Japanischer Staudenknöterich: Können wir die invasive Pflanze einfach wegessen?

Autor: Katharina Siegl | Kategorie: Essen und Trinken | 13.08.2025

Japanischer Staudenknöterich
Foto: Shutterstock/ Linda McKusick

Der Japanische Staudenknöterich überwuchert Gärten und Flussufer in ganz Deutschland. In sozialen Medien wird jetzt eine ungewöhnliche Lösung beworben: die Pflanze einfach aufessen. Funktioniert das wirklich?

In sozialen Medien kursieren Videos und Beiträge, die dazu raten, den Japanischen Staudenknöterich zu sammeln und zu essen. Damit tue man der Natur einen Gefallen – so oder so ähnlich argumentieren viele. Die Idee klingt verlockend: Eine invasive Pflanze bekämpfen und gleichzeitig kostenlos Nahrung gewinnen. Doch funktioniert das wirklich?

Japanischer Staudenknöterich breitet sich rasant aus

Der Japanische Staudenknöterich wächst inzwischen in ganz Deutschland: Er wurde bereits im 19. Jahrhundert unter anderem als Zierpflanze in Europa eingeführt, verbreitete sich seitdem jedoch stark. Stefan Klotz vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung ist Experte für invasive Pflanzen und erklärt gegenüber ÖKO-TEST: "In Fluss- und Bachtälern ist die Art besonders häufig." Die Pflanze siedelt sich aber auch an Straßenrändern, auf Brachflächen und in Parks an.

Das Problem: Der Staudenknöterich wächst extrem schnell. Laut Nabu Baden-Württemberg kann er in der Hauptwuchszeit im Mai zwischen zehn und 30 Zentimeter pro Tag wachsen. Die Pflanze wird bis zu vier Meter hoch. Unter der Erde bildet sie ein dichtes Netz aus Wurzeln und unterirdischen Trieben.

Heimische Pflanzen verschwinden

Der Japanische Staudenknöterich verdrängt andere Pflanzen. Die starke Konkurrenzkraft und die Ausbildung sehr dichter Bestände schadet Klotz zufolge lokalen Arten. Die großen Blätter werfen zum Beispiel Schatten und verhindern, dass andere Pflanzen wachsen können.

Laut Nabu Baden-Württemberg destabilisiert die Pflanze auch Gewässerufer. Im Herbst sterben die oberirdischen Teile ab, der Boden darunter liegt dann frei und ist nicht mehr durch Vegetation geschützt. Diese Bodenschicht sei stark erosionsgefährdet – Regen und Wasser können den ungeschützten Boden also leicht wegspülen.

Auch im Straßenverkehr könne der Japanische Staudenknöterich eine Gefahr darstellen – etwa wenn Straßenkreuzungen und Biegungen wegen der rasch wachsenden Pflanze schwer einsehbar werden.

Verzehr ist unbedenklich – aber nur bedingt möglich

Klotz bestätigt gegenüber ÖKO-TEST: "Giftstoffe sind beim Japanischen Staudenknöterich nicht nachgewiesen. Er kann unbedenklich gegessen werden." Allerdings sei das nur im Jugendstadium möglich, später werde die Pflanze sehr hart und schwer verarbeitbar. Junge Triebe enthalten auch weniger Oxalsäure als ältere Pflanzen, weshalb sie vorzuziehen sind – täglich sollte man den Japanischen Staudenknöterich aber nicht verzehren.

Die jungen Triebe lassen sich ähnlich wie Rhabarber zubereiten, man kann ihn roh oder gedünstet essen. Auch die Nutzung als Tee ist offenbar möglich. In Ländern wie China und Japan nutzen Menschen sie teilweise als Heilpflanze.

Japanischen Staudenknöterich wegessen? Funktioniert nicht

Die entscheidende Frage bleibt: Hilft das Sammeln und Essen gegen die Ausbreitung? Die Antwort ist ernüchternd. "Da die Nutzungsmöglichkeiten sehr gering sind, wird dadurch die Ausbreitung nicht eingeschränkt", so Klotz.

Das Problem liegt in der Biologie der Pflanze. Nur die jungen Triebe sind essbar. Die Hauptmasse der Pflanze steckt aber unter der Erde. Laut Nabu Baden-Württemberg können bereits wenige Zentimeter große Stücke von Spross oder Wurzel wieder anwurzeln. Mehrere Meter tiefen Rhizome bilden unterirdische Ausläufer, über die sich die Staude ebenfalls ausbreitet.

Was wirklich hilft

Wer den Japanischen Staudenknöterich loswerden will, muss andere Wege gehen. Laut Nabu Baden-Württemberg hilft bei kleinen Beständen das komplette Ausgraben der Wurzeln. Bei größeren Flächen ist regelmäßiges Mähen nötig.

Stefan Klotz vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung rät gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa): "Häufiges Abmähen und Abdeckung mit Folien hilft lokal." Das Schnittgut darf nicht kompostiert werden, sondern muss über den Restmüll entsorgt werden.

Große Bestände müssen aber auch auf kommunaler Ebene bekämpft werden. Der Nabu Baden-Württemberg rät zu sechs Schnitten pro Jahr zwischen Mai und Ende September, über mehrere Jahre hinweg. Ob sich Bestände so vollständig beseitigen lassen, ist jedoch unklar.

Fazit: Den Staudenknöterich wegzuessen ist eine nette Idee, aber keine Lösung für das Problem.

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