Naturhaarfarben gehören in die Gruppe der sogenannten semipermanenten Haarfarben, die immerhin mehr als 24 Haarwäschen überstehen. Die gebräuchlichste Pflanze für das Färben ist rotes Henna. "Wir verwenden aber insgesamt mehr als 20 Färbepflanzen für unsere Pflanzenfarben, für Blond- und Goldtöne etwa Kamille, Weizen oder Kurkuma und Walnussschalen für Braunnuancen", erklärt Kirsten Luger vom Pflanzenfarbenanbieter Culumnatura. Auch Indigo, das Textilien und die Jeans blau färbt, werde verwendet. Damit seien kühle Rotnuancen, beispielsweise Burgunder, realisierbar, sagt Luger. Die meist pulverförmigen Pflanzenprodukte werden mit heißem Wasser zu einem Brei angerührt, der meist zwischen einer halben Stunde und zwei Stunden im Haar bleiben muss. Die Firma Lush empfiehlt für ihre Henna-Produkte sogar drei bis acht Stunden - damit wird das Färben zur tagesfüllenden Aufgabe.
ÖKO-TEST hat 33 Haarfarben auf Pflanzenbasis oder mit einer Bezeichnung, die überwiegend "Natur" im Produkt vermuten lässt, eingekauft und die Bestandteile der Rezepturen ins Visier genommen.
Das Testergebnis
Im Vergleich zu herkömmlichen Haarfarben und Tönungen haben die untersuchten Produkte deutlich besser abgeschnitten. Immerhin 18 Pflanzenfarben bekommen ein "sehr gut". 15 Marken fallen dagegen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Hier handelt es sich um ganz konventionelle Produkte, die sich das Deckmäntelchen "Henna", "Bio" oder "Natur" umlegen, tatsächlich aber mit problematischen Färbechemikalien zu Werke gehen.
Knapp die Hälfte der Haarfarben wartet mit problematischen Stoffen wie Phenylendiamin auf. Diese Substanz und viele andere wie m- oder p-Aminophenol gehören zur Gruppe der aromatischen Amine, einige Vertreter dieser Stoffgruppe gelten als krebsauslösend.
Viele Färbechemikalien sind bislang nur vorläufig zugelassen. Der Prüfprozess ist langwierig und dauert bereits seit mehreren Jahren an. In dieser Zeit hat sich herausgestellt, dass viele der häufig eingesetzten Färbekomponenten stark sensibilisierend sind und eine Kontaktallergie auslösen können. Symptome können schmerzhafte Rötungen, Schwellungen und Juckreiz etwa im Gesicht und Nacken sein. Auf diese Gefahr weist heute schon der Warnhinweis "kann eine allergische Reaktion auslösen" hin.
Die Esther Tol Henna-Color, Rot Extra-Stark, die Henné Masria Rapide, Feurig Rot und das Henné Color Premium Végétal Pflanzliches Haarfärbepulver, Auburn Passion enthalten das aromatische Amin Sodium Picramat, das ein rötlich gelber Farbstoff ist.
Im Klartext: Diese vermeintlichen Naturprodukte sind ganz konventionelle chemische Haarfarben, ebenso wie es die neun dauerhaften Haarfarben mit den Komponenten Farbcreme und Entwickler der Kosmetikanbieter Extracta, Börlind, Frenchtop, Der Mayer und Power Health Ned. sind. In fünf weiteren Produkten monieren wir zudem das stark sensibilisierende Resorcin.
In einigen Marken krit...