Nach Rückrufen: Hersteller stoppt Export gesundheitsgefährdender Chips nach Deutschland

Autor: Redaktion (bw/lw)/dpa | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 14.11.2023

Nach Rückrufen: Hersteller stoppt Export gesundheitsgefährdender Chips nach Deutschland
Foto: Shutterstock/Lightspruch; Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Bereits mehrfach mussten Kinder und Jugendliche nach dem Verzehr extrem scharfer Chips ins Krankenhaus. Zuletzt wurde ein Produkt mit dem Namen "Hot Chip Challenge" zurückgerufen, von dem Gesundheitsgefahr ausging. Nun hat der Hersteller angekündigt, die extrem scharfen Chips nicht mehr in Deutschland verkaufen zu wollen.

Ein neuer Trend unter Kindern und Jugendlichen: die sogenannte "Hot Chip Challenge", bei der extrem scharfe Chips gegessen werden. Die Mutprobe wird häufig gefilmt und anschließend über Messenger oder Social Media geteilt. Der umstrittene Trend hat bereits zu Notarzteinsätzen und Krankenhausaufenthalten geführt. Einige Bundesländer denken bereits über ein Verbot entsprechender Produkte nach. Zuletzt wurden mehrere Chargen extrem scharfer Chips wegen der bestehenden Gesundheitsgefahren zurückgerufen.

Nun hat der tschechische Hersteller des Produkts "Hot Chip Challenge", angekündigt, das umstrittene Produkt nicht mehr nach Deutschland auszuliefern. Die Verpackung des Produkts zeigt eine feuerspeiende Chilischote, hat die Form eines Sarges und enthält einen einzigen, extrem scharfen Tortillachip – sowie Latexhandschuhe zum Anfassen. Die Herstellerfirma hat in der Vergangenheit immer wieder betont, alle gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen.

Extrem scharfe Chips zurückgerufen

Dieses Produkt wurde zuletzt zurückgerufen:

  • Produkt: "Hot Chip Challenge" von ALL - Z (Verpackung siehe Bild oben, Abbildung rechts)
  • Mindesthaltbarkeitsdaten: 13.07.2024 bis 10.12.2024

Insgesamt haben drei Firmen mit Sitz in Frankfurt, Erfurt und Gießen das Produkt, auf dem eine feuerspuckende Chilischote abgebildet ist, zurückgerufen. Es wurde in fast alle Bundesländer geliefert: Betroffen sind Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.

In dem Produkt "Hot Chip Challenge" seien stark schwankende und teilweise extrem hohe Gehalte an Capsaicin festgestellt worden, heißt es in mehreren Warnungen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit seit dem 6.11.2023.

Mittlerweile lägen den Überwachungsbehörden zahlreiche amtliche Gutachten zu verschiedenen Chargen des Produkts vor. Vermutlich seien alle Chargen betroffen.

"Reden Sie bitte auch mit Kindern und Jugendlichen in Ihrer Umgebung und weisen Sie sie auf die Gefahren hin", heißt es in der Warnung.

Das Capsaicin aus Chilis kann zu Magenschleimhaut beschädigen und zu Erbrechen, Atemnot und Kreislaufkollaps führen.
Das Capsaicin aus Chilis kann zu Magenschleimhaut beschädigen und zu Erbrechen, Atemnot und Kreislaufkollaps führen. (Foto: Shutterstock / S. Singha)

Gesundheitsamt warnt vor "Hot Chip Challenge"

Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) warnte Anfang November vor den extrem scharfen Tortilla-Chips. Das Capsaicin in den Chips könne die Magenschleimhaut beschädigen und zu Erbrechen, Atemnot und Kreislaufkollaps führen. Erhebliche Gesundheitsgefahren seien auch durch das Einatmen des Capsaicin-Staubes möglich.

Der Capsaicin-Gehalt einzelner Produktchargen sei sehr unterschiedlich. Verbraucher könnten aber nicht erkennen, ob ein besonders hochkonzentriertes Produkt vorliegt.

Was hat es mit Capsaicin auf sich?

Der scharf brennende Geschmack wird durch Inhaltsstoffe der Chili aus der Gruppe der Capsaicinoide (wie Capsaicin) verursacht. "Diese Alkaloide werden von diversen Paprika-Arten (zu denen auch der Chili gehört) gebildet und sollen Fraßfeinde der Pflanzen davon abhalten, die Früchte zu verzehren", erklärte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). 

Wie lassen sich Beschwerden nach dem Verzehr lindern?

Wer zu scharfe Chips oder andere Lebensmittel gegessen hat, sollte auf keinen Fall Wasser zur Linderung der Beschwerden trinken. Da Capsaicin Teil einer Fettsäure ist, ist es nicht wasserlöslich. Hilfreicher ist es, Milch, Sahne oder Joghurt zu sich zu nehmen. Wer keine Luft mehr bekommt, sollte auf jeden Fall den Notarzt rufen.

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