- Im Test: 20 Körperlotionen mit Urea. Elf Produkte sind mit "sehr gut" empfehlenswert.
- Wegen problematischer Inhaltsstoffe fallen vier Cremes im Test durch.
- Ärgerlich: Ausgerechnet zwei Urea-Produkte aus der Apotheke gehören zu den Testverlierern.
Aktualisiert am 09.12.2021 | Haut ist nicht gleich Haut. Die Haut am Körper besitzt weniger Talgdrüsen als die im Gesicht und neigt deshalb eher zu Trockenheit. Gerade im Winter, wenn die Luft drinnen und draußen trockener ist und die Haut weniger Talg produziert, haben viele Menschen mit trockener Haut an Armen und Beinen zu kämpfen. Für solche Hautzustände haben sich Cremes mit dem Wirkstoff Urea bewährt.
Harnstoff in Kosmetik: Was ist Urea?
Urea ist das lateinische Wort für Harnstoff. Wie bei Lipiden (Fetten) und abgestorbenen Hautschüppchen handelt es sich um einen Bestandteil der obersten Hautschicht, der so genannten Hautschutzbarriere. Diese kann gerade in der kalten Jahreszeit unter Feuchtigkeitsverlust leiden.
Körperlotionen mit Urea sollen diesen wieder ausgleichen. Der Harnstoff wird vom Körper bekanntlich über den Urin ausgeschieden. In früheren Zeiten haben sich die Menschen mit Tierurin, vor allem von Pferden, zu dermatologischen Zwecken eingerieben.
Enthält Urea Urin?
Keine Angst: Die Zeiten, in denen Harnstoff für Kosmetikprodukte aus Pferdeurin gewonnen wurde, sind längst vorbei. Für alle Lotionen in unserem Test verwenden die Hersteller synthetisch produziertes Urea – ein weißes und geruchsneutrales Pulver.

Bereits 1828 gelang es dem deutschen Chemiker Friedrich Wöhler erstmals, Urea künstlich herzustellen. Der Harnstoff lässt sich im Labor mit unterschiedlichen Methoden synthetisieren, zum Beispiel durch Reaktion von Ammoniak mit Kohlensäureestern.
In zertifizierter Naturkosmetik ist synthetisch hergestelltes Urea übrigens nicht erlaubt. Das ist auch der Grund, warum in unserem Test keine Lotion mit Naturkosmetik-Siegel dabei ist.
Wie wirkt Urea und ist es gut bei Neurodermitis?
Untersuchungen belegen, dass wiederholtes Auftragen von Pflegecremes mit Harnstoff den Wasserverlust durch die Haut verringert. Sie versorgen die oberste Hautschicht über Stunden mit mehr Feuchtigkeit. Sie stärken damit ihren Schutzmantel und schützen die Haut besser gegen Fremdkörper und störende Stoffe.
Konzentrationen von drei bis fünf Prozent Urea gelten zur Feuchtigkeitsbindung in Cremes bereits als ausreichend. Eine Körperlotion mit Urea wird oft auch bei Neurodermitis oder Schuppenflechte (Psoriasis) empfohlen. Hier sind Urea-Gehalte über 10 Prozent üblich, da Harnstoff in diesen Konzentrationen Juckreiz stillen und eine schuppenablösende Wirkung erzielen kann.
Auf entzündete, nässende Hautpartien sollten Cremes und Lotionen mit Harnstoff aber lieber nicht aufgetragen werden: Dort kann der Stoff brennen.
Elf Körperlotionen mit Urea erhalten Bestnote
Wir haben 20 Körperlotionen mit Urea getestet. Einige davon sind als Basispflege bei Neurodermitis oder Schuppenflechte ausgelobt. Das Ergebnis: Elf schneiden mit "sehr gut" ab. Vier davon sind parfumfrei: Wer zu Allergien neigt, wählt eine davon.
Es gibt allerdings auch vier Körperlotionen mit Urea im Test, die aus unserer Sicht für trockene, gereizte oder gar kranke Haut ungeeignet sind. Zwei davon stammen sogar aus der Apotheke.

Synthetische Fette sind ein Problem
Um die Feuchtigkeit in der Haut festhalten zu können, braucht die Haut Fett. Die Körperlotionen mit Urea in unserem Test enthalten Fette ganz unterschiedlichen Ursprungs: Mandelöl oder Sheabutter sind beispielsweise natürliche Bestandteile, die die Hersteller gerne prominent auf der Verpackung hervorheben.
In einigen Cremes stecken aber auch Silikonöle oder aus Erdöl hergestellte Paraffine. Diese synthetischen Fette integrieren sich nicht so gut in die Hautschutzbarriere wie natürliche Öle.
Mineralöl in einer Körperlotion gefunden
Paraffine sehen wir aber auch noch aus einem anderen Grund kritisch: Bei ihnen besteht nämlich außerdem die Gefahr, dass sie Verunreinigungen aus dem Erdöl mitbringen, aus dem sie hergestellt werden.
Tatsächlich ist das bei einem Produkt der Fall: Es ist mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt. Darunter können sich krebsverdächtige Verbindungen befinden.
Kritik an weiteren problematischen Inhaltsstoffen
Neben Silikonöl und Paraffinen beanstanden wir noch weitere problematische Inhaltsstoffe:
- PEG-Verbindungen: Sie verbinden als Emulgatoren zum Beispiel Wasser und Fett. Sie können die Haut aber durchlässiger für Fremd- und Schadstoffe machen. Diesen Effekt wünschen sich Menschen mit Hautproblemen sicherlich nicht, wenn sie Körperlotionen mit Urea-Konzentrationen kaufen.
- Halogenorganische Verbindungen: Davon gelten viele als allergieauslösend, fast alle reichern sich in der Umwelt an.
- Synthetische Polymere: Sie sind ein Umweltproblem, weil sie sich zum Teil nur schwer wieder abbauen.

Körperlotionen mit Urea selten ökologisch verpackt
Apropos Umwelt. Wir bewerten auch, wie viel Engagement die Anbieter in puncto ökologische Verpackung zeigen. Die verwendeten Plastikflaschen sollten wenigstens zu 30 Prozent aus recyceltem Material bestehen, so unsere Messlatte.
Hier enttäuschen die Körperlotionen mit Urea fast gänzlich. Dass es auch anders geht, zeigt eine einzige Ausnahme: Die Verpackung dieses Produktes besteht aus 95 Prozent Rezyklat.
Eine Lotion enthält weniger Urea als angegeben
In den Verpackungen der Körperlotionen mit Urea steckt also zu wenig Rezyklat. Wie sieht das mit dem Urea-Gehalt in den Rezepturen aus? Die niedrigsten angegebenen Urea-Gehalte liegen im Test bei fünf Prozent, die höchsten bei 15 Prozent, rund die Hälfte rangiert mit 10 Prozent dazwischen.
Wir haben die Gehalte überprüfen lassen und dabei festgestellt: Nur eine Lotion enthält erheblich weniger Urea als sie vorgibt. Das Produkt unterschreitet den auf der Verpackung ausgelobten Gehalt um 18 Prozent. Das werten wir ab. Denn wir meinen: Was draufsteht sollte auch drinsein.
Diesen Test haben wir zuerst im ÖKO-TEST Magazin Dezember 2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
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