Nickelallergie: So schützen Sie sich vor der häufigsten Kontaktallergie

Autor: Lino Wirag & Redaktion | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 31.08.2020

Nickelallergie
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Nickel führt die Hitliste der Kontaktallergene an. Jeder sechste bis siebte Erwachsene in Deutschland ist für Nickel sensibilisiert. Wenn Sie sich vor den Folgen einer Nickelallergie schützen wollen, gibt es aber ein einfaches Mittel.

Das harte, silbrige Metall Nickel kommt in vielen Legierungen von Gebrauchsgegenständen vor. Modeschmuck und Piercings, Brillengestelle, Reißverschlüsse, Knöpfe, Schlüssel, Türgriffe oder Metallspielzeug können Nickel enthalten. Weißgold für Schmuck hat einen Nickelanteil von 10 bis 13 %, aber auch in Edelstahl für Kochtöpfe, Tattoofarben oder Euromünzen kommt Nickel vor, sogar in Lederwaren und Zigarettenrauch. Denn: Ein Kilo Tabak enthält bis zu 5,4 mg Nickel, von denen 20 Prozent in den Rauch übergehen.

Nickelallergie: Folgen auch durch Nahrungsaufnahme

Nickel ist allgegenwärtig und kann nicht nur zum Problem werden, wenn die Haut damit in Berührung kommt: Bei besonders empfindlichen Personen kann es auch zu einer allergischen Reaktion kommen, wenn Nickel über die Nahrung aufgenommen wird. Säurehaltige Nahrungsmittel können Nickel auch aus Edelstahlkochgeschirr oder Wasserkochern lösen. Von Natur aus enthalten Sojabohnen, Kakao, schwarzer Tee, Weizenkleie sowie einige Nüsse und Hülsenfrüchte etwas mehr Nickel. Auch andere Lebensmittel wie Kartoffeln, Getreide oder Obst enthalten Spuren von Nickel, das sie während des Wachstumsprozesses aus der Erde aufnehmen.

Eine zu hohe Aufnahme des Metalls kann nicht nur allergische Reaktionen hervorrufen, sondern auch die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. ÖKO-TEST fand zuletzt zu hohe Nickel-Gehalte in Sojamilch sowie in veganem Brotaufstrich.

Eine Nickel-Dermatitis ist nicht nur sichbar, die Folgen können auch sehr schmerzhaft sein.
Eine Nickel-Dermatitis ist nicht nur sichbar, die Folgen können auch sehr schmerzhaft sein. (Foto: Rainer Fuhrmann / Shutterstock)

Eine Nickelallergie betrifft vor allem Frauen

Alles Gründe, warum Nickel seit Jahren ganz oben auf der Hitliste der Kontaktallergene steht. Laut dem European Centre for Allergy Research Foundation (ECARF) zeigten umfangreiche Untersuchungen, dass durchschnittlich 8,5 Prozent der Kinder bis zehn Jahren, rund 12 Prozent der Jugendlichen bis 17 Jahren und 15,5 Prozent der Erwachsenen in Deutschland eine Sensibilisierung (d.h. Allergiebereitschaft) für Nickel afuweisen. Frauen haben generell ein höheres Risiko als Männer, eine Nickelallergie zu entwickeln. ECARF macht u.a. den Kontakt mit Modeschmuck und Piercings dafür verantwortlich, dass Frauen im Schnitt häufiger für Nickel sensibilisiert sind.

Wer sensibilisiert ist, kann auf Nickel allergisch reagieren. Entscheidend dafür ist nicht der Nickelgehalt, sondern, wie viele Nickelionen zum Beispiel durch Schweiß aus einem Gegenstand freigesetzt werden und mit der Haut in Berührung kommen.

Niederländische Münzen aus Nickel. Sie waren bis zur Einführung des Euro 2001 in Holland im Umlauf.
Niederländische Münzen aus Nickel. Sie waren bis zur Einführung des Euro 2001 in Holland im Umlauf. (Foto: CC BY-SA 3.0 / Wikimedia Commons / W. Oelen)

Innerhalb der EU gelten für nickelhaltige Bedarfsgegenstände, die unmittelbar und länger mit der Haut in Berührung kommen können, Grenzwerte für die Nickelfreisetzung. Sie traten 1994 in Kraft und wurden 2007 durch die sogenannte REACH-Verordnung (für: Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien) verschärft. Zurzeit gilt die letzte Fassung aus dem Jahr 2009, nach der aus Schmuck und ähnlichem nicht mehr als 0,5 μg (= Mikrogramm) Nickel pro Quadratzentimeter pro Woche freigesetzt werden dürfen; bei Piercings sind es nur 0,2 μg.

Noch viele Möglichkeiten, Nickel zu begegnen

Auch wenn die Vorgaben strenger geworden sind, gibt es noch immer genug Möglichkeiten, mit zu viel Nickel in Kontakt zu kommen: Außerhalb der EU gekaufter Schmuck, Erbstücke sowie andere alte Legierungen können mehr Nickel abgeben als erlaubt. Besonders Modeschmuck, der aus dem EU-Ausland importiert wird, steht im Verdacht, die erlaubten Werte immer wieder zu überschreiten. Die Mehrzahl der Schmuckstücke, die in den letzten Jahren von europäischen Behören wegen erhöhter Werte beanstandet wurde, stammte aus China. Auch die Modekette Bijou Brigitte fiel seit 2017 viermal durch Produkte auf, die zu hohe Nickelgehalte freisetzten.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wies außerdem bereits 2008 in einer Stellungnahme darauf hin, dass beim Piercen ein besonderes Risiko besteht, gegenüber Nickel sensibilisiert zu werden. Wer sich dauerhaft durchlöchert, so das Argument, kann besonders intensiv mit dem Metall in Kontakt kommen.

Milchersatz-Test: Oft zu viel Nickel in Sojamilch

"Das Tragen von Piercings in jungen Jahren erhöht die Wahrscheinlichkeit, als Erwachsener eine Nickelallergie auszubilden", schreibt das BfR. Körperflüssigkeiten könnten das Metall leicht aus dem Piercingschmuck lösen.

Das BfR hatte Nickel auch in zahlreichen Tattoofarben und in Permanent-Make-up gefunden. Zuletzt warnte die Behörde vor einigen Jahren vor Metallbaukästen: In 29 von 32 untersuchten Spielzeugkästen war der gesetzliche Grenzwert für die Nickelfreisetzung aus Spielzeug überschritten worden.

Nickelallergie: Wie Sie sich schützen können

Wer noch keine Beschwerden hat, kann eigentlich nur eines tun: den Kontakt mit Nickel nach Möglichkeit meiden. Nur so kann verhindert werden, dass es zu einer Sensibilisierung kommt. Wer nicht auf Schmuck oder Piercings verzichten will, für den bietet sich das (ebenfalls silbrige) Metall Titan als Alternative an. Titanunverträglichkeiten oder -allergien sind nicht bekannt. Das Metall kann nach bisherigem Kenntnisstand bedenkenlos auf der Haut getragen werden.

Bei einem Verdacht auf Nickelallergie ist der Gang zum Arzt angesagt, der den Patienten befragt und unter Umständen einen Hauttest durchführt. Dabei wird ein Pflaster mit Testkammern auf die (Rücken-)Haut geklebt. Die Testkammern enthalten allergieauslösende Stoffe, nach zwei bis drei Tagen kann eine mögliche Allergie festgestellt werden.

Wer bereits unter einer Allergie leidet, muss sich von nickelhaltigen Gegenständen so gut wie möglich fernhalten, insbesondere längerer Hautkontakt ist zu vermeiden. Ist das nicht möglich, helfen bei schwereren Allergieverläufen zusätzliche Maßnahmen wie Schutzhandschuhe oder -kleidung.

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