Die Abende werden kühler, die Wollsocken liegen bereit – und viele fragen sich: Soll ich die Heizung schon einschalten oder lieber noch warten? Heizen ist nicht nur eine Frage der Gemütlichkeit, sondern auch der Gesundheit, des Geldbeutels und des Schimmelschutzes.
Wir erklären, welche Außentemperaturen als Richtwert dienen, wie unterschiedliche Haustypen reagieren, welche Raumtemperaturen ideal sind und wie Sie dabei Energie sparen können.
Das Wichtigste auf einen Blick
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Schimmelgefahr: Kalte Räume plus hohe Luftfeuchtigkeit sind ein perfekter Nährboden für Schimmel.
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Orientierungswerte nach Haustyp (Orientierungswerte von co2online):
Altbau: ab 15–17 °C Außentemperatur heizen
Baujahr 1977–1995: ab 14–16 °C
Baujahr nach 1995: ab 12–15 °C
Niedrigenergiehaus: ab 11–14 °C
Passivhaus: ab 9–11 °C
- Mieterpflichten: Wer nicht ausreichend heizt und dadurch Schäden wie Schimmel oder Rohrbruch verursacht, kann haftbar gemacht werden.
Herbstliche Heizperioden: gesetzlich geregelt oder flexibel?
In Deutschland gibt es keine gesetzlich festgelegte Heizperiode. Üblich ist jedoch der Zeitraum 1. Oktober bis 30. April – oft so im Mietvertrag vermerkt. Innerhalb dieses Zeitraums muss der Vermieter sicherstellen, dass die Heizung funktioniert.
Doch wer friert oder die Gefahr von Schimmel minimieren möchte, muss natürlich nichts aufs vermeintlich richtige Datum warten. Schon ein ungewöhnlich kalter Septembertag oder ein Kälteeinbruch im Juni kann ein Grund sein, die Heizkörper einzuschalten.
Praxis-Tipp: Beobachten Sie die Außentemperaturen und messen Sie die Luftfeuchtigkeit in Ihrer Wohnung. Bei über 60 Prozent steigt die Schimmelgefahr deutlich.
Heizung entlüften: ein kleiner Handgriff mit großer Wirkung
Bevor es richtig losgeht mit der Heizsaison, lohnt sich ein kurzer Blick auf die Heizkörper. Luft im System reduziert die Heizleistung – ein einmaliges Entlüften spart bis zu 15 Prozent Energie. Wer das regelmäßig macht, profitiert gleich doppelt: warme Räume und weniger Heizkosten.
So geht’s: Heizkörperventil öffnen, Luft entweichen lassen, anschließend Wasser nachfüllen. Achtung: Das Nachfüllen sollte – je nach Heizungsanlage – in Absprache mit einem Fachbetrieb erfolgen. Hier finden Sie ausführlichere Informationen:
Schimmel und Gesundheit: Warum zu spätes Heizen riskant ist
Wer zu lange wartet, riskiert nicht nur kalte Füße. Kalte Wände, hohe Luftfeuchtigkeit und unzureichende Belüftung schaffen ideale Bedingungen für Schimmel. Das Problem: Schimmel kann die Atemwege belasten, Allergien auslösen und das Risiko für Infekte erhöhen – besonders bei älteren Menschen oder Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Auch Leitungen können Schaden nehmen: Wenn die Wohnung komplett auskühlt, besteht die Gefahr, dass Wasserleitungen einfrieren. Ein Rohrbruch ist teuer und vermeidbar.
So warm sollten Ihre Räume sein
Nicht jeder Raum muss gleich temperiert sein – gezieltes Heizen spart Energie. Das Umweltbundesamt empfiehlt:
- Wohnzimmer: 20 °C für gemütliches Wohnen
- Schlafzimmer: 17 °C – kühlere Temperaturen fördern den Schlaf
- Küche: ca. 18 °C – Kochabwärme sorgt für zusätzliche Wärme
Tipp: Richten Sie die Raumtemperatur nach der Nutzung aus. Weniger genutzte Räume können kühler bleiben, ohne dass die Bewohner frieren.
Energiespar-Tipps fürs Heizen
- Heizkörper entlüften: bis zu 15 % weniger Energieverbrauch.
- Thermostate nutzen: Smarte Thermostate regeln effizienter.
- Nie komplett abdrehen: Konstante Grundwärme schützt vor Schimmel.
- Stoßlüften statt Kipplüften: Mehrmals täglich für wenige Minuten.
- Heizung frei halten: Keine Möbel direkt vor den Heizkörper stellen und bodenlange Gardinen nicht permanent geschlossen halten. Beides blockiert die Wärmeabgabe.
- Dichtungen prüfen: Türen und Fenster regelmäßig kontrollieren – kleine Undichtigkeiten treiben die Heizkosten hoch.
Kleine Anpassungen können die Heizkosten merklich senken und den CO₂-Ausstoß reduzieren – eine Win-win-Situation für den Geldbeutel und das Klima.
Heizpflicht für Mieter
Mieter haben eine Obhutspflicht: Sie müssen die Wohnung so heizen, dass keine Schäden entstehen. Wer gar nicht heizt und dadurch Schimmel oder eingefrorene Leitungen verursacht, kann für die Reparaturkosten haftbar gemacht werden.
Fazit: Heizen mit Augenmaß
Heizen ist immer ein Balanceakt zwischen Wohlfühltemperatur, Energieverbrauch und Schimmelschutz. Wer die Außentemperaturen im Blick behält, Räume bedarfsgerecht temperiert, regelmäßig lüftet und kleine Energiespartricks anwendet, kommt gesund, gemütlich und sparsam durch Herbst und Winter.
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