22 Linsenmarken im Test

Das ging in die Linsen

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2014 | Kategorie: Essen und Trinken | 11.10.2013

22 Linsenmarken im Test

Linsen schmecken in klassischen und modernen Gerichten. Während fast alle Bio-Produkte in unserem Test in Ordnung waren, fielen die meisten konventionell angebauten Linsen unangenehm auf. Die beauftragten Labore fanden darin Glyphosat - dass die Ergebnisse nicht schlechter ausfielen, "verdanken" die Hersteller einer plötzlichen Erhöhung des Grenzwertes.

Die meisten kennen Linsen als traditionelles heimisches Eintopfgericht. Auch in der Vollwertküche gehört die Hülsenfrucht seit Langem dazu. Linsen werden zunehmend aber auch von Feinschmeckern entdeckt. Egal ob ein delikater Salat mit schwarzen Belugalinsen, eine Möhren-Orangen-Suppe mit roten Linsen oder Linsen-Lasagne - die Kombinationsmöglichkeiten sind vielfältig.

Wir wollten wissen, wie es um Rückstände von Pestiziden in Linsen bestellt ist, und haben 22 Produkte ins Labor geschickt, darunter neun Bio-Marken. Zudem ließen wir prüfen, ob die Linsen ausreichend gut getrocknet sind. Zu feuchte Hülsenfrüchte lassen sich schlechter lagern.

Das Testergebnis

Auf Bio ist überwiegend Verlass. Zumindest wurde der Unkrautvernichter Glyphosat in keiner einzigen Bio-Probe gefunden. Die Rapunzel Troja Linsen trüben allerdings das blitzblanke Abschneiden der Bio-Marken. Denn sie weisen einen Pestizidrückstand über dem vom BNN für Bio-Produkte festgelegten Orientierungswert von 0,01 mg/kg auf, wobei der BNN noch eine Messtoleranz von 50 Prozent einräumt, die das Rapunzel-Produkt nicht überschreitet. Dennoch ist ein solches Ergebnis ein Hinweis darauf, dass im Anbau oder der Verarbeitung etwas schiefgelaufen sein könnte.

In acht von dreizehn konventionellen Produkten war Glyphosat nachweisbar, zwar meist nur in geringen Mengen, trotzdem zeigen unsere Testergebnisse, dass der Unkrautvernichter beim Anbau von Linsen weiter eingesetzt wird. Ein Produkt war zudem höher belastet. Nach dem alten Grenzwert hätten die Krini Rote Linsen die Höchstmenge überschritten.

In den Müller's Mühle Teller Linsen und den Palatina Classic Linsen steckt ein in der EU nicht zugelassenes Unkrautvernichtungsmittel in einer Menge, die über dem erlaubten Höchstgehalt liegt. Der Stoff heißt Imazethapyr und wird im Linsenanbau in Kanada und den USA eingesetzt.

Ausgerechnet in den Linsen des französischen Herstellers Sabarot, die eine herkunftsgeschützte Spezialität sind, wies das Labor Mineralöl nach, das wahrscheinlich aus der Pappverpackung des Produkts stammt. Diese Öle können sich im Körper anreichern. Tierstudien zeigten überdies Hinweise auf Schäden an Leber, Lymphknoten und Herzklappen.

So reagierten die Hersteller

Rapunzel schrieb uns, dass die Testergebnisse im eigenen Haus und zusätzlich von einem unabhängigen Labor geprüft wurden. Grenzwertüberschreitungen konnten nicht festgestellt werden, so der lapidare Kommentar.

Sabarot erklärte, dass der Mineralölrückstand auf eine alte Verpackung zurückgeht. Inzwischen habe man den Lieferanten gewechselt, um das Problem abzustellen.

Viani will sich verstärkt um eine PVC-freie Lösung für den Klebestreifen bemühen.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Im Test: 22 Linsenprodukte, die in Bio-Läden, Supermärkten, Discountern, im Reformhaus und in der Feinkostabteilung von Kaufhäusern erhältlich sind. Die Wahl der Linsensorte orientierte sich am Angebot. So landeten viele grün-braune Tellerlinsen, rote und braune Linsen im Einkaufswagen. Weil die Hülsenfrucht seit Neuestem auch für Kochfreaks interessant ist, kauften wir noch zwei besondere Produkte ein: die Sabarot Grüne Le Puy Linsen AOC AOP aus geschützter Herkunft in Frankreich und die spanischen Linsen La Carreta im Stoffbeutel.

Die Inhaltsstoffe

Im Vordergrund stand die Untersuchung auf Pestizidrückstände. Das Labor prüfte die Produkte auf insgesamt über 500 verschiedene Wirkstoffe und bediente sich dabei mehrerer Methoden. Das ist wichtig, da ansonsten bestimmte Stoffe - etwa Glyphosat - durch das Raster fallen und nicht nachzuweisen sind. Zwei Linsenproben steckten im Karton oder hatten eine Papplasche als Umverpackung. Hier ließen wir testen, ob eventuell Mineralöle auf die Linsen übergegangen sind. Diese Öle können in Kartons aus Altpapier und ungeeigneten Druckfarben enthalten sein und auf die Lebensmittel ausdünsten.

Die Weiteren Mängel

Wenn Bio-Lebensmittel Rückstände von Pestiziden enthalten, bedeutet das nicht automatisch, dass im Anbau oder der Verarbeitung unsauber gearbeitet wurde. Hinweise, wie solche Rückstände einzuordnen sind, gibt der Orientierungswert des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren Herstellung und Handel (BNN). Wird er überschritten, sind zumindest Zweifel an der Bio-Konformität angebracht. Der Hersteller sollte auf jeden Fall die Ursachen klären. Weil ein solcher Mangel die Deklaration als Bio-Produkt betrifft, führt dies zur Abwertung unter den Weiteren Mängeln.

Die Bewertung

Produkte, die einen Pestizidrückstand über der erlaubten Höchstmenge enthalten, können nur mit "ungenügend" abschneiden. Aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes werten wir aber auch schon ab, wenn ein Pestizidgehalt die Höchstmengen zu mehr als zehn oder mehr Prozent ausschöpft.

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