After-Sun im Test: Bekannte Lotionen enttäuschen mit Inhaltsstoffen

Magazin Juli 2021: Mineralwasser | Autor: Christine Throl/ Meike Rix/ Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Kosmetik und Mode | 05.07.2021

After-Sun-Produkte im Test: Welche Gels und Lotionen überzeugen?
Foto: ÖKO-TEST

After-Sun-Produkte bieten eine erfrischende Feuchtigkeitspflege: Sie kühlen die Haut nach einem Tag in der Sonne. Doch überzeugt auch der Inhalt der Gels und Lotionen? Unser Test zeigt: Häufig, aber nicht immer. In einigen bekannten Marken bemängeln wir die eingesetzten Duftstoffe, Konservierungsmittel und Emulgatoren.

  • After-Sun-Produkte versprechen Pflege und einen Kühlungseffekt für sonnengestresste Haut.
  • Im Test von 28 Produkten zeigt sich allerdings: In einigen stecken bedenkliche Inhaltsstoffe, die der Haut nicht gut tun. 
  • 13 Après-Sun-Produkte sind mit "sehr gut" empfehlenswert, sechs fallen durch den Test. 

Die Gels und Lotionen sollen nach der Sonne angenehm kühlend sein, feuchtigkeitsspendend und leicht zu verteilen. After-Sun-Produkte haben deshalb dünnflüssige Formulierungen mit wenig Fett.

Alkohol, Wasser und auch Mentholverbindungen sorgen für den Kühlungseffekt. Stoffe wie Glycerin und Sorbitol halten die Haut feucht; Allantoin, Bisabolol und Panthenol beruhigen. Und der Saft der Wüstenlilie Aloe vera kann gleichzeitig kühlen, beruhigen und feucht halten. So weit so sinnvoll.

After-Sun im Test: Lancaster, Nivea & Co. im Vergleich

In einigen der 28 After-Sun-Produkte in unserem Test stecken aber Inhaltsstoffe, die man der Haut auch einfach ersparen kann. Während 13 Lotionen mit "sehr gut" abschneiden, fallen je drei mit "mangelhaft" und "ungenügend" durch.

Diese Inhaltsstoffe bemängeln wir in den After-Sun-Gels und -Lotionen im Test:

  • Den bedenklichen Duftstoff Lilial und umstrittenen künstlichen Moschusduft. 
  • Halogenorganische Verbindungen, die möglicherweise Allergien auslösen können.
  • Künstliche Paraffine auf Erdölbasis, die sich nicht so mühelos ins Gleichgewicht der Haut integrieren wie die Bestandteile natürlicher Öle.
  • Kunststoffverbindungen, die sich in der Umwelt zum Teil nur schwer wieder abbauen. 
Ein Sonnenbrand kann die Urlaubslaune schnell verderben. After-Sun-Produkte versprechen erste Hilfe, reparieren aber keine Hautschäden.
Ein Sonnenbrand kann die Urlaubslaune schnell verderben. After-Sun-Produkte versprechen erste Hilfe, reparieren aber keine Hautschäden. (Foto: yurakrasil/Shutterstock)

Umstrittene Inhaltsstoffe in Lotionen und Gels 

Die Kritikpunkte im Detail: Das Labor hat einmal Lilial und einmal künstlichen Moschusduft nachgewiesen. Beide Duftstoffe sind problematisch. So reichern sich Moschusverbindungen im menschlichen Fettgewebe an. Der künstliche Maiglöckchenduft Lilial wiederum ist in der EU mittlerweile sogar als fortpflanzungsgefährdend eingestuft. Wir finden: Gerade in Produkten für durch die Sonne strapazierte Haut haben solche Duftstoffe nichts verloren. 

Zweimal haben wir auf der Inhaltsliste der After-Sun-Produkte außerdem den Stoff Chlorphenesin gefunden. Das Konservierungsmittel kann Allergien auslösen und gehört zur Gruppe der halogenorganischen Verbindungen

After-Sun im Test: Jetzt Ergebnisse als ePaper kaufen

Das Problem mit Paraffinen in After-Sun-Cremes

Ärgerlich ist auch, dass in einigen der getesteten Après-Sun-Mittel Paraffine stecken. Diese Stoffe werden meistens aus Erdöl hergestellt. Paraffinhaltige Kosmetika sind immer wieder mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt. Einige MOAH stehen im Verdacht, Krebs zu erregen.

Glücklicherweise hat das von uns beauftragte Labor in keinem der paraffinhaltigen After-Sun-Produkte im Test MOAH nachgewiesen. Noch geringer wäre das Risiko für solche Verunreinigungen aber, wenn die Kosmetikhersteller von vorneherein auf Paraffine verzichten würden.

Wie häufig in Kosmetik-Tests befinden sich auch unter den After-Sun-Gels und -Lotionen solche, die PEG-Verbindungen enthalten. Diese Stoffe verbinden als Emulgatoren Öl und Wasser. Gleichzeitig können sie die Haut aber auch durchlässiger für Fremdstoffe machen. 

Wichtiger als die After-Sun-Pflege ist der ausreichende Schutz vor dem Sonnenbad.
Wichtiger als die After-Sun-Pflege ist der ausreichende Schutz vor dem Sonnenbad. (Foto: verona studio/Shutterstock)

Durch Après-Sun landet Plastik in der Umwelt 

Auch Plastik ist ein Problem im Test. In zehn After-Sun-Produkten sind Kunststoffverbindungen verarbeitet. Möglicherweise um das häufig beworbene "seidenweiche" Hautgefühl beim Aufragen zu erzeugen. Das ist problematisch, weil flüssige Kunststoffe das Abwasser belasten und so zum Umwelproblem werden können. 

Und die Plastikverpackungen? Zu gerade einmal vier Marken haben uns die Hersteller Belege für den Einsatz von mehr als 30 Prozent recyceltem Plastik vorgelegt. Eine Handvoll Plastiktuben und -flaschen sind dagegen noch von einer zusätzlichen Pappschachtel umhüllt – Zero Waste sieht anders aus.

Bei Sonnenbrand benötigt die Haut viel Feuchtigkeit  

Bleibt die Frage, was After-Sun-Gels und -Lotionen wirklich leisten können. Antwort: Auch wenn die Werbung es suggeriert – After-Sun-Kosmetika können keinen Sonnenbrand heilen oder lichtbedingte Schäden der Haut reparieren. Sie versorgen die Haut aber mit der nötigen Feuchtigkeit.

Es gilt die umgekehrte Reihenfolge: Wer sich mit Kleidung und Cremes gut vor UV-Strahlen schützt, erspart sich den Sonnenbrand, senkt sein Hautkrebsrisiko und sieht auch buchstäblich weniger alt aus, weil die Haut elastischer bleibt und weniger Falten und Pigment bekommt. Après-Sun-Pflege tut gut, entscheidend aber ist der Schutz vorab.

Sonnenschutzmittel sind unverzichtbar. Welche mit unproblematischen UV-Filtern wirken, zeigen wir in unserem Test: Sonnencreme-Test: Teils landen bedenkliche Stoffe auf der Haut. Außerdem haben wir auch bereits spezielle Kindersonnenschutzmittel überprüft. Mehr dazu lesen Sie hier: Hormonell wirksame UV-Filter in acht Sonnencremes für Babys und Kinder im Test

In schwerwiegenden Fällen sollten Sie bei Sonnenbrand einen Arzt aufsuchen.
In schwerwiegenden Fällen sollten Sie bei Sonnenbrand einen Arzt aufsuchen. (Foto: ITisha/Shutterstock)

Und wenn man sich trotz aller Vorsicht doch einen Sonnenbrand eingefangen hat? Gegen die bleibenden Schäden, die die Haut schneller altern lassen und Jahre später zu Hautkrebs führen können, gibt es keine Creme. Erste Hilfe leisten diese Tipps:

  • Zum Lindern der akuten Entzündungsreaktion kann man die Haut mit nassen Umschlägen mit Wasser oder Quark kühlen.
  • Hydrocortisoncremes aus der Apotheke lindern den Juckreiz.
  • Ein Sonnenbrand schwächt das komplette Immunsystem. Deshalb auf jeden Fall viel trinken.
  • Wenn Bläschen auf der Haut, Übelkeit oder Schüttelfrost hinzukommen, in die Arztpraxis gehen.
  • Besonders wichtig bei Sonnenbrand: Die betroffenen Hautstellen komplett aus der Sonne heraushalten, bis sie ausgeheilt sind – mindestens eine Woche lang.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 28 After-Sun-Produkte in Drogerien, (Bio-)Supermärkten, Discountern und Apotheken eingekauft. Davon sind elf zertifizierte Naturkosmetika. Beim Einkauf haben wir nur Produkte ohne Selbstbräunungseffekt und ohne Lichtschutzfaktor ausgewählt. Die Preisspanne pro 200 Milliliter reicht von 95 Cent bis 53,80 Euro.

Spezialisierte Labore haben die Produkte auf allergisierende Duftstoffe und Konservierungsmittel wie Formaldehyd/-abspalter untersucht. Die Liste der Inhaltsstoffe ließen wir auf umstrittene PEG-Verbindungen, synthetische Polymere und bedenkliche UV-Filter checken. Produkte mit Paraffinen haben wir im Labor auf Mineralölbestandteile mit eventuellem Krebspotenzial analysieren lassen. Zudem wollten wir von den Anbietern wissen, ob die Plastiktuben und -flaschen recyceltes Plastik enthalten. Wir ließen die Packungen auch auf chlorierte Verbindungen prüfen, die in der Produktion und Verbrennung die Umwelt belasten.

Auf die von der Sonne strapazierte Haut gehören keine bedenklichen Stoffe  wie problematische Duftstoffe oder Paraffine. Deshalb beruht das Gesamturteil auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein überflüssiger Umkarton, Kunststoffverbindungen in der Rezeptur und kein oder zu wenig recyceltes Plastik in Plastikverpackungen verschlechtern es.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) PEG/PEG-Derivate; b) halogenorganische Verbindungen; c) Butylphenyl Methylpropional (Lilial); d) mehr als 10 mg/kg künstlicher Moschusduft (hier: Galaloxid/HHCB). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: Mehr als ein Prozent Paraffine/künstliche paraffinartige Stoffe.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um zwei Noten: a) Silikone und/oder synthetische Polymere als Kunststoffverbindungen (hier: [Sodium] Acrylate/C10–30 Alkyl Acrylate Crosspolymer, Ammonium Acryloyldimethyltaurate/VP Copolymer, Carbomer, Glyceryl Acrylate/Acrylic Acid Copolymer, Hydrogenated Polyisobutene, Hydroxyethyl Acrylate/Sodium Acryloyldimethyl Taurate Copolymer, Polyacrylamide, PVM/MA Copolymer, Polymethylsilsesquioxane, Sodium Polyacrylate). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Umkarton, der kein Glas schützt; b) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung oder keine Angabe hierzu oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die von den Herstellern versprochenen Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

Testmethoden

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte): Deklarationspflichtige Duftstoffe/Diethylphthalat/polyzyklische Moschus-verbindungen/Nitromoschusverbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS. Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie. Silikone/Paraffine/Erdölprodukte: NPLC/RI nach Extraktion, zusätzliche Absicherung mittels GC-MS und/oder LC-CG/FID. Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): LC-GC/FID. Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: März/April 2021

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