PFAS im Trinkwasser: BUND findet Ewigkeitschemikalien in vielen Proben

Autor: Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 05.11.2025

Eine Untersuchung des BUND fand PFAS in vielen Trinkwasserproben.
Foto: Tatjana Meininger/Shutterstock

Von Juni bis Oktober 2025 hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) deutschlandweit Trinkwasserproben entnommen. Das Ergebnis: Die Mehrheit der untersuchten Proben enthält bedenkliche PFAS-Chemikalien. Deshalb fordert die Organisation eine schnellstmögliche Beschränkung für diese Stoffgruppe. 

Insgesamt 46 Trinkwasserproben sammelten Aktive des BUND für die Trinkwassertests an unterschiedlichen Orten in ganz Deutschland. Ein Labor untersuchte die Proben auf 58 PFAS-Einzelsubstanzen. Dabei stellte es in 42 dieser Proben PFAS-Chemikalien fest. 

Im Rahmen der Trinkwassertests entnahmen die BUND-Aktiven zusätzlich 13 Grundwasserproben und drei Oberflächenwasserproben. Auch hier stieß das Labor in zwölf Proben auf PFAS. Besonders bedenklich: Teils lagen die festgestellten Konzentrationen über den ab Januar 2026 geltenden Grenzwerten der Trinkwasserverordnung. 

"Unsere Stichproben zeigen, dass PFAS längst in unserem Wasserkreislauf angekommen sind – von Oberflächengewässern über Grundwasser bis ins Trinkwasser. Selbst tiefe Mineralwasserbrunnen sind betroffen", fasst Verena Graichen, BUND-Geschäftsführerin Politik, die Ergebnisse der Trinkwassertests zusammen.

PFAS im Trinkwasser: 

Konkret zeigte sich in der Laboranalyse, dass die untersuchten Trinkwasserproben am häufigsten und in der höchsten Konzentration mit den PFAS Trifluoracetat (TFA), Perfluorbutansäure (PFBA) und Perfluorpropansäure (PFPrA) verunreinigt waren.

Laut BUND handelt es sich dabei um nicht regulierte PFAS, die teilweise auch als "Ersatzstoffe" für bereits gesetzlich regulierte PFAS eingesetzt werden. Die Organisation kritisiert zudem, dass die zuständigen Behörden insbesondere Perfluorpropansäure (PFPrA) noch gar nicht auf dem Schirm hätten. 

In Wasserproben aus der Gemeinde Zeuthen in Brandenburg sowie den Städten Ludwigslust und Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern stieß das beauftrage Labor zudem auf Perfluoroctansäure (PFOA), für welches es in der Trinkwasserverordnung 2026 neue Grenzwerte geben wird.

Die analysierten Wasserproben enthielten PFOA-Konzentrationen, die diese Grenzwerte übersteigen. Ins Grundwasser sind sie laut BUND wahrscheinlich durch den früheren Einsatz von PFOA-haltigen Feuerlöschschäumen gelangt. 

Stark belastet war auch eine Wasserprobe aus dem Berliner Regierungsviertel, die in ihrer Gesamtsumme auffällig viele PFAS enthielt. 

Was sind PFAS?

Hinter dem Kürzel PFAS verbirgt sich die Stoffgruppe der per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Zu dieser Stoffgruppe gehören über 10.000 verschiedene Substanzen, die fett-, öl-, wasser- oder schmutzabweisend sind. Sie kommen unter anderem in Alltagsgegenständen wie beispielsweise Outdoorkleidung, beschichteten Pfannen oder Kosmetik zum Einsatz. PFAS sind auch als Ewigkeitschemikalien bekannt, weil sie langlebig sind und sich kaum abbauen.

Inzwischen sind PFAS nicht nur überall in der Umwelt sondern auch im menschlichen Körper nachgewiesen, denn wir nehmen diese Stoffe unter anderem über Lebensmittel und Trinkwasser auf. Dort werden sie mit einer Reihe von gesundheitlichen Risiken in Verbindung gebracht, zum Beispiel erhöhten Cholesterinwerten, Diabetes und einer verminderten Reaktion auf Impfstoffe. 

Welche Folgen haben PFAS im Trinkwasser?

Neben den gesundheitlichen Folgen warnt der BUND auch vor den steigenenden Kosten für die Wasserbetriebe. Denn die Wasseraufbereitung sei für diese, auch vor dem Hintergrund der neuen PFAS-Grenzwerte 2026 und 2028, mit großen technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen verbunden. Das könnten auch die Verbraucher zu spüren bekommen, an die die steigenden Kosten weitergegeben werden, so die Organisation. 

Was fordert der BUND?

"Wasserversorger können nicht die Müllabfuhr einer verfehlten Chemikalienpolitik sein", sagt Verena Graichen vom BUND. Die Organisation fordert darum eine schnellstmögliche Beschränkung der gesamten PFAS-Gruppe für alle Anwendungen, sowie eine vorsorgeorientierte Chemikalienpolitik zum Schutz von Umwelt und Gesundheit.

Bei der Aufbereitung von bereits mit PFAS kontaminierten Gewässern und Böden will sie darüber hinaus die Verursacher in die Pflicht nehmen.

So können sich Verbraucher schützen

Um die Aufnahme von PFAS-Verbindungen möglichst gering zu halten, rät der BUND Verbraucherinnen und Verbrauchern ihren Konsum von tierischen Nahrungsmitteln zu verringern. Denn eine frühere Untersuchung hat gezeigt, dass Lebensmittel wie Fisch, Innereien und Eier teilweise besonders starkt mit PFAS belastet sind. 

Trotz der aktuellen Ergebnisse sei Leitungswasser darüber hinaus die ökologische Wahl. Denn auch in Mineralwässern hat der BUND 2024 PFAS nachgewiesen. 

Auch ÖKO-TEST hat das Thema auch schon länger auf dem Schirm. Zuletzt kritisierten wir PFAS im Test von stillen Wässern, Papierstrohhalmen und Kinder-Gummistiefeln. Mehr dazu: 

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