Schaumfestiger-Test: Einige Produkte enthalten bedenkliche Duftstoffe

Ratgeber Kosmetik & Wellness 2023 | Autor: Bianca Puff/Cordula Posdorf | Kategorie: Kosmetik und Mode | 11.06.2023

Wir haben 32 Schaumfestiger getestet.
Foto: ÖKO-TEST; Zyn Chakrapong/Shutterstock

Schaumfestiger verspricht Volumen und Halt für die Haare. Doch auf welche Inhaltstoffe setzen die Hersteller für diesen optischen Effekt? Das wollten wir rausfinden und haben 32 Schaumfestiger ins Labor geschickt. Das Ergebnis: Etwa die Hälfte enthält mindestens einen Stoff, den wir kritisieren.

  • Im Test: 32 Schaumfestiger, darunter acht zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Das Preisspektrum pro 200 Milliliter reicht von 76 Cent bis zu 21 Euro.
  • Das Ergebnis: Sieben Schaumfestiger fallen im Test durch. Ihre Inhaltsstoffe können nicht überzeugen.
  • In vier Schaumfestigern im Test steckt der künstliche Moschusduft Galaxolid, der sich im Körper anreichert.

Aktualisiert am 11.06.2023 | Aus feinen Strähnen sollen wunderbare Wellen werden und aus krausen Locken eine Prachtmähne? Das ist zumindest die Erwartung an Schaumfestiger. Wunder können die Produkte zwar nicht bewirken, sollen der Natur aber etwas auf die Sprünge helfen und dem Haar Halt geben.

Wir wollten wissen, wie viel schädliche Chemie dabei im Spiel ist und haben 32 Schaumfestiger im Labor untersuchen lassen.

Haarschaum lässt sich am besten auf handtuchtrockenem Haar anwenden.
Haarschaum lässt sich am besten auf handtuchtrockenem Haar anwenden. (Foto: Dmytro Zinkevych/Shutterstock)

Problematische Duftstoffe in Schaumfestigern im Test

Düfte, die wir als bedenklich für Mensch und Umwelt einstufen, gehören nicht in Schaumfestiger. Einer davon ist der künstliche Moschusduft Galaxolid, der vier Mal im Test entdeckt wurde. 

Galaxolid steht im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinträchtigen. Dazu läuft derzeit im Rahmen des EU-Aktionsplans CoRAP eine Neubewertung des Duftstoffs. Was aber jetzt schon klar ist: Galaxolid reichert sich im menschlichen Fettgewebe an, ist sehr schwer abbaubar und wurde schon vor Jahren überall in der Umwelt nachgewiesen. In Flüssen und Klärschlämmen, im Nordseewasser, sogar in Muttermilch.

Weitere bedenkliche Inhaltsstoffe 

Auf folgende weitere bedenkliche Substanzen sind wir gestoßen:

  • Hydroxycitronellal: Der Duftstoff kann Allergien auslösen. Weniger potente Allergene aus dem Spektrum unserer Duftstoffanalyse wie Citral, Citronellol und Geraniol führen wir zur Info für Menschen mit bekannter Kontaktallergie auf, bewerten sie aber nicht.
  • Cashmeran: Dieser Stoff ist chemisch ähnlich aufgebaut wie Galaxolid. Er reichert sich auch im menschlichen Fettgewebe an. 
  • Butylhydroxytoluol (BHT): Das Antioxidationsmittel steht im Verdacht, wie ein Umwelthormon zu wirken. Die Substanz durchläuft wie Galaxolid ebenfalls gerade eine Neubewertung in der Europäischen Union, in welcher es eben unter anderem um den Verdacht einer hormonartigen Wirkung geht.
  • PEG-Verbindungen: Sie dienen unter anderem zur Schaumbildung – und sind in 14 Produkten enthalten. Das Problem? PEG-Verbindungen können die Haut – in diesem Fall die empfindliche Kopf- und Gesichtshaut – durchlässiger für Fremdstoffe machen.
Schaumfestiger im Test: Testergebnisse als ePaper kaufen

Einige Schaumfestiger enthalten umweltgefährdendes Plastik

Dass Schaumfestiger für die Umwelt ein Problem sind, ist schon länger bekannt. Vereinfacht gesagt ist Plastik das Wirkprinzip von 20 der 24 konventionellen Schaumfestiger im Test. Sie enthalten Silikone und/oder weitere synthetische Polymere, die mineralölbasiert sind. 

Solche Zutaten bilden einen Film auf dem Haar und sorgen so beim Trocknen für Halt. Sie belasten aber die Umwelt. Denn mit der nächsten Haarwäsche gelangen die Kunststoffe ins Abwasser. Und sofern sie im Klärwerk rausgefiltert werden, können sie mit Klärschlamm auf den Feldern und in die Umwelt gelangen. Welche Folgen das hat, ist vielfach noch völlig ungeklärt.

(Foto: ÖKO-TEST)

Bier und Kartoffelstärke als natürliche Alternativen 

Naturkosmetikprodukte arbeiten anstelle von mineralölbasierten Zutaten zum Beispiel mit Pflanzenstärke, -proteinen, Zuckern und Bier. Zu riechen ist Letzteres übrigens nicht. 

Einige Hersteller verwenden auch Sodium Polyitaconate. Das aus Mais hergestellte Polymer ist leicht wasserlöslich und gilt als biologisch abbaubar. Nach den Regeln der Naturkosmetik-Siegel Cosmos und Natrue ist es zugelassen, im Gegensatz zu eindeutig synthetischen Polymeren. Auf diese und auf PEG-Verbindungen verzichten auch drei "sehr gute" Produkte ohne Naturkosmetiksiegel.

Schaumfestiger anwenden: Das ist zu beachten

Die auf Haarschäumen im Test angegebenen Haltegrade 3 bis 5 sehen nach einer genauen Skala aus. Tatsächlich gibt es aber dafür ebenso wenig verbindliche Vorgaben wie dafür, ab wann ein Stylingprodukt "ultra stark" oder nur "strong" ist.

Einige Produkte verzichten gleich ganz auf konkrete Angaben zur Kraft. Den Halt haben wir nicht untersucht. Welcher Schaum gut funktioniert, hängt stark vom Haar und der gewünschten Frisur ab.

Mit diesen Tipps wenden Sie Haarschaum richtig an: 

  • Je nach Haarlänge eine nuss- bis apfelgroße Menge ins handtuchtrockene, noch feuchte Haar geben. Mit dem Kamm oder den Fingern verteilen und einkneten.
  • Lufttrocknen oder Föhnen – beides geht. Für extra viel Volumen Haare einfach über Kopf föhnen.
  • Vorsicht Flecken! Die in vielen Haarschäumen vorkommenden Polyquaternium-Verbindungen können auf heller Kleidung oder Handtüchern hässliche Flecken hinterlassen. Einfaches Mittel dagegen: Ein dunkles Handtuch zum Schutz um die Schultern legen.

    Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 1/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für den Ratgeber Kosmetik und Wellness 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

    Weiterlesen auf oekotest.de:

    Wir haben diese Produkte für Sie getestet

    Testverfahren

    Wir haben 32 Schaumfestiger eingekauft, darunter acht zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Neun Produkte sollen laut Auslobung Volumen ins Haar bringen, 15 besonderen Halt und acht sind speziell für Locken ausgelobt. Das Preisspektrum pro 200 Milliliter Schaum reicht von 76 Cent bis hin zu stolzen gut 21 Euro.

    Im Labor ließen wir die Produkte auf problematische Konservierungsstoffe untersuchen, die Formaldehyd abgeben, auf halogenorganische Verbindungen und außerdem auf ein großes Spektrum Allergie auslösender Duftstoffe. Auch künstliche Moschusdüfte, deren Einsatz die Hersteller nicht auf der Verpackung angeben müssen, standen mit in unserem Prüfprogramm. Andere aus unserer Sicht kritische Kosmetikinhaltsstoffe wie die Emulgatoren der Gruppe der PEG/PEG-Derivate, das Antioxidans BHT oder synthetische Polymere (Kunststoffverbindungen in der Rezeptur) müssen die Hersteller eindeutig in der sogenannten INCI-Deklaration auf der Verpackung auflisten. Wir haben anhand dieser Verpackungsangaben erhoben, welche dieser Stoffe die Anbieter in ihren Schäumen eingesetzen.

    Darüber hinaus wollten wir von den Anbietern wissen, ob sie für Plastikverpackungen nennenswerte Anteile an Recyclingmaterial verwenden und baten sie um Belege für die von uns getestete Produktionscharge.

    Bewertungslegende 

    Produkte mit dem gleichen Gesamturteil sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.
    Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um
    gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKOTEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzenwurden
    von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten
    und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.
    Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein gemessener Gehalt von mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschusverbindungen (hier: Galaxolid (HHCB); in der Tabelle "künstlicher Moschusduft") und/oder Cashmeran; b) PEG/PEG-Derivate. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Hydroxycitronellal); b) BHT.

    Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: Silikone und/oder künstliche paraffinartige Stoffe (hier Amodimethicon, Dimethicon, Dimethiconol, Phenyl Trimethicone, Isododecane), wenn sie nicht schon unter den Inhaltsstoffen abgewertet wurden, und/oder weitere synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen (Acryl- und/oder Methacryl-[Co- und Cross-]Polymere, Polyquaternium-Verbindungen, Polyvinylverbindungen). Zur Abwertung um eine Note führt: ein Anteil von  Rezyklaten (Post-Con-sumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 % in Relation zum Gesamtgewicht der  Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Nachfrage hierzu.

    Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend"
    oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

    Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

    Testmethoden 

    Deklarationspflichtige Duftstoffe/Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
    Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenanreicherung (SPE), Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
    Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
    Parabene: LC-UV.
    Paraffine/Silikone: LC-RI nach Extraktion (ggf. GC-MS).
    Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration.

    Einkauf der Testprodukte: September 2022

    Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 1/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für den Ratgeber Kosmetik und Wellness 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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