WHO: Nur vier Branchen sind für 2,7 Millionen Tote in der EU pro Jahr verantwortlich

Autor: Redaktion (lw) | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 13.06.2024

WHO: Nur vier Branchen sind für 2,7 Millionen Tote in der EU pro Jahr verantwortlich
Foto: Shutterstock/niksdope; Jarhe Photography; africa_pink; sasirin pamai

Ein neuer WHO-Bericht identifiziert Tabak, stark verarbeitete Lebensmittel, fossile Brennstoffe und Alkohol als Hauptursachen für Krankheiten und vorzeitige Todesfälle in Europa. Die Organisation fordert strengere Regulierungen, um den schädlichen Einfluss großer Konzerne einzudämmen, die laut WHO gezielt die öffentliche Gesundheit untergraben.

Ein neuer Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisiert, dass nur wenige große Industrien maßgeblich für die Entstehung von Krankheiten und vorzeitige Todesfällen in Europa verantwortlich sind.

Der Bericht mit dem Titel "Kommerzielle Einflussfaktoren auf nichtübertragbare Krankheiten in der Europäischen Region der WHO" (PDF in englischer Sprache), der gestern vorgestellt wurde, macht vier Produktgruppen als Hauptursachen für unnötiges menschliches Leid aus: Tabak, stark verarbeitete Lebensmittel, fossile Brennstoffe und Alkohol.

WHO-Regionaldirektor findet klare Worte

Diese "großen Vier", so die WHO, seien jährlich für 19 Millionen und damit 34 Prozent aller Todesfälle weltweit verantwortlich. Allein in der Europäischen Region seien Alkohol, Tabak, fossile Energieträger und hochverarbeitete Lebensmittel nach WHO-Berechnungen ganz oder teilweise für 2,7 Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich.

"Vier Branchen töten täglich mindestens 7.000 Menschen in unserer Region", sagte Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. Er kritisierte mit klaren Worten die Machtkonzentration auf wenige transnationale Konzerne.

Diese seien nicht nur maßgeblich für die Herstellung und den Vertrieb ungesunder Produkte verantwortlich, sondern auch dafür, dass sich die Situation nicht bessere: "Dieselben großen Konzerne blockieren Gesetze, die die Öffentlichkeit vor schädlichen Produkten und deren Vermarktung schützen und die Gesundheitspolitik vor der Einmischung der Industrie bewahren würden."

    Zu den Taktiken der Industrie gehören laut Kluge unter anderem die Ausbeutung gefährdeter Menschen durch gezielte Werbestrategien sowie falsche Behauptungen über die Vorteile ihrer Produkte oder deren Umweltfreundlichkeit (d.h. Greenwashing).

    Diese Praktiken seien unter anderem für höhere Raten von Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie chronischen Atemwegserkrankungen verantwortlich. Um Gewinne zu maximieren, würde die öffentliche Gesundheit untergraben. "Der Mensch muss immer Vorrang vor dem Profit haben", forderte Kluge.

    WHO prangert Profitmaximierung auf Kosten der Gesundheit an

    Bisher hätten die Maßnahmen einzelner Regierungen und zwischenstaatlicher Organisationen nicht ausgereicht, um die schädlichen Praktiken der Industrie zu verhindern oder einzuschränken, so die WHO. Entsprechend enthält der Bericht einen Handlungsappell an die 53 Mitgliedstaaten der Europäischen WHO-Region: Die Regierungen werden aufgefordert, den kommerziellen privatwirtschaftlichen Einfluss auf allen betroffenen Ebenen zu bekämpfen und strengere Vorschriften zu erlassen, um die Politik vor der Einflussnahme durch die Industrie zu schützen.

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