln ja auch schon schwer. Angaben wie "Herkunft EU" erlauben es sogar, das Öl immer wieder anders zu mischen.
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Daran erkennen Sie gutes Olivenöl
Bei der Produktion von Olivenöl wird viel getrickst, daher ist es für den Verbraucher nicht einfach, ein gutes Produkt zu erkennen. Geruch, Geschmack, Etikett, Preis und Verpackung können allerdings Hinweise geben. Worauf Sie beim Kauf achten sollten, erklärt Olivenölexperte Christian Gertz: Gutes Olivenöl erkennen: Qualität, Güteklasse und Herkunft.
Tipps: Welches Öl ist zum Braten geeignet?
- Braten Sie besser mit günstigen raffinierten Ölen und nehmen Sie spezielle Frittieröle für Pommes und Co. Wer dennoch mit "nativ extra" brät, sollte wissen: Hitze zerstört das Aroma, zudem rauchen native Öle früher als raffinierte.
- Olivenöl hält sich am besten, wenn man es kühl und dunkel lagert.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin 5/2019 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2020 im Oktober 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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