Dass Weidemilch kein Exot sein muss, zeigt der Blick in einige unserer Nachbarländer. In Dänemark etwa macht Weidemilch bereits 20 Prozent der verkauften Frischmilch aus und in den Niederlanden stehen schon heute rund 80 Prozent der Kühe auf der Weide, schätzen Experten. Auch hierzulande haben erste Molkereien entsprechende Produkte auf den Markt gebracht, allen voran der europäische Molkereikonzern Arla Foods sowie die Molkereien Ammerland und Schwarzwaldmilch.
Die Diskussion, wie Weidemilch erzeugt werden soll, ist längst nicht abgeschlossen. So hat etwa das Land Niedersachsen ein Programm zur Förderung der Weidehaltung aufgelegt, das den Trend zu immer mehr Stallhaltung stoppen soll. Ziel ist, einen verbindlichen Standard für Weidemilch zu entwickeln, sagt Dr. Arno Krause, der das Projekt leitet. Szenarien, wie man sie aus Irland kennt, wo Milchkühe das ganze Jahr auf der Weide stehen, aber nur 3.000 bis 4.000 Liter Milch pro Jahr geben, seien in Deutschland nicht wirtschaftlich. Nur konsequent ist da die Empfehlung von Krause, den Frischgrasanteil durch Weidegang auf 30 Prozent zu begrenzen. So bleibt genügend Spielraum, die Kühe durch zusätzliche Mais- und Kraftfuttergaben zu höheren Milchleistungen anzutreiben. Der Durchschnitt liegt in Deutschland bei rund 7.400 Litern pro Jahr, aber auch 10.000 Liter und mehr sind keine Seltenheit.
Andererseits stellt sich die Frage, ob es überhaupt Weidemilch braucht, wenn es doch Bio-Milch gibt. Kommt Bio-Milch nicht automatisch von Kühen, die auf der Weide waren? Nicht unbedingt. So steht in der EU-Öko-Verordnung nur, dass Pflanzenfresser Zugang zu Weideland haben müssen, wann immer die Umstände dies gestatten.
Wir kauften für den Test aktuell erhältliche Weidemilch ein (vier Produkte). Daneben landeten 18 andere Milchmarken in unserem Einkaufskorb, darunter Heumilch. Im Labor ließen wir die Proben unter anderem auf den Gehalt an grünfuttertypischen Omega-3-Fettsäuren untersuchen und fragten Weidemilchanbieter gezielt nach Belegen wie Zertifikaten oder vertraglichen Vorgaben, die die Auslobung ihrer Produkte rechtfertigen.
Das Testergebnis
Arla Foods (Hansano Frische Weidemilch, Arla Frische Bio-Weidemilch) machte zwar Angaben zu Haltung und Fütterung ihrer Tiere, weigerte sich aber, Nachweise für die Weidehaltung und die separate Verarbeitung der Milch zu liefern. Diese Produkte können daher bestenfalls mit "gut" abschneiden. Insgesamt waren 15 Marken "sehr gut" und "gut" und sieben "befriedigend".
Die Untersuchung auf grünfuttertypische Fettsäuren ergab für die Hansano Frische Weidemilch einen sehr niedrigen Wert, wie er für konventionelle Milch typisch ist. Arla Foods führt als einen Grund die Winterfütterung an. Man arbeite aber grundsätzlich nach dem 120/6-Modell. Danach müssen die Kühe an mindestens 120 Tagen im Jahr mindestens sechs Stunden täglich auf der Weide sein. Auch Weidekalender würden geführt, Belege da...