Gartensaison: Muss ich mit dem Pflanzenkauf bis nach den Eisheiligen warten?

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Bauen und Wohnen | 09.05.2023

Die Eisheiligen Mitte Mai sollten Hobbygärtner unbedingt beachten.
Foto: Shutterstock / Marco.Warm

Für Hobbygärtner sind die Eisheiligen quasi der Startschuss in die Gartensaison. Nach der alten Bauernregel sollen Pflanzen erst nach den gefürchteten Spätfrösten Mitte Mai ins Freie gepflanzt werden. Was hat es mit den Eisheiligen auf sich? Liefert die "kalte Sophie" heute noch einen wichtigen Anhaltspunkt für Gartenfreunde und Obstbauern?

Hobbygärtner können es im Frühling kaum erwarten, die Beete mit blühenden Pflanzen zu bestücken und die mit Liebe gezüchteten Tomaten, Gurken und Co. endlich ins Freie zu stellen. Eine alte Bauernregel besagt aber, damit in jedem Fall bis nach den sogenannten Eisheiligen zu warten. Denn die können im Wonnemonat Mai noch für einen Kälteeinbruch sorgen und kälteempfindlichen Pflanzen schaden.

Auch Gärtner und Obstbauern fürchten den Spätfrost im Mai, in einer Zeit, in der es tagsüber oft schon sommerlich warm ist, jedes Jahr aufs Neue. Empfindliche und junge Pflanzen können Schaden nehmen, wenn es in dieser Wachstumsphase nochmals Temperaturen unter null Grad gibt. Besonders groß ist der Schaden, wenn Pflanzen bereits blühen und der Frost die Ernte gefährdet.

Was hat es mit den Eisheiligen auf sich?

Bei den Eisheiligen handelt es sich um Gedenktage zu Ehren einiger Heiliger: Sie heißen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia. Letztere ist Namenspatronin für den 15. Mai, den letzten Tag der Eisheiligen, genannt die "kalte Sophie". Eine Bauernregel empfiehlt: "Pflanze nie vor der kalten Sophie". 

Die Bauernregel hat ihren Ursprung im Mittelalter. Damals war eine genaue Wetterprognose nicht möglich, die Bauern haben das Wetter beobachtet und daraus Regelmäßigkeiten abgeleitet. Eine davon trägt den Namen "Eisheiligen" und warnt vor Spätfrösten Mitte Mai. Bis nach den Eisheiligen – auch "gestrenge Herren" genannt – kann es im Mai nochmals empfindlich kalt werden. So kalt, dass junge und empfindliche Pflanzen erfrieren können.

Vor allem Obstbauern fürchten Kälteeinbrüche im April und Mai, wenn die Bäume in voller Blüte stehen.
Vor allem Obstbauern fürchten Kälteeinbrüche im April und Mai, wenn die Bäume in voller Blüte stehen. (Foto: Shutterstock / Vladimir Vlcek)

Wann sind die Eisheiligen 2023?

Die Eisheiligen finden jedes Jahr zur selben Zeit statt: So soll der Kälteeinbruch in Deutschland auch 2023 in der Zeit vom 11. bis 15. Mai liegen: 

  • 11. Mai 2023: Mamertus
  • 12. Mai 2023: Pankratius
  • 13. Mai 2023: Servatius
  • 14. Mai 2023: Bonifatius
  • 15. Mai 2023: Sophia ("Kalte Sophie")

Erst danach sollten Sie empfindliche Pflanzen, die im Warmen überwintert haben, wieder ins Freie stellen und Ihre Beete mit nicht-winterharten Sorten bepflanzen. Alle Pflanzen, die Sie auf der Fensterbank ausgesät haben, dürfen nach den Eisheiligen endlich raus an die frische Luft.

Wer Pflanzen schon davor ins Freie stellt, sollte entweder die Wettervorhersage genau beobachten oder die Pflanzen über Nacht sicherheitshalber nach drinnen stellen.

Sind die Eisheiligen heute noch von Bedeutung?

Viele Gärtner nehmen die Bauernregel ernst und stellen oder pflanzen nicht-winterharte Pflanzen erst nach den Eisheiligen in den Garten. Fakt ist aber: Durch die Klimaerwärmung sind Fröste im Mai inzwischen deutlich seltener zu beobachten als es im 19. und 20. Jahrhundert der Fall war, in den letzten Jahren sind die Eisheiligen oft ausgeblieben oder früher aufgetreten. Das kann laut Deutschem Wetterdienst eventuell ein Indiz für die globale Klimaerwärmung sein. 

Und: Wer sich mit den Eisheiligen genauer beschäftigt, stellt fest: Durch den Wechsel vom Julianischen Kalender (aus dessen Zeit die Bauernregel stammt) auf den heutigen Gregorianischen Kalender stimmt das Datum der Eisheiligen nicht mehr: Genau genommen liegen die Eisheiligen elf Tage später, nämlich vom 22. bis 26. Mai.

Meteorologen haben die Eisheiligen bereits entkräftet: Eine spezielle Phase im Mai mit gehäuftem Auftreten von Bodenfrost sei nicht feststellbar.

Fazit: Für eine zuverlässige Vorhersage taugt die Bauernregel nicht, aber ein bisschen Orientierung bietet sie Hobbygärtnern nach wie vor. In jedem Fall gibt sie den Tipp, auch Mitte Mai noch vorsichtig zu sein und junge und empfindliche Pflanzen vor kalten Nächten zu schützen. Denn auch an warmen Frühlingstagen können die Nächte nochmals klirrend kalt sein. Besser als die genaue Fixierung auf die Eisheiligen Mitte Mai ist ein regelmäßiger Blick auf die lokale Wettervorhersage, die Nachtfröste meist zuverlässig voraussagen kann.

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