Arsen reichert sich unter anderem in Muscheln, Garnelen und Fischen an. Auch Pflanzen nehmen es auf, in großen Mengen ausgerechnet die Reispflanze. In Reis und Reisprodukten wie Reiswaffeln oder Reisflocken ist Arsen nahezu immer nachweisbar. Es gibt aber erhebliche Unterschiede, wie hoch einzelne Produkte belastet sind. Das sehen wir immer wieder in unseren Tests.
Doch wie kommt dieser Stoff in die Produkte? Wie gefährlich ist die Substanz wirklich, und was kann man tun, um die Aufnahmemenge zu reduzieren? ÖKO-TEST-Redakteurin Meike Rix liefert Antworten.
Krebserregendes Arsen als Problem in Lebensmitteln
Wie kommt Arsen in die Produkte hinein?
Meike Rix: Arsen ist zum einen weltweit ein Bestandteil der Erdkruste und steckt deshalb in den Böden und teilweise auch in dem Wasser, in dem der Reis wächst. Zum anderen sind manche Anbaugebiete aber auch durch menschliche Industrieanlagen wie Erz-Hütten zusätzlich damit verseucht worden.
Wie gefährlich ist Arsen wirklich?
Rix: Arsen kommt in den Lebensmitteln in organischer und in anorganischer Form vor. Organisches Arsen gilt als weniger giftig. Anorganisches Arsen kann dagegen laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) über einen längeren Zeitraum regelmäßig aufgenommen unter anderem Gefäß- und Nervenschädigungen zur Folge haben, Herzkreislauferkrankungen fördern und fruchtschädigend wirken.
Es ist als krebserregend eingestuft, ohne dass Wissenschaftler einen Schwellenwert nennen können unterhalb dessen eine krebserregende Wirkung ausgeschlossen wäre. Das klingt natürlich erst mal richtig beängstigend. Auf der anderen Seite essen aber natürlich auch viele Menschen viel Reis, ohne krank zu werden. Deshalb gibt es keine Empfehlung, komplett auf Reis zu verzichten.
Welche Möglichkeiten haben die Hersteller, um die Arsenbelastung in ihren Produkten zu minimieren?
Rix: Absolut vermeiden können Hersteller Arsen in Reisprodukten wohl leider nicht. Sie können versuchen, Reis aus Anbaugebieten zu verarbeiten, wo möglichst wenig Arsen im Boden beziehungsweise Wasser ist.
In unserem Test von Reiswaffeln waren jedoch Produkte aus Südamerika, Europa und Asien dabei, und die Ergebnisse machen deutlich, dass es "den" Kontinent mit arsenfreiem Reis nicht gibt. Was die Hersteller außerdem noch machen können, ist Analysen in Auftrag geben, um extrem belasteten Reis gar nicht erst zu verarbeiten.
Kinder besser vor Arsen schützen
Was fordert ÖKO-TEST von Politik und Industrie?
Rix: Seit 2016 gibt es immerhin Grenzwerte für anorganisches Arsen in Reis und in Reiswaffeln. Aus unserer Sicht müssen die aber noch strenger werden, ganz besonders mit Blick auf Kinder.
Es gibt zwar einen strengeren Grenzwert für Reis, der für Lebensmittel für Kinder und Kleinkinder verwendet wird, aber der gilt absurder Weise nicht für die fertige Reiswaffel oder den fertigen Babybrei.
Außerdem sollten Verbraucherinnen und Verbraucher nicht erst Testberichte lesen müssen, um zu erfahren, dass es zum Beispiel keine gute Idee ist, jeden Tag etwa Reis, Reiswaffeln oder andere Produkte aus Reis zu essen. Aus unserer Sicht wäre in jedem Fall ein verpflichtender Hinweis auf Verpackungen sinnvoll, dass Säuglinge und Kleinkinder die Produkte wegen wahrscheinlicher Arsen-Belastungen nur in Maßen essen sollten.
Das hat das BfR übrigens schon 2015 empfohlen. Denn kleine Kinder können laut den Risikobewertern mit Produkten wie Reiswaffeln selbst bei Einhaltung des strengeren Grenzwertes für anorganisches Arsen in Reis für Kleinkindprodukte hohen Belastungen mit dem Stoff im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht ausgesetzt sein.
Was kann man selbst tun, um Arsen zu meiden bzw. die Aufnahmemenge zu reduzieren?
Rix: Vor dem Hintergrund, dass Reis meistens anorganisches Arsen enthält, ist es sinnvoll, darauf zu achten, nicht ständig Reis und Produkte aus Reis zu essen. Bei Glutenunverträglichkeit sollte man besser nicht nur auf Reis als Weizenersatz setzen, sondern auch auf glutenfreie Getreidearten wie Hirse, Buchweizen oder Quinoa.
Außerdem gut zu wissen: Da Reispflanzen Arsen hauptsächlich in den Randschichten des Reiskorns anreichern, enthält geschälter Reis weniger Arsen als ungeschälter, also Vollkornreis. Auch Basmati-Reis war in unserem Test im Vergleich weniger belastet. Generell sollte man Reis vorm Kochen waschen und mit viel Wasser kochen. Dann verschwindet viel von dem Arsen beim Abgießen im Abfluss, statt mit auf den Teller zu kommen.
In diesen Produkten steckt zu viel Arsen
In diesen (und anderen) Produkten kritisiert ÖKO-TEST zu hohe Mengen an Arsen:
- In 17 von 20 Reiswaffeln im Test hat das von uns beauftragte Labor Arsengehalte festgestellt, die wir als "erhöht" oder "stark erhöht" bewerten. Davon sind elf Produkte betroffen, die speziell für Kinder ausgelobt sind.
- Unser Test von 21 Reismarken im Jahr 2020 hat gezeigt, dass vor allem Natur- und Parboiled-Reis mit Arsen belastet sind. Nur die Basmatisorten wiesen lediglich Spuren von Arsen auf.
- Im Getreidebrei-Test sind wir ebenfalls auf Arsengehalte gestoßen, die unserer Meinung nach zu hoch sind.
- Arsen kann auch in Kosmetikprodukten enthalten sein – das zeigen etwa unser Kompaktpuder-Test, Mascara-Test, Concealer-Test, Eyeliner-Test und Rouge-Test. In diesen Produkten ist das giftige Schwermetall ebenso unerwünscht wie in Lebensmitteln.
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