- Lackfarben auf Wasserbasis haben einen besseren Ruf als solche auf Lösungsmittelbasis.
- Der Test zeigt: Einige weiße Lackfarben enthalten dennoch bedenkliche Inhaltsstoffe.
- Wichtig: Vor allem Menschen, die allergisch auf den Konservierer Methylisothiazolinon reagieren, sollten das Streichen besser anderen überlassen.
Aktualisiert am 14.10.2021 | Wasserbasiert. Klingt erst mal gut. Wasser kann doch nicht schädlich sein. In der Tat genießen Lacke auf Wasserbasis einen besseren Ruf als lösemittelbasierte. Sie sind geruchsärmer und gelten als verträglicher für die Gesundheit und Umwelt.
Ganz frei von problematischen Inhaltsstoffen sind sie allerdings nicht, wie schon unsere früheren Tests gezeigt haben. Aktuell haben wir insgesamt 16 weiße, seidenmatte und seidenglänzende Lackfarben einer ausführlichen Prüfung unterzogen. Das Ergebnis ist erfreulich: Den Großteil der Produkte können wir empfehlen.
Bei Anwendung von Lackfarben ist Vorsicht geboten
Ganz unbedenklich ist ihre Anwendung trotzdem nicht. Gerade bei der Sprühanwendung ist ein Mundschutz Pflicht, denn Tröpfchen des Farbnebels können schnell in die Lunge geraten.
Welchen Schadstoffen setzen sich Heimwerker aus, wenn sie mit wasserbasierten Lacken gegen Schrammen und Macken in Möbeln, Mauerwerk oder Metall vorgehen?

Lackfarben im Test: Ist Titandioxid gefährlich?
Da wäre zum Beispiel das in allen Lackfarben im Test enthaltene Titandioxid (TiO2). Das Weißpigment wird wegen seiner hohen Deckkraft geschätzt. Die EU-Kommission stuft es jedoch mittlerweile als "vermutlich krebserregend beim Einatmen" ein.
Das gilt jedoch nur, wenn TiO2 in Pulverform vorliegt und als Staub eingeatmet werden könnte. In Farben und Lacken sind die Pigmente fest gebunden. Deshalb werten wir den Stoff in diesem Test nicht ab.
Flüchtige organische Verbindungen in Lackfarben
Während des Lackierens und auch später während des Trocknens – und zum Teil noch lange danach – können aus Lacken flüchtige organische Verbindungen (VOC) entweichen und die Raumluft belasten. Bestimmte VOC betrachten wir besonders kritisch, darunter problematische Glykole.
Drei Lackfarben im Test werten wir wegen solcher Verbindungen ab. Eine davon sogar besonders streng um zwei Noten: Die darin vom Labor analysierte Verbindung Butoxyethanol kann hautreizend wirken und gesundheitsschädlich beim Einatmen sein.
Manche Lackfarben im Test können Allergien auslösen
Mit Ausnahme von zwei Naturfarbenherstellern enthalten alle Produkte im Test Isothiazolinone. Die Verbindungen sollen den Lack in der Dose haltbar machen. Immer mehr Menschen reagieren jedoch allergisch auf den Konservierer Methylisothiazolinon. Sie überlassen das Streichen besser einer anderen Person. Besonders problematisch: In vier Produkten war die Konzenration so hoch, dass wir abwerten.
Kritisch beurteilen wir auch den Stoff Dimethylaminoethanol, den das von uns beauftrage Labor in einer Lackfarbe im Test nachgewiesen hat. Die Substanz hilft dabei, dass sich die Farbpigmente im Produkt gut verteilen. Der Stoff kann allerdings Haut und Augen reizen, Allergien auslösen und ist giftig beim Einatmen.

Angaben zu Inhaltsstoffen fehlen auf zwei Dosen
Eine Angabe von Inhaltsstoffen haben wir auf den Dosen zweier Anbieter vergeblich gesucht. Man muss schon das Technische Merkblatt aus dem Internet herunterladen oder vom Anbieter anfordern um zu wissen, was genau in den Lacken drinsteckt.
Rechtlich ist daran zwar nichts auszusetzen. Besonders nutzerfreundlich ist das allerdings nicht. Während der Gesetzgeber den Herstellern kaum Vorgaben zur Deklaration macht, fordern wir eine bessere Aufklärung der Verbraucher.
Lackfarben brauchen bessere Sicherheitshinweise
Beispielsweise sollten, aus Sicht von ÖKO-TEST, neben den Inhaltsstoffen auch Warn- und Sicherheitshinweise angegeben sein, darunter Schutzmaßnahmen, die beim Abschleifen zu beachten sind, konkret: eine Gesichtsmaske mit einem Staubfilter zu tragen.
Auf drei Produkten fehlt ein solcher Hinweis. Im Unterschied zu den FFP2-Masken, die für die Coronaschutzmaßnamen erhältlich sind, besitzen die klassischen Arbeitsschutzmasken der Klasse FFP2 ein Ausatemventil.
Ein weiterer Deklarationsmangel aus unserer Sicht: Auf der Dose einer Lackfarbe ist "lösemittelfrei" aufgedruckt. Es stecken aber mehr VOC in der Rezeptur, als die rechtlich allerdings nicht bindende Richtlinie des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) für eine solche Auslobung zulässt.

Tipps: So arbeiten Sie sicher mit Lackfarben
Mit ein paar kleinen Vorsichtsmaßnahmen schützen Sie sich bei der Arbeit mit Lackfarben und haben möglichst lange etwas von Ihren gekauften Produkten.
-
Beim Auftragen von Lack per Spritzpistole ist ein Mundschutz unverzichtbar. Das Gleiche gilt für das Abschleifen: Stäube können gesundheitsschädlich sein, selbst reiner Holzstaub.
-
Angebrochene Farb- und Lackdosen kindersicher und kühl lagern. Dosen luftdicht verschließen, kleine Mengen in kleinere Gefäße umfüllen. Am besten kopfüber aufbewahren, das schützt vor dem Austrocknen.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 7/2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Holzlasuren für innen und außen: Nur zwei Holzlasuren im Test sind "sehr gut"
- Lebensmittelmotten bekämpfen: Warum nicht alle Mittel helfen und unbedenklich sind
- Wandfarben im Test: Welche sind die besten Kalk- und Dispersionsfarben?
- Mittel gegen Blattläuse im Test: Viele auch schädlich für Nützlinge und Menschen