Gefährlicher Pilzbefall: Unsere Banane ist in Gefahr

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Essen und Trinken | 05.10.2020

Pilz vernichtet Bananen in Kolumbien. Für Menschen ist er ungefährlich
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / StockSnap

Eine aggressive Pilzerkrankung bedroht Bananenplantagen weltweit. Die Bananenkrankheit TR4 trifft ausgerechnet die Sorte, die 99 Prozent aller Exportbananen ausmacht.

  • Eine Pilzerkrankung namens Tropical Race (TR4) bedroht die Bananensorte Cavendish. Ein Gegenmittel gibt es bislang nicht.
  • Jetzt ist der Pilz auch in Costa Rica angekommen. Das Land hat den phytosanitären Notstand verhängt. 
  • Für Menschen ist der Pilz ungefährlich, für die Bananenpflanze allerdings tödlich.

Die Banane ist nach den Äpfeln das beliebteste Obst der Deutschen: Im Jahr konsumiert jeder von uns durchschnittlich zwölf Kilogramm der gelben Früchte. Jetzt ist die Banane ernsthaft in Gefahr: Schon seit einigen Jahren breitet sich ein Pilz aus, für den es bislang kein Gegenmittel gibt. Nun hat die aggressive Pilzerkrankung Tropical Race 4 (TR4) auch den Kontinent erreicht, aus dem fast alle Bananen in unseren Supermärkten kommen: Lateinamerika.

Gefährlicher Pilzbefall: Die Banane ist in Gefahr

Bislang trat die Bananenkrankheit vor allem in Asien und Afrika auf und hat dort ganze Plantagen vernichtet. Mittlerweile haben Wissenschaftler TR4 jedoch auch in Südamerika gefunden. Sie wiesen den Erreger auf Plantagen im Nordosten Kolumbiens nach, im Sommer dieses Jahres auch in Costa Rica. Die Ausbreitung ist deshalb so gravierend, weil Südamerika das mit Abstand wichtigste Anbaugebiet von Bananen für den europäischen Markt ist.

Ein Pilz verstopft die Nährstoffbahnen, die Bananenstaude welkt und stirbt schließlich.
Ein Pilz verstopft die Nährstoffbahnen, die Bananenstaude welkt und stirbt schließlich. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / Efraimstochter )

Gibt es bald keine Bananen mehr?

"TR4 befällt vor allem die Bananensorte Cavendish", erklärt der Deutsche Fruchthandelsverband. "Es ist zu befürchten, dass in absehbarer Zeit keine Bananen der Sorte Cavendish für den deutschen Markt mehr zur Verfügung stehen."

Das macht die Banane so empfindlich

Die Bananenkrankheit ist deshalb so gefährlich, weil es zur Cavendish-Banane bislang keine Alternative gibt: Sie wird in Monokulturen angebaut und ist die wichtigste Exportbanane weltweit, in Deutschland hat sie einen Marktanteil von über 90 Prozent.

Dazu kommt: Kulturbananen sind genetisch identische Klone, was sie besonders anfällig für Krankheiten macht. Cavendish-Bananen produzieren auch keine Samen, denn Bananensamen sind groß und hart und wenig schmackhaft. Deshalb wurden Bananen gezüchtet, die sich nicht über Samen vermehren, sondern aus Setzlingen gewonnen werden. Jede Jungpflanze ist damit ein Klon der alten Pflanze. Das macht sie für den Anbau im großen Stil attraktiv – auf der anderen Seite sind die fast identischen Pflanzen extrem anfällig für Krankheiten.

Gefährliche Bananenkrankheit TR4

Der Schlauchpilz der Gattung Fusarium befällt die Bananenpflanze über die Wurzeln und lässt sie langsam, aber sicher, absterben. Befallene Flächen müssen gerodet werden und sind für den Bananenanbau nicht mehr verwendbar, denn der Pilz hat die Fähigkeit, jahrelang im Boden zu überleben.

Das Lieblingsobst der Deutschen ist in Gefahr.
Das Lieblingsobst der Deutschen ist in Gefahr. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / Ancelin)

Wie lässt sich die Banane retten?

Ein wirksames Fungizid gibt es nicht, und bislang steht auch keine alternative resistente Bananensorte in den Startlöchern, die im großen Stil angebaut werden könnte. Wissenschaftler arbeiten mit Hochdruck daran, in Wildbananen Resistenzen zu finden und diese auf die Cavendish-Banane zu übertragen. Eine Kreuzung der Cavendish-Banane mit Wildbananenarten ist aber nicht so einfach, da sich Kulturbananen nicht über Samen vermehren. Momentan wird an gentechnischen Verfahren gearbeitet, um gegen Pilz- und Virenerkrankungen resistente Bananen zu züchten.

Kolumbien hat nach dem Fund des TR4-Erregers den nationalen Notstand ausgerufen und 18 Millionen Dollar zur Bekämpfung bereitgestellt. Regierung und Plantagenbesitzer versuchen nun mit allen Mitteln zu verhindern, dass sich die Krankheit weiter ausbreitet. Auch Costa Rica hat den phytosanitären Notstand verhängt.

Bio-Bananen sind generell immer die beste Wahl - in Bezug auf TR4 ist der Griff zu Bioware aber nicht hilfreich, der Pilz befällt Bio-Früchte genauso wie konventionelle.

Für Menschen ist die Seuche ungefährlich

In unseren Supermärkten ist von der Bananenseuche bislang nichts zu merken. Angst vor TR4 müssen Bananenliebhaber hierzulande nicht haben, für den Menschen ist die Pilzerkrankung völlig ungefährlich. Sollten die südamerikanischen Bananenplantagen aber nach und nach vernichtet werden, wird das auch hierzulande zu steigenden Bananenpreisen führen.

Viel schlimmer wiegt aber die Tatsache, dass den Exportländern wichtige Einnahmen aus dem Handel mit der weltweit beliebten Frucht wegbrechen, und ein für die Bevölkerung wichtiges Grundnahrungsmittel vielleicht bald nicht mehr zur Verfügung steht.

Klimawandel bedroht Banane zusätzlich

Nicht nur der Pilz bedroht die Zukunft der Banane. Auch der Klimawandel könnte sich künftig auf die Bananenernte auswirken, warnen Forscher im Fachblatt Nature Climate Change. Ab 2050 könnte es vor allem in Indien, Brasilien und Kolumbien zu massiven Ernteeinbußen kommen.

Quellen: Deutscher Fruchthandelsverband / Transgen

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