Verschmutzte Filiale: Real wollte Hygienevorwürfe verheimlichen

Autor: Redaktion | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 11.02.2020

Verschmutzte Filiale: Real wollte Hygienevorwürfe verheimlichen
Foto: © real GmbH

Eine schimmlige Fischtheke, Dreck in der Metzgerei, abgelaufene Produkte in den Regalen: Eine große Real-Filiale hat nicht nur mehrfach gegen Hygienevorschriften verstoßen, sondern offenbar auch versucht, die Veröffentlichung der unappetitlichen Zustände zu stoppen.

Die Online-Plattform "Topf Secret" von Foodwatch und FragDenStaat klagt an: In einer großen Real-Filiale bei Düsseldorf sollen Lebensmittelkontrolleure wiederholt schwere Hygienemängel festgestellt haben. Vieles spricht dafür: Auf der Seite fragdenstaat.de, die mit "Topf Secret" zusammenarbeitet, wurde heute die geschwärzte Kopie eines Kontrollberichts veröffentlicht, der die Vorwürfe bestätigt.

Schimmel und Schmutz bei Real

Laut einer amtlichen Lebensmittelüberwachung durch den Kreis Mettmann, die am 19. September 2018 stattfand, ging es in der vielbesuchten Filiale der großen Supermarktkette nicht sehr appetitlich zu. Im Bericht heißt es unter anderem:

  • "Die Silikonfugen am Übergang Wand/Boden sowie Theke/Boden waren durch Schimmel verunreinigt." (Fischtheke)
  • "Die Wände hinter dem Spülbecken waren zum Teil massiv dunkel verunreinigt" sowie "Der Fußboden war insbesondere in den Rand- und Eckbereichen sowie unter und hinter der Einrichtung verunreinigt." (Spülküche Metzgerei)
  • "Der Überläuf des Handwaschbeckens ist massiv verschmutzt." (Bedientheke Käse)

Fast in allen Bereichen des Supermarkts wurden die Prüfer fündig – im Bericht wimmelt es von den Ausdrücken "verunreinigt", "verschmutzt" und "defekt", im Verkaufsbereich fanden sich laut Bericht außerdem mehrere Packungen mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum. Insgesamt stellten die Kontrolleure 27 Verstöße gegen lebensmittelrechtliche Vorgaben fest.

Mehr als ein Jahr zwischen Kontrolle und Veröffentlichung

Der Kontrollbericht, verfasst im Herbst 2018, war laut "Topf Secret" Anfang 2019 bei der zuständigen Behörde beantragt worden. Erst jetzt, also ein Jahr später, konnte die Website das pikante Dokument veröffentlichen. Die Supermarktkette Real hatte zuvor versucht, die Herausgabe gerichtlich zu verhindern, sei damit jedoch in letzter Instanz vor dem Oberverwaltungsgericht NRW gescheitert. Auch das Urteil ist im Internet nachzulesen.

Hinter "Topf Secret" stehen die Verbraucherorganisation Foodwatch sowie die Internetplattform FragDenStaat, die sich für Informationsfreiheit einsetzt. In Deutschland werde nur ein Bruchteil der Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelkontrollen veröffentlicht, kritisiert Footwatch. "Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass Bürgerinnen und Bürger solche Kontrollergebnisse wie beim Real-Supermarkt erst mit einem Jahr Verspätung zu sehen bekommen", so Rauna Bindewald von foodwatch.

Die erste Kontrolle der Real-Filiale habe zudem offenbar keine Besserung gebracht: Laut Foodwatch wurden auch bei einer zweiten Kontrolle am 18. Januar 2019 erneut 23 Verstöße festgestellt. Die Ergebnisse dieser zweiten Untersuchung wurden bislang nicht veröffentlicht.

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