Richtig lüften gegen Coronaviren

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 24.08.2022

Richtig lüften gegen Coronaviren
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Wenn sich Menschen drinnen treffen, ist richtiges Lüften nach wie vor wichtig. Denn in schlecht gelüfteten Räumen steigt das Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken. ÖKO-TEST verrät Ihnen, wie und wie oft Sie lüften sollten, was zu tun ist, wenn jemand im Raum hustet oder niest, und wann Hilfsmittel wie Luftfilter und CO2-Apps sinnvoll sein können.

  • Das Coronavirus verbreitet sich in erster Linie über Aerosole. Wo sich mehrere Menschen längere Zeit in einem geschlossenen Raum aufhalten, ist regelmäßiges und gründliches Lüften zwingend.
  • Stoßlüften mit viel Durchzug ist die beste Methode, um in geschlossenen Räumen für Frischluft zu sorgen.
  • Mit Hilfe eines Lüftungsrechners können Sie für Ihre Wohnung und die Zahl der Gäste berechnen, in welchen Intervallen Sie lüften sollten.

Das Coronavirus verbreitet sich nicht nur über Tröpfcheninfektion, sondern auch über Aerosole. Aerosole sind winzig kleine Feuchtigkeitspartikel, die beim Atmen und Sprechen in der Luft verteilt werden und dort für längere Zeit schweben. Da an den Aerosolen auch Coronaviren hängen können, ist es wichtig, in geschlossenen Räumen regelmäßig für frische Luft zu sorgen.

Selbst wenn in einem Raum – zum Beispiel im Büro, beim Abendessen mit Freunden oder im Klassenzimmer – alle den Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten, steigt die Gefahr einer Coronainfektion, wenn der Raum schlecht oder nicht belüftet wird und einer der Anwesenden mit dem Coronavirus infiziert ist.

Richtig lüften gegen Corona

Wissenschaftler sind sich einig: Richtiges Lüften hilft, das Risiko einer Ansteckung zu reduzieren. Im Sommer war das kein Problem, im Winter wird dauerhaftes Lüften allerdings erschwert. Zum einen ist der Energieverlust bei offenen Fenstern immens, zum anderen drohen Erkältungskrankheiten, wenn es in Räumen zu kalt wird.

Faustregel: Je weniger Frischluft sich im Raum befindet, desto höher ist die Aerosol-Konzentration und damit potenziell die Zahl der Corona-Erreger.

Wichtige Empfehlungen zum Lüften in Corona-Zeiten

Aus der inzwischen gut bekannten AHA-Formel (Abstand halten – Hygiene beachten – Alltagsmaske tragen) wird im Winter die AHA+L-Formel. Jetzt ist zusätzlich L wie Lüften wichtig, um sich und andere vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen.

1. Stoßlüften hilft gegen Coronaviren

Öffnen Sie die Fenster ganz und möglichst noch eine Tür. Erst wenn richtiger Durchzug entsteht, ist der Luftaustausch optimal. Gekippte Fenster alleine bringen kaum etwas.

Wenn jemand niest oder hustet: Schnell das Fenster öffnen!
Wenn jemand niest oder hustet: Schnell das Fenster öffnen! (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / mohamed_hassan)

2. Regelmäßig lüften

Öffnen Sie die Fenster jede Stunde für mindestens drei Minuten. In Schul- und Besprechungsräumen sollte mindestens alle 20 Minuten gelüftet werden. Diese Faustregel gilt auch für die kleinen Feiern im Familien- und Freundeskreis an den Feiertagen.

3. Stoßlüften, wenn jemand niest oder hustet

Um eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu vermeiden, sollte Experten des Umweltbundesamts zufolge nach jedem Niesen oder Husten sofort stoßgelüftet werden.

4. Bei Sport 5x pro Stunde Fenster öffnen

Beim Sport ist die Atemfrequenz schon bei einer geringen körperlichen Aktivität, verglichen mit einer sitzenden Tätigkeit, deutlich erhöht. Die Menge an ausgeatmeten Aerosolen ist damit höher – und lüften besonders wichtig. Die "Innenraumlufthygiene-Kommission" (IRK) des Umweltbundesamtes empfiehlt, die verbrauchte Luft jede Stunde fünf Mal durch frische Luft zu ersetzen.

5. Ziehen Sie sich warm an!

In der kalten Jahreszeit führt Lüften unweigerlich zu ungemütlich kalten Räumen. Hier helfen nur ein zweiter Pullover, Mütze, Schal – und vielleicht eine Wärmflasche auf dem Schoß.

Übrigens: Kalte Luft allein führt nicht zwangsläufig zu einer Erkältung. Erkältungen werden durch Viren verursacht. Kälte kann allerdings einen Infekt begünstigen, wenn der Körper bereits gegen Krankheitserreger ankämpft und die Kälte das Immunsystem zusätzlich belastet.

Hier erfahren Sie, wie Sie gesund durch Herbst und Winter kommen: So beugen Sie einer Erkältung vor

6. Helfen Luftreiniger gegen Coronaviren?

Eine Alternative zum Lüften sind Luftfilter. Mobile Raumluftreiniger sind in der Lage, infektiöse Aerosole aus der Luft zu filtern und die Aerosolkonzentration in geschlossenen Räumen zu reduzieren. Damit sinkt das Risiko, sich mit Covid-19 anzustecken.

Nicht alle Lüftungsanlagen sind effektiv, manche wälzen die Luft nur um. Voraussetzung ist ein sogenannter Hochleistungsschwebstofffilter (HEPA-Filter) der Klasse H13 oder H14 nach EU-Norm EN 1822-1. Alles darunter ist nicht wirksam genug.

Laut einer Studie der Goethe-Universität Frankfurt sind Luftreiniger in der Lage, die Aerosol-Konzentration in einem Klassenzimmer innerhalb von 30 Minuten um 90 Prozent zu senken. Die getesteten Geräte, die jeweils ungefähr 150 Euro kosten, hatten einen H13-Filter.

7. Wie merke ich, wann ich lüften muss? 

Die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe stellt einen Online-Lüftungsrechner zur Verfügung, mit dem Sie abhängig von der Raumgröße und der Anzahl der anwesenden Personen berechnen können, in welchen Intervallen Sie lüften sollen.

Eine sogenannte CO2-Ampel gibt einen schnellen und unkomplizierten Hinweis, wann es Zeit zum Lüften ist. Die Geräte messen den Kohlenstoffdioxid-Gehalt in der Luft. Inzwischen weiß man: Wenn viele Menschen sich in kleinen Räumen aufhalten, steigt der CO2-Gehalt und damit auch die Konzentration an Aerosolen. Allerdings lässt sich aus der CO2-Konzentration in der Luft keine Aussage über die Virenlast im Raum ableiten.

Als Faustregel für einen guten Luftwechsel gilt laut Umweltbundesamt ein CO2-Wert von maximal 1000 ppm (parts per million; Teile pro Million).

Wer kein Gerät zum CO2-Messen hat, kann sich mit der App CO2-Timer des "Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung" behelfen. Die App berechnet für Büro- und Unterrichtsräume die notwendigen Lüftungszeiten und erinnert akustisch daran, wann es wieder Zeit ist, die Fenster aufzureißen.

7. Lüften allein reicht nicht 

Das Robert Koch-Institut (RKI) warnt vor einem längeren Aufenthalt in kleinen, schlecht oder nicht belüfteten Räumen. Denn selbst wenn immer vorbildlich gelüftet wird, bietet das keinen hundertprozentigen Schutz vor Viren. Lüften macht das Abstandhalten und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nicht überflüssig. 

Wichtig sind folgende Maßnahmen:

Um sich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen, haben die zuständigen Stellen die sogenannte AHA-Formel entwickelt, die die wichtigsten Empfehlungen zusammenfassen soll:

  • A wie Abstand: Halten Sie im öffentlichen Raum mindestens 1,5 Meter Abstand zu anderen Personen.
  • H wie Hygiene: Häufiges und gründliches Händewaschen gilt immer noch als der beste Schutz, um sich (und damit auch andere) zu schützen. Wenn Sie keine Möglichkeiten zum Händewaschen haben, nutzen Sie ein Desinfektionsgel, das gegen Viren wirkt (siehe auch unten). Niesen Sie in die Armbeuge oder in ein Einweg-Taschentuch, das Sie anschließend wegwerfen. Drehen Sie sich dabei von anderen Menschen weg.
  • A wie Alltagsmaske: Seit Juni 2020 empfiehlt auch die WHO, Alltagsmasken zu verwenden. Tragen Sie an den vorgeschriebenen Orten (Supermarkt, öffentlicher Nahverkehr u.a.) eine Mund-Nasen-Bedeckung und am besten auch an anderen Stellen, wo sich viele Menschen ballen, z.B. in der Warteschlange auf dem Wochenmarkt. Je mehr Menschen sich auf diese Weise schützen, desto geringer die Viruslast in der Luft. Ein Gesichtsvisier aus Plastik ist kein Ersatz für eine Stoffmaske, sondern kann nur als Ergänzung dienen.

Lüften bei Erkältung: Ist das gesund oder gefährlich?

Wer eine Erkältung hat und sich fragt, ob er in diesem Fall überhaupt lüften soll, dem sei gesagt: Auf Lüften solltest du bei einer Erkältung oder einer anderen viralen Infektion nicht verzichten. Frische Luft ist wichtig fürs Raumklima und reduziert – wie oben beschrieben – die Virenlast in Innenräumen. Damit sinkt das Risiko, dass sich eine andere Person, die sich im selben Raum aufhält, ansteckt.

Und: Durch das Lüften verbessert sich das Raumklima – besonders im Winter, wenn die Luft durchs Heizen besonders trocken ist. Trockene Raumlüft begünstigt das Überleben von Viren in der Luft. Bei trockener Luft leiden die Flimmerhärchen der Nasenschleimhaut und können Krankheitserreger nicht so effektiv abtransportieren wie bei feuchter Luft. Bei einer trockenen Nasen- oder Rachenschleimhaut können sich Viren leichter einnisten.

Richtig lüften bei Erkältung

Wenn Sie krank oder kränklich sind, sollten Sie so lüften, dass Sie der Zugluft nicht zu lange ausgesetzt sind. Am besten ist es, wenn Sie stoßlüften oder während des Lüftens das Zimmer wechseln. 

Zwar ist kalte Luft nicht die Ursache für eine Erkältung, aber Zugluft kann eine Erkältung durchaus verschlimmern. Kalte Luft kann beim Einatmen die Atemwege zusätzlich reizen. 

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