Warum Honig nicht wirklich gesund ist

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Essen und Trinken | 24.11.2022

Wie gesund ist Honig? Was Sie wissen sollten
Foto: Shutterstock/Alex Desanshe

Um es vorwegzunehmen: Nein, Honig ist nicht besonders gesund. Das Bienengold mag ein Naturprodukt sein, das ändert aber nichts daran, dass es überwiegend aus Zucker besteht. Und deshalb mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Wenn es ums sparsame Süßen und Aromatisieren geht, ist Honig aber keine schlechte Wahl.

Etwas, das so süß und köstlich schmeckt wie Honig – kann das noch gesund sein? Eine gute Frage! Denn kein Imker würde bestreiten, dass Honig vor allem aus Zucker (nämlich zu rund 80 Prozent) und Wasser besteht. Und zu viel Zucker ist, da hilft alles nichts, mit gesundheitlichen Risiken wie Karies, Diabetes und Übergewicht verbunden.

Um es anschaulicher zu machen: Wenn man davon ausgeht, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, pro Tag nicht mehr als 25 Gramm Zucker zu sich zu nehmen, und man darüber hinaus weiß, dass ein Honigglas rund 500 Gramm Bienengold (und damit 400 Gramm Zucker) enthält: Dann wird klar, dass schon ein paar Löffel Honig die empfohlene tägliche Höchstmenge an Zucker ausschöpfen.

Honig ist zu 80 Prozent aus Zucker

Müsste man die Nährwerte von Honig in Form des Nutri-Score – eine einfache Lebensmittelampel mit 5 Stufen, die man inzwischen auf vielen Lebensmitteln findet – angeben, würden fast alle Honige auf dem Markt die zweitschlechteste Wertung "D" erhalten. Der Grund auch hier: Punktabzug für Zucker.

Daran ändert sich auch nichts, wenn man weiß, dass Honig beispielsweise in der Naturheilkunde als traditionelles Heilmittel eingesetzt wird und eine gewisse Rolle als Inhaltsstoff in vielen (Natur-)Kosmetikprodukten spielt.

Ist Honig also ungesund? Klar ist: Aufgrund des hohen Zuckergehalts sollte man ihn nicht löffelweise essen, sondern nur in Maßen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung bewertet Honig beispielsweise nicht anders als gewöhnlichen Haushaltszucker. Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) schreibt explizit, dass Honig aufgrund seines hohen Zuckergehalts "aus ernährungswissenschaftlicher Sicht in erster Linie ein kalorienreicher Energielieferant" ist. Und ansonsten nur in geringen Mengen und ab und zu verzehrt werden sollte.

Honig am besten als Süßungsmittel nutzen

So kann ein (kleines) Honigbrot ein gesundes Frühstück zwar ergänzen, aber sicher nicht ersetzen. Und natürlich ist Honig auch geeignet, wenn es ums sparsame Aromatisieren und Süßen geht – etwa von Milch oder Tee, Müsli, Joghurt oder sogar Kaffee.

Gerade hier, als Süßungsmittel, kann Honig noch ein wenig punkten, ist er reinem Haushaltszucker doch immer noch überlegen, was die Inhaltsstoffe angeht: Denn Honig enthält auch einige Mineralstoffe, Proteine, Enzyme, Aminosäuren und Vitamine. Die enthaltenen Mengen sind allerdings so gering, dass sie "keinen wirklich nennenswerten Beitrag zur Bedarfsdeckung leisten", so das BZfE, das heißt: Man müsste schon riesige Mengen Honig essen, damit die enthaltenen Nährstoffe ins Gewicht fielen.

Honig ist vor allem ein Süßungsmittel – und deshalb mehr mit Zucker & Co. zu vergleichen als mit anderen Lebensmitteln.
Honig ist vor allem ein Süßungsmittel – und deshalb mehr mit Zucker & Co. zu vergleichen als mit anderen Lebensmitteln. (Foto: Shutterstock/Alexander Prokopenko)

Honig enthält darüber hinaus sekundäre Pflanzenstoffe (Polyphenole, Flavonoide), die im Körper antioxidativ wirken sollen. Ein entsprechender Wirkungsnachweis wurde bislang allerdings nur in Zellversuchen im Labor erbracht.

Ist Honig gesund? Eigentlich nicht

Fazit: Honig ist zu süß, um als gesund durchzugehen. Immerhin enthält er nicht nur Zucker und Wasser, sondern auch einige wertvolle Nährstoffe. Damit ist er ein besseres Süßungsmittel als beispielsweise Haushaltszucker oder Kokosblütenzucker – aber immer noch ein Süßungsmittel. Wer insgesamt auf eine vielfältige, gesunde Ernährung achtet, muss deswegen aber nicht gleich auf ein gelegentliches Honigbrot verzichten.

Außerdem gut zu wissen:

  • Bei Erkältung und Husten gilt warme Milch mit Honig als Hausmittel. Und das wohl sogar zu Recht: Mehrere internationale Studien kamen in den letzten Jahren zu dem Ergebnis, dass Honig im Vergleich zu gängigen Hustenarzneien mindestens gleichwertige Linderung verspricht. In einer Studie beispielsweise erwies sich eine Mischung aus Milch und Wildblütenhonig bei unspezifischem, akutem Kinderhusten als mindestens so effektiv wie rezeptfreie Hustenmittel. Diese Wirkung könnte mehrere Ursachen haben: Honig wirkt antibakteriell, regt den Speichelfluss an, seine Süße reduziert aber auch die Empfindlichkeit von Hustenrezeptoren. Außerdem legt er sich wie ein (Schutz-)Film über die Schleimhäute.
So setzt sich Honig zusammen.
So setzt sich Honig zusammen. (Foto: ÖKO-TEST)
  • Je frischer und naturbelassener ein Honig ist, desto mehr der wertvollen und empfindlichen Begleitstoffe sind darin (noch) vorhanden. Wobei nicht alle Honige in gleichem Maß mit Nährstoffen ausgestattet sind: Je nach Sorte und anderen Faktoren unterscheidet sich die Zusammensetzung stark.
  • (Erkältungs-)Tee sollte immer erst auf etwa 40 Grad abkühlen, bevor Sie Honig hineinrühren. Denn: Bei höheren Temperaturen werden antibakterielle Enzyme wie Glukoseoxidase zerstört und können keine Wirkung mehr entfalten.
  • Auch wenn Honig falsch gelagert wird, sind die begehrten Begleitstoffe wie Vitamine & Co. schnell dahin. Honig wird am besten kühl, dunkel und verschlossen aufbewahrt, am besten bei 15 bis 18 Grad.
  • Honig enthält viel Fruktose (Fruchtzucker), die einige Menschen nicht vertragen.
  • Für Säuglinge ist Honig hingegen nicht geeignet – lesen Sie dazu: Gefährliche Bakterien: Honig ist nichts für Babys

Honig bei ÖKO-TEST

Gut zu wissen: Honig enthält nicht nur eher überschaubare Nährwerte, es gibt auch verschiedene Problemstoffe, die aus unterschiedlichen Gründen ihren Weg in das Naturprodukt finden können. So sind beispielsweise Pestizid-Rückstände oder Pollen, die von gentechnisch veränderten Pflanzen stammen, in vielen Honigen keine Seltenheit.

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