Scheuermilch-Test: Einige Reiniger sind schlecht für Allergiker

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2024 | Autor: Philip Schulze/Heike Baier/Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Bauen und Wohnen | 07.11.2023

Wir haben 16 Scheuermilchmarken untersucht.
Foto: pfluegler-photo/Shutterstock

Unter den Putzmitteln zählt Scheuermilch zu den echten Basics. Unser Test von 16 Marken zeigt: Wer das Bad oder die Küche mit einem der untersuchten Produkte putzt, muss keine Kratzer befürchten. Allerdings sind wir vereinzelt auf unerwünschte Stoffe gestoßen.

  • Wir haben 16-mal Scheuermilch getestet, darunter Produkte aus Drogerien, Supermärkten und Bio-Märkten. 
  • Die Mehrzahl der geprüften Scheuermilchmarken ist empfehlenswert.
  • Aber: In zehn Scheuermilch-Flaschen befinden sich potenziell allergieauslösende Isothiazolinone.

Aktualisiert am 07.11.2023 | Auf dem Kochfeld hat sich Soße eingebrannt? Die Badewanne braucht dringend mal wieder eine Abreibung? Wenn der Dreck in Küche oder Bad wirklich hartnäckig oder verkrustet ist, dann ist das ein Fall für die gute alte Scheuermilch. Im großen Markt der Reinigungsmittel zählen selbst Putzminimalisten sie zur Grundausstattung.

Wir wollten wissen, was in Scheuermilch drin steckt und haben 16 Produkte zur Analyse ins Labor geschickt. Das Ergebnis überzeugt.

Scheuermilch-Test: Wie gut sind Frosch, Viss & Co.?

Eines vorweg: Scheuermilch ist nichts fürs Wischen großer Flächen, sondern eine Spezialistin fürs Grobe. Denn was die zähflüssigen Mittel ausmacht, ist ihr hoher Gehalt an Schleifkörpern. Die schmirgeln den Schmutz geradezu weg und sorgen gemeinsam mit den fettlösenden Tensiden für die Reinigungsleistung.

Pur auf dem Schwamm aufgetragen, rücken sie der Dreckschicht sowohl chemisch als auch mechanisch zu Leibe – deshalb funktionieren sie auch so gut, zum Beispiel gegen den dicken Seifenfettrand in der Badewanne.

Scheuermilch gehört zur Grundausstattung unter den Putzmitteln.
Scheuermilch gehört zur Grundausstattung unter den Putzmitteln. (Foto: imging/Shutterstock)

Scheuermilch ist nicht für alle Oberflächen geeignet

Die 16 Hersteller in unserem Test verwenden gut umweltverträgliche Putzkörper, in den meisten Fällen Calciumcarbonat. Die mineralische Verbindung kommt in der Natur als Kreide, Kalkstein oder Marmor vor. Dementsprechend hat sie auf den Verpackungen auch sehr viel klangvollere Namen wie "Marmormehl", "kratzfreie Kreide" oder "feinst gemahlener Kalk".

Eine Sorge besteht hinsichtlich Scheuermilch allerdings: Kann sie empfindliche Oberflächen in Küche und Bad zerkratzen oder mattieren? Unser Praxistest zeigt, dass hier für die meisten gängigen Materialien keine Gefahr droht: Auf Oberflächen wie Keramik, Emaille und Edelstahl hinterließ keines der Produkte irgendwelche Spuren. Bravo.

Für empfindliche Materialien wie Aluminium ist Scheuermilch indes nicht geeinet: Die Prüfer registrierten nach dem Scheuern Kratzer. Da Aluminium als Oberflächenmaterial in Küche und Bad wenig relevant ist, ziehen wir dafür keine Punkte ab.

Scheuermilch im Test: Jetzt Ergebnisse im ePaper lesen

Substanzen in Scheuermilch können Allergien auslösen

Ein paar Kritikpunkte haben wir nach unserem Test aber doch. Etliche Produkte sind mit Isothiazolinonen konserviert. Diese Verbindungen können Allergien auslösen. Aus diesem Grund dürfen zum Beispiel Kosmetika, die auf der Haut bleiben, gar kein Methylisothiazolinon (MIT) enthalten und solche, die wieder abgewaschen werden, höchstens 15 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg).

Schon klar, Scheuermilch ist kein Duschgel. Aber Hautkontakt ist dennoch möglich, und auch der Blaue Engel für Reinigungsmittel setzt 15 mg/kg MIT als Grenze. Wir haben deshalb nachmessen lassen: In zwei Scheuermilchen im Test hat das beauftragte Labor deutlich mehr als 15 mg/kg MIT gefunden. Dafür gibt es Notenabzug.

Warum Silikone in Scheuermilch der Umwelt schaden

Minuspunkte gibt es auch für sechs Produkte, die Silikone oder andere synthetische Polymere in ihre Rezepturen mischen. Wir kritisieren das, denn nach dem Abspülen gelangt das Flüssigplastik massenweise ins Abwasser und mit dem Klärschlamm in die Umwelt. Manche der Kunststoffe bauen sich dort sehr schlecht wieder ab – mit bislang unbekannten Folgen.

Zur Erklärung: Die synthetischen Polymere fungieren in der Scheuermilch als Dispergiermittel, sorgen also für eine stabile Mischung der Bestandteile. Der Reinigungsmittelexperte des Umweltbundesamtes, Marcus Gast, erklärt: "Theoretisch geht es aber auch ohne, dann muss man nur vor Gebrauch kräftiger schütteln."

Zu wenig recyceltes Plastik in Verpackungen

Was die Verpackungen angeht, ist dieser Test eine echte Enttäuschung. Von 16 Herstellern füllen nur sechs ihre Scheuermilch in eine Flasche mit Rezyklatanteil. Das ist verdammt wenig, verglichen mit den Recyclingquoten anderer Putzmitteltests. Gerade für die Plastikbehältnisse von Reinigungsmitteln ist die Verwendung von Recyclingplastik technisch gut machbar, da sie im Vergleich zu Kosmetika weniger strengen Reinheitsanforderungen genügen müssen.

Immerhin: Alle sechs Anbieter mit Rezyklatanteil überspringen die Latte von ÖKO-TEST und setzen mehr als 30 Prozent Post-Consumer-Rezyklat in ihren Flaschen ein. Besonders vorbildlich verpacken drei Marken mit über 80 Prozent recyceltem Plastik.

Putzen mit Scheuermilch: Tipps

  1. Scheuermilch unverdünnt auf die angeschmutzten Flächen geben, mit einem Tuch oder weichen Schwamm putzen.
  2. Keine hart kratzenden Scheuerschwämme benutzen und gründlich mit klarem Wasser nachwischen.
  3. Vorsicht: Scheuermilch eignet sich nicht für Acrylglas, lackierte Oberflächen und Aluminium.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 6/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Eingekauft haben wir 16-mal Scheuermilch in Drogerien, Super- und Bio-Märkten: Markenprodukte und Eigenmarken zu Preisen von 0,75 Euro bis 8,75 Euro pro 750 Milliliter Scheuermilch.

Ein spezialisiertes Praxislabor überprüfte für uns die Materialverträglichkeit der Produkte: Getestet wurde, ob die Scheuermittel bei der Reinigung von Ceran, Edelstahl, Emaille, Keramik oder Aluminium Spuren wie Kratzer oder Mattierungen hinterlassen. Dafür gaben die Prüfer 2,5 Milliliter unverdünnte Scheuermilch auf eine 25 Quadratzentimeter große Testfläche und verrieben sie für 60 Sekunden intensiv. Nach dem Abspülen und Abtrocknen begutachteten mehrere Fachleute die Oberflächen aus verschiedenen Lichteinfallswinkeln. Wer Scheuermilch verwendet, ist darauf eingestellt, zu scheuern und Kraft einzusetzen; die Reinigungsleistung hängt bei diesen Produkten besonders stark von der individuellen Anwendung ab. Deshalb haben wir die Reinigungsleistung in diesem Test nicht überprüft.

Wir haben im Labor den pH-Wert der Mittel sowie den Gehalt an Isothiazolinonen bestimmen lassen. Ferner wurden die Produkte auf bedenkliche Duftstoffe, Formaldehyd/-abspalter und halogenorganische Verbindungen untersucht. Hersteller von Reinigungsmitteln müssen im Internet vollständige Inhaltsstofflisten für ihre Produkte veröffentlichen. Wir sahen nach, wie gut diese Listen im Internet zu finden sind und ob dort alle notwendigen Informationen stehen, darunter ein Link auf eine erklärende Datenbank. Anhand der Listen kontrollierten wir, ob die Hersteller Silikone und/oder andere synthetische Polymere einsetzen und ob sie auf den Verpackungen alle nötigen Warnhinweise abdrucken. Schließlich untersuchten wir die Verpackungen auf chlorierte Verbindungen und forderten die Hersteller auf, uns für eventuelle Rezyklatanteile in ihren Flaschen einen chargenbezogenen Nachweis zu schicken.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: ein gemessener Gehalt an MIT von mehr als 15 mg/kg (in Tabelle: "MIT erhöht").

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um zwei Noten: Silikone und/oder weitere synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen (hier: Acryl- und/oder Methacryl-[Co- und Cross-]Polymere). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Deklarationsmangel: kein Verweis auf eine erklärende Seite der Inhaltsstoffe (z. B. Cosing-Datenbank) auf der Liste der Inhaltsstoffe und/oder Website gefunden; b) ein Anteil von Post-Consumer-Rezyklat (PCR) in der Kunststoffverpackung von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Verpackung oder keine Angabe des Anbieters hierzu. Steht bei konkret benannten Analysenergebnissen "nein", bedeutet das unterhalb der Bestimmungsgrenze der jeweiligen Testmethode.

Das Gesamturteil setzt sich zu 70 Prozent aus dem Testergebnis Inhaltsstoffe und zu 30 Prozent aus dem Testergebnis Praxisprüfung zusammen. Es wird kaufmännisch gerundet. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe nicht. Ist das Testergebnis Inhaltsstoffe "ausreichend", kann das Gesamturteil nicht besser als "ausreichend" sein.

Deklarationsmängel im Sinne der Bewertung sind Angaben der Hersteller auf der Verpackung, die wir – unabhängig davon, ob es sich um Verstöße gegen gesetzliche Vorgaben handelt oder nicht – als fehlerhaft, unzureichend oder verwirrend für Verbraucher ansehen.

Testmethoden

Allergene Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS.

Thiazolinone: Extraktion mit Essigsäure-Methanol-Gemisch, LC-MS.

pH-Wert: potentiometrisch.

Halogenorganische Verbindungen: Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenextraktion (SPE), Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.

Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Praxisprüfung Materialverträglichkeit: Prüfung des mechanischen Angriffs von Scheuermilch auf Oberflächen nach IKW Empfehlung zur Qualitätsbewertung von Glaskeramik-Kochfeldreinigern 2004. Testoberflächen: Ceran, Edelstahl, Keramik, Emaille, Aluminium. Testfläche: ca. 5x5 cm. Vorklimatisierung: ISO 139 Normklima (23±2) °C, (50±5) % rel. LF. Prüfprinzip: Die Methode stellt das intensive Reiben bei Entfernung von lokal begrenzten Verschmutzungen nach. Bei ungeeigneten Reinigern können dadurch Beschädigungen der Oberflächen verursacht werden. Vorbereitung der Testflächen: Die verwendeten Testflächen müssen neu sein und dürfen keine sichtbaren Beschädigungen der Oberfläche aufweisen. Für jeden Versuch wird eine ca. 5x5 cm große Fläche mit einem Klebeband abgeteilt. Es werden drei Versuche je Warenprobe durchgeführt. Durchführung: 2,5 ml der Warenprobe wird aufgegeben und mit einem weichen Papiertuch für 60 Sekunden intensiv verrieben. Nach einer Minute wird die behandelte Fläche mit Leitungswasser abgespült und nach Abtrocknen durch mehrere Personen auf mechanische Beschädigung unter verschiedenen Lichteinfallswinkeln untersucht. Bewertung: 0 = Keine erkennbaren mechanischen Schäden, 1 = Leichte mechanische Schäden (Polierwirkung/Mattierung), 2 = Vereinzelte Kratzer (makroskopisch sichtbar)/starke Mattierung der Oberfläche, 3 = Starke mechanische Schäden (Kratzer und/oder Mattierung).

Einkauf der Testprodukte: Februar 2023

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.