Motten fressen nicht nur Löcher in unsere Kleidung, sie können auch Lebensmittel befallen und damit zur Gesundheitsgefahr werden, indem sie beispielsweise das Milieu in der Lebensmittelverpackung verändern, sodass sich Pilze ansiedeln. Wie wird man die lästigen Schädlinge am besten wieder los? Zur Chemiekeule müssen Sie nicht greifen. Sie können auch einfach Schlupfwespen gegen Motten einsetzen.
Wichtig vorab: Motten sind nicht gleich Motten – allein in Europa gibt es Tausende Arten. Die meisten Motten bleiben allerdings draußen in der Natur und kommen nicht ins Haus oder in die Wohnung. Kleidermotten und Lebensmittelmotten begegnen uns hier aber leider immer wieder.
Motten: Mitbewohner in Vorratskammer und Kleiderschrank
In Wohnräumen begegnet man in der Regel zwei Mottenarten: Lebensmittelmotten und Kleidermotten.
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Lebensmittelmotten – auch Speise- oder Dörrobstmotten genannt – befallen trockene Vorräte wie Mehl, Reis, Nüsse, Müsli, Gewürze oder Schokolade. Häufig gelangen sie bereits mit befallenen Produkten in die Küche.
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Kleidermotten legen ihre Eier auf Textilien, bevorzugt auf Wolle, Seide oder Polstermöbeln. Die Larven ernähren sich von tierischen Fasern und hinterlassen charakteristische Löcher in Kleidung und Heimtextilien.
Optisch lassen sich beide Arten gut unterscheiden: Kleidermotten sind meist strohgelb, leicht glänzend und ungemustert. Lebensmittelmotten dagegen sind rötlich-braun gefärbt und weisen auffällige Zeichnungen auf den Flügeln auf.

Schlupfwespen gegen Motten – Insekten mit Insekten bekämpfen?
Egal welche Motten in Ihren vier Wänden auftauchen, beide sollten Sie schnellstmöglich wieder loswerden. ÖKO-TEST hat im Jahr 2021 Mittel gegen Lebensmittelmotten überprüft. Dabei stellten wir fest, dass nicht alle überprüften Pheromon-Klebefallen und Mottensprays helfen und unbedenklich sind.
Auch Mittel gegen Kleidermotten gibt es einige auf dem Markt. 30 davon haben wir im Jahr 2022 getestet. Fast die Hälfte der Produkte fiel durch. Die meisten von ihnen können für Mensch und Umwelt schädlich sein. Mehr Details lesen Sie hier: Kleidermotten bekämpfen: Nervengifte in 14 Mitteln.
Ein natürliches Gegenmittel gegen Kleider- und Lebensmittelmotten sind Schlupfwespen.
Wie helfen Schlupfwespen?
Schlupfwespen (Trichogramma) sind winzige, etwa 0,4 mm große Insekten und natürliche Feinde von Motten. Sie legen ihre Eier direkt in Motteneier und verhindern so, dass sich daraus Larven entwickeln. Das heißt: Die nächste Motten-Generation bleibt aus – der Befall geht nach und nach zurück.
Nach getaner Arbeit sterben die Schlupfwespen von selbst und zerfallen rückstandslos. Für Menschen und Haustiere sind sie völlig unbedenklich, so das Umweltbundesamt – sie stechen nicht, fliegen nicht und verlassen den befallenen Bereich nicht.
Zwar sind sie teurer als einfache Fallen, bekämpfen das Problem aber nachhaltig, chemiefrei und an der Wurzel – besonders ideal für Haushalte mit Kindern, Haustieren oder Allergien.

So funktioniert der Einsatz von Schlupfwespen
Die Anwendung ist einfach: Die Schlupfwespen kommen auf kleinen Kärtchen ins Haus – und werden direkt im Vorrats- oder Kleiderschrank platziert.
Wichtig: Die Tiere können nicht fliegen, sondern krabbeln nur. Ihre Reichweite beträgt nur etwa einen Meter. Damit sie die Motteneier zuverlässig finden, müssen die Kärtchen möglichst nah an den befallenen Stellen platziert werden.
Vorbereitung: Erst reinigen, dann Nützlinge einsetzen
Der Einsatz der Kärtchen ist nur dann erfolgreich, wenn der Ausgangsbefall vorher eingedämmt wird:
Bei Lebensmittelmotten:
- Kontrollieren Sie alle Vorräte sorgfältig – besonders offene oder nur lose verschlossene Packungen.
- Motten legen ihre Eier nicht nur in die Lebensmittel, sondern auch in Ritzen, Fugen oder unter Etiketten.
- Alles, was befallen ist oder befallen sein könnte, konsequent entsorgen – selbst bei geringem Verdacht.
- Reinigen Sie anschließend alle Schränke gründlich – idealerweise mit einer Essig-Wasser-Lösung.
Bei Kleidermotten:
- Räumen Sie den Schrank möglichst leer.
- Klopfen Sie Kleidung gründlich aus, hängen Sie sie – wenn möglich – an die frische Luft.
- Anschließend die gereinigten Schränke mit Kärtchen bestücken.
Kärtchen richtig platzieren: Das A und O
Je strategischer die Platzierung, desto besser die Wirkung. Besonders in größeren Schränken oder bei verstecktem Befall lohnt sich der Einsatz mehrerer Kärtchen – etwa:
- auf jedem Regalboden,
- in dunklen Ecken,
- zwischen Vorratsdosen oder Kleiderstapeln.
Denn: Schlupfwespen finden Motteneier nur, wenn sie direkt in deren Nähe schlüpfen.
Anwendungsdauer: So lange bleiben Sie dran
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Lebensmittelmotten:
Ein Zeitraum von 10 bis 12 Wochen ist in der Regel ausreichend. Die Kärtchen werden in Intervallen nachgeliefert und regelmäßig erneuert. -
Kleidermotten:
Hier sind 12 bis 15 Wochen empfohlen. Tauschen Sie die Kärtchen alle zwei bis drei Wochen aus.
Hinweis: Bei starkem oder wiederkehrendem Befall kann ein zweiter Anwendungszyklus notwendig sein.
Optimal wirken Schlupfwespen bei einer Raumtemperatur von mindestens 20 °C. In kühlen Vorratsräumen kann ihre Entwicklung verzögert sein.
Was tun gegen geschlüpfte Motten und Larven?
Schlupfwespen wirken nur gegen das Ei-Stadium. Bereits geschlüpfte Larven oder fliegende Motten bleiben unbeeinflusst.
Ergänzende Maßnahmen:
- Pheromonfallen (vor allem bei Lebensmittelmotten) helfen, fliegende männliche Motten anzulocken und die Fortpflanzung zu unterbrechen.
- Staubsauger verwenden: Saugen Sie Fugen, Ecken und Ritzen gründlich aus – dort verstecken sich Larven und Kokons.
- Waschmaschine & Gefriertruhe: Kleidung bei 60 °C waschen oder für einige Tage einfrieren – das tötet Larven sicher ab.
Wo bekommt man Schlupfwespen?
Schlupfwespen-Sets mit mehreren Lieferzyklen erhalten Sie im Fachhandel, in vielen Baumärkten oder online. Wichtig: Achten Sie auf die passende Art für Ihren Befall (Kleider- oder Lebensmittelmotten) – die Trichogramma-Arten unterscheiden sich.
Mottenbefall vorbeugen – so bleiben Sie langfristig geschützt
- Einkäufe kontrollieren: Verpackungen auf Gespinste oder Fraßspuren prüfen.
- Luftdicht lagern: Mehl, Nüsse & Co. in Glas- oder Metallbehälter umfüllen.
- Ätherische Öle einsetzen: Lavendel, Zedernholz oder Nelke vertreiben Motten. Säckchen oder Tropfen im Schrank wirken vorbeugend.
- Regelmäßige Reinigung: Kleider- und Vorratsschränke regelmäßig ausräumen, absaugen und auswischen.
- Tierfasern schützen: Wolle & Co. luftdicht lagern oder regelmäßig lüften.
Fazit: Wer Motten biologisch und wirksam bekämpfen will, ist mit Schlupfwespen bestens beraten. Die kleinen Nützlinge sind zwar unscheinbar, aber hoch effektiv – vorausgesetzt, sie werden richtig eingesetzt. Mit etwas Geduld, gründlicher Vorbereitung und gezielter Platzierung lässt sich der Befall dauerhaft und ohne Chemie in den Griff bekommen.
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