- Haarwachs, Haargel & Co.: Wir haben 51 Hairstyling-Produkte getestet.
- Zehn Produkte schneiden mit "sehr gut" ab, einige enttäuschen aber auch.
- Kritik gibt es für bedenkliche Konservierungsstoffe, Verunreinigungen mit Mineralöl und flüssiges Plastik, das durch das Auswaschen in die Umwelt gelangt.
Auch ein vermeintlich "natürlicher Strubbeleffekt" kommt nicht von allein. Und bleibt erst recht nicht bis zum Abend. Ein Klecks Modellierpaste kann das aber richten, so verspricht zumindest der Kosmetik-Konzern L’Oréal. Und liegt damit im Styling-Trend, denn angeblich sind die Frisuren – zumindest die der Männer– nach den Frisörschließungen länger geworden und brauchen jetzt ein weicheres Styling.
Die akkurat gegelte Kurzhaarfrisur ist also out? Wohl kaum, denn die Umsätze für Haargel sind in den letzten beiden Jahren nur marginal gesunken. Wir haben den großen Rundumschlag gemacht und sie alle eingekauft – vom Haargel für den unzerstörbaren 48-Stunden-Look bis zur Frisierpaste für den "undone style".
Haarwachs, Haargel & Co. im Test: Zehn mit Bestnote
Wir haben 51 Tuben und Tiegel für alle Geschlechter auf Inhaltsstoffe und die Verpackung hin getestet. Konkret untersuchten wir 32 Styling- und Haargele mit stärkeren Halte-Versprechen sowie 19 Haarpasten, -wachse, Frisiercremes und Pomaden.
Das Ergebnis: Zehn Haarstyler schnitten ohne Abstriche mit "sehr gut" ab. Ein gutes Drittel der Styling-Produkte fällt allerdings mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch den Test. In den Cremes, Gels und Pasten, die auf den hinteren Rängen landen, summiert sich so einiges an problematischen Substanzen.

Bedenklicher Konservierer in Haargel und Haarpaste
Beginnen wir mit den Konservierungsstoffen. Hier sind wir auf eine ganze Reihe von Stoffen gestoßen, die wir kritisieren. Allen voran Formaldehyd/-abspalter, die das Labor in zwei Haargelen und einer Haarpaste nachgewiesen hat.
Bei den Haargelen passt die Laboranalyse auch zur Deklaration: Dort steht mit DMDM Hydantoin ein Konservierungsmittel, das nach und nach Formaldehyd freisetzt.
Das Problem: Formaldehyd kann Kontaktallergien auslösen und schon in geringen Mengen die Schleimhäute reizen. Die EU plant derzeit strengere Regeln für die Warnung vor Formaldehyd in Kosmetika. Da ist es stimmig, dass eines dieser Haargele laut Anbieter bald ohne DMDM Hydantoin auf den Markt kommen soll.
Diese Konservierer sind auch problematisch
Formaldehyd/-abspalter sind aber nicht die einzigen bedenklichen Konservierer im Test. Die Liste ist noch länger. Folgende haltbarmachenden Stoffe halten wir ebenfalls für kritikwürdig:
- Chlorphenesin: Es handelt sich um eine halogenorganische Verbindung, die die Haut irritieren kann.
- Butylhydroxytoluol (BHT): Das Antioxidans steht im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken – im Tierversuch beeinträchtigte es die Schilddrüsenfunktion.
- Propylparaben: Die EU hat Propylparaben wegen des Verdachts auf eine hormonelle Wirkung streng reglementiert und sein Einsatz ist heute sehr viel seltener geworden. Dennoch sind wir im Test darauf gestoßen. Die EU-Vorgaben werden eingehalten, allerdings wäre eine zeitgemäßere Rezeptur wünschenswert.

Mineralöl in Haarwachsen, Haargelen & Co.
Ein weiterer Kritikpunkt: Einige Haarstyling-Produkte im Test sind mit Mineralöl verunreinigt. Das liegt an den Paraffinen, die in vielen untersuchten Styling-Produkten mit höherem Fettanteil enthalten sind. Paraffine sind künstliche Fette, die aus Erdöl hergestellt werden.
Sie können sich in Leber, Niere oder Lymphknoten sammeln und im ungünstigsten Fall mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt sein. Unter den MOAH können sich krebserregende Stoffe befinden. Das Labor fand MOAH in 14 Produkten .
Flüssiges Plastik in vielen Haarstyling-Produkten
In Sachen Umweltfreundlichkeit gibt es noch viel Luft nach oben: Mehr als die Hälfte der getesteten Haarstyling-Produkte kommt nicht ohne synthetische Polymere aus – da stehen einem buchstäblich die Haare zu Berge. Synthetische Polymere sind lösliche Kunststoffe, die einen dünnen Film auf dem Haar bilden. Sie sorgen maßgeblich für Stand und Festigkeit.
Aber: Das Flüssigplastik gelangt mit der Haarwäsche in die Umwelt, wo es sich zum Teil nur schwer wieder abbaut. Dabei geht Haarstyling auch ohne aus Erdöl hergestellte Kunststoffe. "Brettharte Looks" sind dann allerdings eher nicht drin.
Umweltschädlich ist auch der synthetische Moschusduft Galaxolid. Er breitet sich überall in der Umwelt aus und gilt als gewässerschädigend. Galaxolid hat das Labor in einem Haarwachs und einem Haargel aufgespürt.
Die Unterschiede zwischen Haarwachs, Gel und Paste
Klebrige Details: Wie unterscheiden sich verschiedene Hairstyling-Produkte?
- Haargel: Ist wasserbasiert und lässt sich leicht auswaschen. Es macht das Haar steif, sodass sich die Frisur nicht umstylen lässt. Basis sind natürliche oder synthetische Gelbildner.
- Haarwachs: Basiert auf natürlichen (Carnauba, Kokos) oder erdölbasierten Wachsen wie Paraffinen oder Vaseline. Gibt dem Haar starken Halt, härtet aber nicht aus. Die Frisur lässt sich nach dem Stylen verändern. Haarwachs lässt sich schwerer auswaschen als Gel. Für feines Haar ist es weniger geeignet.
- Haarpasten: Sind nicht klar definiert. Ihre Konsistenz reicht von klebrigem Lehm bis zu dicker Zahnpasta. Pasten geben mittleren bis starken Halt, sind matt oder leicht glänzend. Da sie wasserbasiert sind, lassen sie sich gut auswaschen.
- Frisier-/Stylingcreme: Gibt es seit rund einhundert Jahren. Die wasserbasierten Cremes geben leichten Halt, sind flexibel und halten sich beim Glanz zurück. Sie sind auch für feineres Haar geeignet. Stylingcremes enthalten oft Pflegekomponenten.
- Pomade: Pomade verleiht dem Haar einen glatten, akkuraten Look, meist mit starkem Glanz. Sie ist besonders geeignet für Kamm-Frisuren, die sich umstylen lassen. Klassisch sind ölbasierte Pomaden, es gibt aber auch wasserbasierte Varianten.
-
Clay: Enthält Tonerde (clay = Englisch für Lehm/Ton), meist Bentonit. Es lässt das Haar dicker wirken und gibt ihm Halt, ohne es zu beschweren. Ideal für Frisuren mit viel Volumen. Clay am besten vor der Anwendung zwischen den Handflächen aufwärmen.
Die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Duschgel-Test: Fast jedes dritte Duschgel ist "sehr gut"
- Repair-Shampoo im Test: Allergieauslösende Inhaltsstoffe gefunden
- Getönte Tagescremes im Test: Praktisch, aber teils mit Problemstoffen belastet
- Waschgele gegen Pickel im Test: Diese Stoffe sind nichts für unreine Haut
-
Aftershave-Balsam im Test: Nicht jedes Produkt ist nur gut für die Haut
- Gesichtscremes im Test: Nur 11 von 50 sind "sehr gut"
-
Shampoo für trockenes Haar im Test: Naturkosmetik bringt Glanz ohne Plastik