Tiefkühl-Pommes im Test: Produkte inzwischen besser als früher

Magazin Februar 2024: Orangensaft | Autor: Marieke Mariani/Ann-Cathrin Witte/Jil Eichhorn | Kategorie: Essen und Trinken | 19.02.2024

Wir haben 20-mal Tiefkühl-Pommes getestet.
Foto: stockcreations/Shutterstock

Acrylamid, Fettschadstoffe und Keimhemmer – was in früheren Tests die Frittenfreude noch oft trübte, ist diesmal kein Thema mehr. Allerdings sind wir dafür auf ein bedenkliches Herbizid gestoßen. Zudem zeigten sich im Geschmackstest teils deutliche Unterschiede. 

  • Wir haben 20-mal TK-Pommes getestet, davon sieben Bio-Marken. Es handelt sich bei allen um glatte, geschälte, ungewürzte Pommes, die für die Zubereitung im Backofen geeignet sind.
  • Die Produkte haben sich im Vergleich zu vorherigen Tests insgesamt verbessert. 
  • Vereinzelt sind wir noch auf unerwünschte Substanzen gestoßen. Und: Im Geschmackstest überzeugten nicht alle Pommes. 

Goldgelb, knusprig, schmackhaft: Pommes frites sind bei Jung und Alt beliebt. Gleichzeitig eilt ihnen nicht gerade der Ruf als besonders gesundes Lebensmittel voraus. Und doch prangt auf vielen Tiefkühl-Pommestüten ein grüner Nutri-Score A. Sind Pommes etwa doch gesünder als ihr Ruf?

Sind Pommes gesünder als ihr Ruf?

Nicht wirklich. Der Nutri-Score macht lediglich die Nährwerte innerhalb einer Produktkategorie vergleichbar – zeigt also, ob Pommesmarke A eine günstigere Nährstoffzusammensetzung hat als Marke B. Er gibt jedoch keine Auskunft darüber, ob ein Lebensmittel an sich gesund oder ungesund ist. Das Nährwertprofil von Pommes ist nicht besonders ausgewogen, daran ändern weder ein Nutri-Score noch unser aktueller Test etwas.

Was unser Test aber zeigt: Probleme mit Acrylamid und Fettschadstoffen, mit denen die in Öl vorfrittierten und vor dem Verzehr noch einmal bei hohen Temperaturen erhitzten Kartoffelstäbchen früher regelmäßig Schlagzeilen machten, scheinen die Hersteller in den Griff bekommen zu haben.

TK-Pommes enthalten weniger Schadstoffe als früher

Diese und weitere Parameter umfassten die Laborprüfungen für die 20 Pommesmarken im Test. Auch Pestizide und Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Verbindungen (MOSH/MOSH-Analoge/MOAH) waren in den getesteten Marken höchstens in Spuren nachweisbar. Gute Nachrichten also. Trotzdem gab es im Test Kritikpunkte – wenn auch wenige. 

So wies das von uns beauftragte Labor im Test Chlorpropham nach. In der konventionellen Landwirtschaft galt es lange als Keimhemmungsmittel der Wahl, um Kartoffeln eine lange Lagerdauer zu ermöglichen. Doch der Stoff ist als vermutlich krebserregend eingestuft, das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) listet ihn als besonders bedenklich.

Pommes sind auch bei Kindern beliebt.
Pommes sind auch bei Kindern beliebt. (Foto: komokvm/Shutterstock )

Bedenkliches Herbizid in Pommes entdeckt

Immerhin: Seit 2020 ist sein Einsatz in der EU verboten. Doch in der betroffenen Marke fand das Labor Spuren von Chlorpropham. Das ist – obwohl der Stoff nicht eingesetzt werden darf – zulässig. Denn die Gesetzgebung erlaubt Rückstände von Chlorpropham in Kartoffeln. Die Kartoffellager können nämlich auch Jahre nach der letzten Verwendung noch mit dem Mittel kontaminiert sein.

ÖKO-TEST sieht jedoch auch kleine Spuren des bedenklichen Stoffes kritisch – zumal der Stoff in den anderen Pommes im Test nicht gefunden wurde. 

Labor stößt auf Cadmium 

Außerdem kritiseren wir Cadmiumgehalte, die die tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI) für eine 60 Kilogramm schwere Person zu mehr als 50 Prozent ausschöpfen.

Cadmium kann aus dem Boden stammen, in dem die Kartoffeln gewachsen sind. Es reichert sich vor allem in Leber und Nieren an und kann die Organe langfristig schädigen

TK-Pommes im Test: Jetzt Ergebnisse im ePaper lesen

Wie gut schmecken die TK-Pommes im Test?

Im Test geht es nicht nur um die Inhaltsstoffe der TK-Pommes, sondern auch um den Geschmack. Wir ließen die Pommes frites von geschulten Sensorikprüfern auf Auffälligkeiten in Aussehen, Geschmack, Geruch und Konsistenz überprüfen. Dafür bereitete das Labor die Pommes entsprechend der Herstellerempfehlung im Backofen zu, und drei Experten verkosteten sie anschließend.

Hier zeigten sich durchaus Unterschiede: Neun Pommesmarken waren selbst nach der längsten angegebenen Backdauer teilweise noch nicht durchgebacken, einige davon schmeckten dementsprechend auch noch teilweise nach rohen Kartoffeln. Bei insgesamt fünf Marken waren Verfärbungen erkennbar, bei einem Produkt fanden die Prüfer zudem noch Schalenreste.

Pommes zubereiten: Acrylamid reduzieren

Mit diesen Tipps können Sie bei der Zubereitung von Pommes die Bildung von Acrylamid verringern:

  1. Temperatur und Backzeit reduzieren: Bei Ober- und Unterhitze sollte die Backtemperatur nicht höher als 200 Grad Celsius liegen, bei Umluft nur bei maximal 180 Grad, in der Fritteuse nicht mehr als 175 Grad. Bezüglich der Backdauer orientieren Sie sich an der kürzesten auf der Packung genannten Zeit.
  2. Backpapier verwenden: Backpapier verhindert eine zu starke Bräunung von unten.
  3. Mehr Pommes, weniger Acrylamid: Das gilt zumindest auf dem Backblech. Verteilen sie so viele Pommes auf dem Blech, wie einlagig und mit etwas Abstand darauf Platz finden. Nach der Hälfte der Backzeit wenden.
  4. Dicke Pommes bevorzugen: Da sich Acrylamid nur in der äußeren Schicht bildet, enthalten 100 Gramm dicke Pommes weniger davon als die gleiche Menge dünner Fritten.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Für unseren Test haben wir in (Bio-)Supermärkten, Discountern und bei Lebensmittel-Lieferdiensten 20-mal Tiefkühl-Pommes frites eingekauft, darunter sieben Bio-Marken. Es handelt sich bei allen um glatte, geschälte, ungewürzte Pommes, die für die Zubereitung im Backofen geeignet sind.

Im Labor ließen wir die Produkte auf verschiedene Parameter untersuchen. Für die Acrylamidprüfung haben die Laborexpterten die Pommes bei Umluft auf der niedrigsten angegebenen Temperatur und mit der kürzesten angegebenen Backdauer zubereitet sowie anschließend die Acrylamidgehalte gemessen. Darüber hinaus bestimmten sie den Gesamtfettgehalt der Pommes und die Fettschadstoffe 3-MCPD und Glycidol. Auch Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Verbindungen (MOSH/MOSH-Analoge/MOAH), Schwermetalle sowie weitere Elemente standen auf dem Prüfprogramm, zudem ein Pestizidscreening. Eine weitere Analyse galt PVC/PVDC/chlorierten Verbindungen in der Verpackung.

Im Rahmen einer mikrobiologischen Analyse untersuchte ein Labor die Pommes frites auf Verunreingungen mit Kolibakterien, koagulase-positiven Staphylokokken oder Bacillus cereus sowie auf Salmonellen und Listerien. Waren die Pommes als "glutenfrei" ausgelobt, ließen wir dies im Labor prüfen. Drei Sensorikexperten beurteilten die nach Herstellerangaben zubereiteten Pommes hinsichtlich ihres Geschmacks und Geruchs sowie ihrer Textur und Konsistenz; das Aussehen wurde zusätzlich vor der Zubereitung begutachtet.

Wir verglichen, ob der in der Deklaration angegebene Fettgehalt deutlich von dem im Labor gemessenen Wert abweicht, und schauten danach, ob auf der Verpackung der Ballaststoffgehalt angegeben ist. Für Produkte mit Nutri-Score rechneten wir nach, ob die angegebenen Nährwerte mit der Einstufung übereinstimmen. Darüber hinaus achteten wir darauf, ob die Hersteller mit für die Produktgruppe üblichen Selbstverständlichkeiten wie "ohne Geschmacksverstärker" werben, ob sie eine realistische Portionsgröße angeben und Zubereitungsempfehlungen abdrucken, die helfen, Acrylamidbildung zu vermeiden.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKOTEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt. MOSH/MOSH-Analoge beinhalten gegebenenfalls auch POSH (Polyolefin Oligomeric Saturated Hydrocarbons) und PAO (Poly Alpha Olefins). Für die Berechnung der Pestizidbelastung wurden die Verarbeitungsfaktoren für geschälte Kartoffeln zugrunde gelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: ein gemessener Gehalt an Cadmium, der die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfohlene tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI) von 2,5 µg/kg Körpergewicht zu mehr als 50 Prozent ausschöpft (in Tabelle: "Cadmium"). Dabei gehen wir von einer 200-g-Portion und einem Körpergewicht von 60 kg aus. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein als besonders bedenklich eingestuftes Pestizid in gemessenen Gehalten von mehr als 0,01 mg/kg. Als besonders bedenklich werden Pestizide eingestuft, wenn sie beim Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) gelistet sind (Stand: März 2021; in Gruppe 2 oder Gruppe 3 als bienentoxisch oder sehr bioakkummulierend und sehr persistent in Wasser, Böden oder Sedimenten), nach EU-Datenbank oder CLP-Verordnung (ECHA) als vermutlich kanzerogen oder reproduktionstoxisch eingestuft sind (hier: Chlorpropham); b) ein in der EU verbotenes oder nicht mehr zugelassenes Pestizid in gemessenen Gehalten von jeweils mehr als 0,01 mg/kg (hier: Chlorpropham).

Bewertung Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) ein oder zwei Mängel, die auf ein nicht vollständiges Garen/Backen zurückzuführen sind: Pommes frites, die nach der Zubereitung stellenweise oder nicht vollständig durchgebacken waren (in Tabelle: "teilweise nicht durchgebacken") und/oder der Geschmack nach rohen Kartoffeln (in Tabelle: "Geschmack teilweise nach rohen Kartoffeln"); b) ein oder zwei Mängel, die sich auf optische Makel der Pommes frites beziehen: erkennbare Verfärbungen und/oder erkennbare Schalenreste (in Tabelle: "Verfärbungen erkennbar" oder "Schalenreste und Verfärbungen erkennbar"). Die Pommes wurden im Backofen bei Umluft laut Packungsanleitung zubereitet. Mängel, die jeweils zu einer Abwertung führen, sind in der Tabelle durch ein Semikolon getrennt. Zwei Mängel, die zusammen zu einer Abwertung führen, sind durch ein Komma getrennt.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) ein nicht deklarierter Gehalt an Ballaststoffen auf der Verpackung. Eine Angabe ist rechtlich nicht verpflichtend, kann dem Verbraucher jedoch eine wertgebende Information über das Produkt bringen; b) Werbung mit Selbstverständlichkeiten, bei der für eine Produktgruppe übliche Eigenschaften als etwas Besonderes hervorgehoben werden, obwohl alle Vergleichsprodukte im Test diese ebenso aufweisen (hier: "ohne Geschmacksverstärker lt. Handelsbrauch" und "ohne Geschmacksverstärker").

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Sensorik, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Sensorik, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse. Mineralölbestandteile: nach DIN EN 16995:2017-08 mod.; die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix; Messung mittels LC-GC/FID. Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS. Gesamtfett: gravimetrische Messung nach Säureaufschluss. Pestizid-Screening: GC-MS/MS und LC-MS/MS nach DIN EN 15662: 2018-07. Acrylamid: LC-MS/MS; nach Zubereitung im Backofen bei Umluft gemäß Packungsangabe. 3-MCPD-Ester/Glycidylester: nach DGF C-VI 18:2010 mod.; Die Modifikation betrifft die Messung mittels Automatisierung. Escherichia coli: nach ASU L 00.00-132/1:2021-03. Koagulase-positive Staphylokokken: nach ASU L 00.00-55: 2022-08. Präsumtive Bacillus cereus: nach ASU L 00.00-33: 2021-03. Salmonellen: nach ASU L 00.00-20: 2021-07Listeria monocytogenes: nach ASU L 00.00-22: 2018-03 Sensorik: beschreibend (§ 64 LFGB L 00.90-14:2019-03, mod.); Zubereitung im Backofen bei Umluft gemäß Packungsangabe. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse. Gliadin/Gluten: ELISA

Einkauf der Testprodukte: Oktober/November 2023

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