Neun von zehn Kindern leiden unter verpesteter Luft

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 30.10.2018

Neun von zehn Kindern leiden unter verpesteter Luft
Foto: Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / SD-Pictures

Schlechte Luft ist für Millionen von Kindern lebensgefährlich. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) atmen 93 Prozent der Kinder weltweit vergiftete Luft ein. Viele sterben daran.

Weltweit sterben sieben Millionen Menschen jährlich vorzeitig an den Folgen verschmutzter Luft. 600.000 davon sind Kinder unter 15 Jahren. Weil Kinder besonders gefährdet sind, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO in ihrem aktuellen Bericht die Folgen der Luftverschmutzung speziell für Kinder unter die Lupe genommen.

Ein Grund, warum Kinder besonders anfällig sind für die Auswirkungen der Luftverschmutzung: Sie atmen schneller als Erwachsene und nehmen deshalb mehr Schadstoffe auf. Zudem leben Kinder näher am Boden, wo einige Schadstoffe Spitzenwerte erreichen – in einer Phase, in der sich Gehirn und Körper noch entwickeln.

„Jeden Tag atmen 93 Prozent der weltweit unter 15-jährigen Kinder Luft, die so verschmutzt ist, dass sie ihre Gesundheit und Entwicklung ernsthaft gefährdet“, so die WHO in ihrem aktuellen Bericht, der sich auf Zahlen aus dem Jahr 2016 bezieht. "Verschmutzte Luft vergiftet Millionen von Kindern und ruiniert ihr Leben", sagt Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, WHO-Generaldirektor. "Das ist unentschuldbar. Jedes Kind sollte saubere Luft atmen können, damit es wachsen und sein volles Potenzial entfalten kann."

Schon Babys im Mutterleib sind gefährdet.

Die WHO spricht in ihrem neuen Bericht zu Kindergesundheit von einer „globalen Gesundheitskrise“: „Die Luftverschmutzung ist eine der größten Bedrohungen für die Gesundheit von Kindern und macht fast einen von zehn Todesfällen bei Kindern unter fünf Jahren aus.“ Betroffen seien vor allem Menschen in ärmeren Ländern.

Schadstoffe können schon Babys im Mutterleib gefährden, warnt die WHO. Atmet eine schwangere Frau verschmutzte Luft ein, gelangen die Schadstoffe über den Blutkreislauf zum ungeborenen Kind. Die Schadstoffe können die DNA schädigen und so zu Entwicklungsstörungen, Allergien, Asthma und Krebs führen.

Auch in Innenräume ist die Luft verschmutzt

Die WHO unterscheidet zwischen Verschmutzung der Außenluft und der Luft in Räumen. Unter freiem Himmel ist die Verbrennung von fossilen Rohstoffen oder Abfall, sind Industrie- und Autoabgase, Waldbrände und Vulkanausbrüche für die Verschmutzung verantwortlich. In Innenräumen sorgt der Rauch von Kerosin, Kohle und Holz zum Kochen, Heizen oder als Beleuchtung für schlechte Luft. Vor allem für Kinder, die in den ersten Jahren viel Zeit in Räumen verbringen, ist das extrem gesundheitsgefährdend.

Auch für Erwachsene sind die Folgen der Luftverschmutzung gravierend - ein Drittel der Todesfälle durch Schlaganfall, Lungenkrebs und Herzerkrankungen sei auf Luftverschmutzung zurückzuführen. "Dies ist ein gleichwertiger Effekt wie das Rauchen von Tabak und viel höher als etwa die Auswirkungen eines zu hohen Salzkonsums", gibt die WHO zu bedenken.

Luftverschmutzung: die Forderungen der WHO

Die WHO fordert die Länder auf, die noch keine Daten zur Luftverschmutzung erheben, das nachzuholen. Besonders in den Entwicklungs- und Schwellenländern sei dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung weniger mit Holz heize und koche. Hier wird noch oft auf offenem Holzfeuer gekocht und geheizt, weil es keinen Zugang zu Elektrizität gibt. Wenn dazu noch die Belüftung in den Hütten schlecht ist, ist das extrem gesundheitsschädigend.

Alle Länder sind aufgerufen, sich für bessere Luftqualität einzusetzen und die Gesundheit und Sicherheit von Kindern zu verbessern, so der Appell der WHO an alle Länder weltweit. Wichtig sei jetzt, die große Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und erneuerbare Energiequellen zu fördern.

Quelle: www.who.int