Orthomol Junior C Plus: Kautabletten im Test nur "ungenügend"

Autor: Christine Throl/Lena Wenzel | Kategorie: Kinder und Familie | 14.02.2024

Orthomol Junior C Plus, Kautabletten fallen in unserem Test durch.
Foto: ÖKO-TEST

Dunkelblaue Verpackung, farbiger Strich: Orthomol ist eine bekannte Apothekenmarke. Mit Orthomol Junior C Plus, einem Nahrungsergänzungsmittel für Kinder ab 4 Jahren, richtet sich der Anbieter an Eltern und ihren Nachwuchs. Doch wie gut ist das Produkt? In unserem Test schneidet es mit "ungenügend" ab.  

Von 21 Multivitaminpräparaten für Kinder in unserem Test fallen ganze 17 Produkte durch. Auffällig: Viele der Nahrungsergänzungsmittel sind aus unserer Sicht zu hoch dosiert. Das betrifft auch die Kautabletten Orthomol Junior C Plus. Daneben gibt es aber auch weitere Kritikpunkte. Doch eins nach dem anderen. 

Erst einmal zum Hintergrund unserer Bewertung: Um einer Überversorgung durch Vitaminpräparate vorzubeugen, hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Vorschläge für Höchstmengen in entsprechenden Produkten entwickelt. Diese berücksichtigen Vitamine und Mineralstoffe, die bereits über die Nahrung aufgenommen werden, und geben den maximalen Restbedarf an.

Die Werte beziehen sich auf Personen ab 15 Jahren, Vorschläge für kleinere Kinder gibt es bislang nicht. Deshalb haben wir für den Vergleich mit den BfR-Empfehlungen die höchste angegebene Tagesdosis zugrunde gelegt.

Kritik an Inhaltsstoffen der Orthomol-Kautabletten 

Das Ergebnis dieses Vergleichs: Die Mengen des enthaltenen Vitamins E und des Mangans liegen in den Orthomol-Kautabletten im Test über dem BfR-Höchstmengenvorschlag.

Wir finden es überflüssig, wenn Hersteller mehr Vitamin E dazugeben als maximal empfohlen wird. Denn wie das BfR schreibt, lassen sich aus den vorliegenden wissenschaftlichen Daten keine positiven gesundheitlichen Effekte bei Aufnahme von Vitamin E oberhalb des Bedarfs ableiten.

In Bezug auf Mangan gibt es Hinweise darauf, dass neurotoxisische Effeke möglich sind, allerdings ist die Datenlage laut der EFSA zu dünn, um eine unschädliche Dosis festzulegen. 

Kupfer gehört nicht in NEM für Kinder 

Kupfer sollte laut BfR gar nicht in Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) für Kinder enthalten sein – und dennoch steckt es in den überprüften Orthomol-Kautabletten. Die Kritik: Kupfer kann unerwünschte Effekte auf die Leber haben.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat Empfehlungen herausgegeben, wie hoch die tägliche Zufuhr an Vitaminen und Mineralstoffen für Kinder unterschiedlicher Altersgruppen sein sollte – allerdings beziehen sich die Empfehlungen auf solche aus Nahrungsmitteln. Dennoch: Das Orthomol-Produkt überschreitet mit mehreren Bestandteilen die Referenzwerte der DGE für mehrere Altersgruppen.

Zum Vergleich: Ingesamt zehn Produkte im Test halten die Höchstmengenvorschläge des BfR nicht ein, Mangan bemängeln wir in einem weiteren Präparat und mehrere Testkandidaten überschreiten mit einem oder mehreren Bestandteilen die Referenzwerte der DGE für eine oder mehrere Altersgruppen.  

Insgesamt bieten Multivitaminpräparate aus unserer Sicht keinen zusätzlichen Nutzen für gesunde Kinder. Nahrungsergänzungsmittel sollten grundsätzlich nur nach ärztlicher Rücksprache und bei einem diagnostizierten Mangel eingenommen werden.


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Phosphat und Süßstoffe im Orthomol Junior C Plus

Minuspunkte verteilen wir außerdem, weil Phosphat und Süßstoffe in den Orthomol Junior C Plus, Kautabletten stecken. Denn zu viel Phosphat kann die Nieren belasten und Süßstoffe geraten immer stärker in Verruf, weil sie mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Enststehung von Übergewicht in Verbindung gebracht werden. Eine Studie des Leibniz-Instituts, die 2023 erschienen ist, weist einen Einfluss auf Immunzellen nach.

Phosphat ist nur im Orthomol-Produkt im Test enthalten, Süßstoffe beanstanden wir häufiger. 

Fehlende Angaben in der Deklaration 

Kommen wir zu den Deklarationsmängeln. Wir bemängeln an den Orthomol-Kautabletten sowie an weiteren überprüften Produkten, dass nirgends geschrieben steht, dass Kinder eisenhaltige Nahrungsergänzungsmittel nur nach ärztlicher Rücksprache und Diagnostik einnehmen sollten. Laut BfR ist dieser Hinweis nicht nur in Bezug auf Männer, postmenopausale Frauen und Schwangere sinnvoll, sondern auch für Kinder. 

Zudem fehlt auf dem Orthomol-Produkt der Hinweis, dass auch Personen, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, vor der Einnahme Vitamin K-haltiger Nahrungsergängsmittel ärztlichen Rat einholen sollten. Außerdem wird nicht erklärt, dass die angegebenen Nährstoffbezugswerte für den Nährstoffbedarf von Erwachsenen gelten. Beides werten wir im Test mehrfach ab. 

Zuguterletzt geht es in unserer Kritik um eine in unseren Augen fragwürdige Auslobung. Denn Orthomol schreibt in seinem Beipackzettel folgenden Satz: "Mikronährstoffe werden täglich vom Körper gebraucht, eine regelmäßige Verwendung über einen längeren Zeitraum ist daher empfehlenswert".

Wir finden eine solche Auslobung bedenklich. Denn, wie bereits erwähnt, sehen wir keinen Nutzen für gesunde Kinder in Mulitivitaminpräparaten. Zudem sollte eine Einnahme grundsätzlich nur nach ärztlicher Rücksprache und bei einem diagnostizierten Mangel erfolgen. 

So setzt sich das Gesamturteil zusammen 

Das Gesamturteil beruht auf dem Teilergebnis Maßgebliche Inhaltsstoffe. Dieses lautet "ungenügend", weil die Orthomol Junior C Plus, Kautabletten Vitamin E, Kupfer und Mangan über dem BfR-Höchstmengenvorschlag enthalten; mehrere Bestandteile die Referenzwerte der DGE für mehrere Altersgruppen überschreiten und wir keinen Nutzen für gesunde Kinder in den Präparate sehen. Unserer Ansicht nach sorgt eine gesunde und ausgewogene Ernährung für eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen.

Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie hier auf der Seite zum Test im Abschnitt Testverfahren.

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